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Transgenderismus/Transsexualität/
Intersexualität — Grundlagen

von Lynn Conway

http://www.lynnconway.com/

Copyright @ 2000-2005, Lynn Conway.

Alle Rechte vorbehalten .

 

Ins Deutsche übersetzt von Beate R. und Jane Thomas

 

Teil IIa:

Transsexualismus (Fortsetzung)

 

Englisch, Español, Français,

Português, Русский

 

 

 

Teil I: Geschlechtszugehörigkeit & Trangenderismus (de)

Teil II: Transsexualität (MzF) (de)

Teil IIa: (TS Fortsetzung)
Teil III: Das Leben als Frau nach der Geschlechtsangleichung 
 
 
 

 

Teil IIa - Inhalt:

 
 Transitionen in der Jugend
 Die größte Hürde für den Übergang: sich den eigenen Ängsten stellen
 GLBT-Aktivismus, der TG und TS in der "Opferrolle" wahrnimmt, verschlimmert die Angst
 WARNUNG: sei Dir der wahren Risiken und Erfolgsfaktoren des Wechsels bewusst
 Risiken erkennen, entscheiden und konsequent handeln
 Wie können Familie, Freunde, Lehrer und Arbeitskollegen eine transsexuelle Frau bei ihrem Übergang unterstützen?
 Wie könnte Transsexualismus bei größerem Verständnis für das Leiden einmal behandelt werden?
 Erfolgsgeschichten: Webseiten über erfolgreiche Post-OP-Frauen
 
 
 

 
Transitionen in der Jugend
 
Im vorigen Teil ging es um die, die erst spät im Leben wechseln. Glücklicherweise verbessern sich die Chancen transsexueller Mädchen, bereits früh in ihrem Leben wechseln zu können, zusehends. Die offenkundigen Einschränkungen bei späten Transitionen sollten ein deutliches Signal für transsexuelle Jugendliche sein, sich frühzeitig um Hilfe zu bemühen und sich über die Möglichkeiten zum Lindern ihres Leidens zu informieren (siehe hierzu Andrea James' Seite Transitioning Early in Life).
 
Die Ergebnisse eines Wechsels in den Zwanzigern oder sogar noch früher überzeugen. "Katie" war bei ihrer ersten Erwähnung auf diesen Seiten eine junge Mittzwanzigerin, die gerade ihre Gesichtsfeminisierungsoperation (FFS) hinter sich gebracht hatte. Sie konnte den Übergang ohne Verlust ihres Arbeitsplatz vollziehen und befand sich im Alltagstest. Inzwischen hat sie ihren Weg abgeschlossen und ist in Leben und Karriere sehr erfolgreich. Ihr Werdegang und ihre Website geben anderen jungen Transsexuellen Anlass zur Hoffnung. Hier einige Bilder als Überblick über ihre Transition:
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Immer mehr jugendlichen Transsexuellen gelingt es, auch in ihren Familien Unterstützung zu finden. Viele können den Übergang in ihrer Zeit am College vollziehen, und manche haben sogar das Glück, bereits in ihrer Schulzeit wechseln zu können — sofern ihre Eltern dies unterstützen.
 
Ein derart frühzeitiger Wechsel bringt transsexuellen Mädchen ungeheure Vorteile; denn ihr bleiben die schwerwiegenden Veränderungen ihrer Statur und ihres Gesichts erspart, die im späten Teenageralter und den Zwanzigern von den männlichen Hormonen verursacht werden. Auch die vor kurzem veröffentlichte 6. Ausgabe der Standards of Care der HBIGDA befürwortet nunmehr eine derart frühe medizinische Intervention, wenn intensiver MzF-Transsexualismus vorliegt.
 
Mit der Gabe von Antiandrogenen und Östrogenen bereits im mittleren Teenager-Alter kann bereits die Pubertät für die Entwicklung hin zur Frau genutzt werden. Die Ga-OP kann dann etwa im Alter von 18 durchgeführt werden. Ein transsexuelles Mädchen könnte dann in normalem Alter wie alle anderen jungen Frauen auch ihre Erfahrungen sammeln und genießen. "Just Evelin" beschreibt dies auf herzerwärmende Weise in Mom, I Need to be a Girl (de), Walter Trook Publ., 1998. Ergänzend wird auf den Artikel "Teen transsexuals: When do children have a right to decide their gender (Wann haben Kinder das Recht, über ihr Geschlecht zu entscheiden)?" in salon.com verwiesen.
 
 
Die Niederlande — führend in der Hilfe von Jugendlichen mit GID durch frühe Transitionen
 
An der vordersten Front in der Diagnose und frühzeitigen Behandlung von Geschlechtsidentitätsabweichungen im Kindes- und Jugendalter stehen die Niederlande. Prof. Dr. Peggy Cohen-Kettenis (klinische Psychologin und Psychotherapeutin am medizinischen Zentrum der freien Universität Amsterdam) ist eine aktive Befürworterin einer humanen Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die an einer intensiven Geschlechstsidentitätsabweichung (GID) leiden. In jahrelangen umfangreichen Forschungsarbeiten entwickelte sie neuartige Vorgehensweisen für die Behandlung dieser Jugendlichen. Weitere Informationen über Dr. Cohen-Kettenis und ihre Arbeit kann man dem Nieuwsbrief April 2000, Biosketch entnehmen. Bei Mädchen wie Nicole aus den Niederlanden können reversible Hormonbehandlungen bereits früh einsetzen und so die Pubertät verzögern; die Gabe gegengeschlechtlicher Hormone kann mit 16 beginnen. Wenn die Indikation positiv bleibt, kann mit 18 die Ga-OP durchgeführt werden.
 
Ein Bericht über Nicole (in niederländischer Sprache), die ihren Wechsel bereits als Teenager vollzieht, zeigt, wie auch in anderen Ländern den betroffenen Kindern geholfen werde könnte, wenn nur die jeweiligen Gesellschaften entgegenkommender und verständnisvoller wären. Nicole geht jetzt ihren Weg, wie er durch das Behandlungskonzept von Dr. Cohen-Kettenis vorgezeichnet ist:
 

 

Nicole, 13 J. (ihre Geschichte auf Holländisch)

Ein hübsches, junges Mädchen aus den Niederlanden, das zur Zeit

mit voller familiärer und ärztlicher Unterstützung den Wechsel vollzieht.

 
 
 
Im Altern von 18 Jahren wird Nicoles Geschlechtsangleichung vollständig sein, und sie wird als Frau ein normales Leben führen können. Bereits ihre Jugend wird sie als Mädchen verbringen und sich fast wie jedes Mädchen sozial assimilieren können. Die psychologische und medizinische Versorgung wird vollständig vom holländischen Gesundheitswesen getragen. Die zahlreichen guten Ergebnisse des Behandlungskonzepts von Dr. Cohen-Kettenis' werden mittlerweile im Westen anerkannt. Hoffentlich greifen dies in Zukunft weitere Therapeuten auf und sorgen dafür, dass die niederländische Vorgehensweise auch andernorts in der Breite angewendet wird.
 
Weitere Verweise auf Nicoles Geschichte und Übersetzungen weiterer Berichte über Transitionen Jugendlicher aus den Niederlanden sind im folgenden aufgeführt. Einige diese Informationen sind der holländischen GID-Website Landelijke Kontaktgroep T&T (LKG T&T) entnommen. Sie wurden von Barbara Blake, selbst Mutter einer jungen Transgender-Tochter, ins Englische übersetzt:
 
 
 
 AUS NEILS WURDE NICOLE:
"Jetzt kann ich endlich sein, wer ich wirklich bin"
 
Nicoles Erklärung für ihre Schulklasse
 
Falscher Körper... Sie haben dieses 'Ding''
 
 
Transsexuelle Kinder aus den Niederlanden, aus dem Artikel
"Wrong Body" der Zeitschrift 'Volkskrant'
von Ellen de Visser, 13 September 2003
 
 
Jasmijn, 9 Jahre
 
Manon, 10 Jahre
 
Kristel, 11 Jahre
 
Willem, 12 Jahre
 
Valentin, 13 Jahre
 
Jamie, 14 Jahre
 
 
Ein neuer Präzedenzfall in Deutschland:

In einer deutschen Grundsatzentscheidung bekam die 14 jährige Johanna die Erlaubnis, mit der Hormontherapie zu beginnen und ihren Wechsel vom Jungen in ein Mädchen einzuleiten. Mit voller Unterstützung ihrer Mutter Anke wurde Johanna schon früh als Mädchen aufgezogen. Anke und Johanna überzeugten die deutsche Ethikkommission, die Erlaubnis für Johannas frühen Wechsel zu geben. Man war so in der Lage, frühzeitig einzugreifen und Johannas Vermännlichung durch Testosteron zu vermeiden. Ankes wunderbare Geschichte über Johannas Leben "Die mutige Entscheidung meiner Tochter" (de) am 14. 6. 2004 in einer Ausgabe der britischen Zeitschrift Woman's Own veröffentlicht. [Anm. d. Übers: s. auch Die Zeit, Ein Traum von Mädchen (Ausgabe 23/2004)]

 

 

          

Johannes, 3 Jahre                jetzt Johanna, 14 Jahre

 

Die mutige Entscheidung meiner Tochter (Deutsch),

My Daughter’s Brave Choice (Englisch)La valiente decisión de mi hija (Español),

Le courageux Choix de ma fille (Français),  La scelta coraggiosa di mia figlia (Italiano)

A lányom bátor választása (Magyar), Wybór mojej córki (Polski)

Смелое решение моей дочери (Russisch)
 

 

Die Situation andernorts

Frühe Diagnose und Behandlung Transsexueller werden gegenwärtig in den meisten anderen "fortschrittlichen Ländern" sehr unterschiedlich gehandhabt. Eltern, die informiert, aufgeschlossen und mutig genug sind, können ihrem Kind helfen. Aber die meisten Familien wissen über diese Möglichkeiten nicht Bescheid, sind nicht guten Willens, oder können sie sich nicht vorstellen, wie schlimm es ist, einen Teenager dazu zu zwingen, im falschen Geschlecht heranzuwachsen, und erst später im Erwachsenenalter eine viel schwierigere Korrektur vorzunehmen.
 
Eine jugendliche Transsexuelle ist deshalb oft mit der verzweifelten Entscheidung konfrontiert, ob sie sich ihren Eltern offenbaren sollte — oder nicht. Findet sie Hilfe für ihren Wechsel? Oder wird sie auf die Straße verstoßen? Auf diese Frage über Leben und Tod wird sie wird vermutlich keine Antwort erhalten. Es ist in vielen Familien nach wie vor allzu üblich, ein transsexuelles Kind abzuweisen und zu "exkommunizieren," wenn es sich offenbart und Hilfe sucht. TG/TS-Kinder werden von ihren Eltern noch öfter als homosexuelle Kinder einfach "weggeworfen:" verstoßen aus der Familie, verdammt dazu, ohne Unterstützung auf sich gestellt den Übergang zu wagen -— immer wieder an den Rand gedrängt in ein Leben als Prostituierte auf den Straßen der Innenstädte (wie bereits an anderer Stelle gesagt).
 
Sogar in den Fällen, in denen die Eltern ihrem Kind helfen wollen, bei dem Geschlechtsidentitätsstörung oder GID diagnostiziert wurde (einem für Transgenderismus bzw. Transsexualismus häufig verwendeten Ausdruck), schreitet unter Umständen der Staat ein, um eine dem Empfinden entsprechende Geschlechtszuweisung verhindern. So entzog beispielsweise kürzlich der Bundesstaat Ohio den Eltern eines sechsjährigen transsexuellen Mädchens das Sorgerecht, weil sie "ihn" als Mädchen gekleidet zur Schule schickten. Bei dem Kind war bereits eine GID diagnostiziert; es hatte sich seit seinem dritten Lebensjahr als Mädchen gefühlt. Sozialarbeiter behaupteten, dass das Kind hiervon geheilt werden könne anstatt von den Eltern dazu "ermutigt" zu werden.
 
Unter Umständen kann ein Kind wegen seines "Crossdressings" sogar der Schule verwiesen werden. Betroffene Schüler müssen mit ernsthaften Anfeindungen von ihren Lehrern und Rektoren rechnen, wenn diesen das Verständnis der Situation und der Geschlechtsidentität als grundlegendem Teil unserer Persönlichkeit fehlt. Vor einigen Jahren wurde Alex McLendon, eine beliebte 15-jährige Schülerin von der Georgian Country Day School, einer Privatschule in Carrolton/GA, der Schule verwiesen, weil sie nicht "als Junge" angezogen war — obwohl sie eine Geschlechtsidentitätsabweichung diagnostiziert war und trotz elterlicher Unterstützung für das Leben ihrer Geschlechtsrolle.
Alex McLendon (links) wurde mit 15 Jahren von der Schule verwiesen, weil sie sich nicht als Junge anzog -— obwohl ihre abweichende Geschlechtsidentität diagnostiziert war und sie von ihren Eltern unterstützt wurde. Inzwischen heißt sie Keela (rechts) und ist eine hübsche 20jährige Frau.
 
Glücklicherweise gibt es hierzu seit kurzem einen wichtigen Präzedenzfall aus Brockton, MA: eine Schule in Brockton begründete den Ausschluss einer transsexuellen Schülerin mit dem Unbehagen anderer Schüler. In der zweiten Instanz wurde dies zurückgewiesen, und zwar mit der Begründung, dass es für die Klägerin einer Verleugnung ihrer Identität entspräche, wenn man sie daran hindere, weibliche Kleidung zu tragen, bloß weil dies bei irgendjemand Unbehagen auslöse.
Wohlmeinende Eltern wenden sich mit einem Kind, das "das Geschlecht ändern" möchte, häufig an traditionelle Psychiater. Leider ist es immer noch weit verbreitet (entsprechend der inzwischen nicht mehr anerkannten Theorie von John Money), dass es sich bei der GID um eine Geisteskrankheit handele. Diese Psychiater glauben daher, dass sie diese Kinder von ihrem Leiden heilen könnten, und ihre Ansätze schließen regelmäßig Entwöhnungstherapien bei striktem Einhalten der Geschlechtsrollen ein. Die betroffenen Kinder leiden hierdurch sehr. Ihre Transitionen werden hierdurch nur hinausgezögert. Dies nimmt ihnen die besten Jahre ihres Lebens im korrekten Geschlecht. Dieser grausame und unwissenschaftliche Umgang steht moralisch und medizinisch auf der gleichen Stufe wie die operativen Zwangszuweisungen Intersexueller im Kindesalter. Derartige Behandlungsmethoden schlagen unweigerlich fehl. Sie werden daher in Zukunft in Misskredit geraten.
 
Glücklicherweise gibt es jedoch auch gute Nachrichten. Neuere Entwicklungen, z.B. ein weitaus einfacherer Zugang zu weiblichen Sexualhormonen (aus dem Ausland über das Internet erhältlich) und die Etablierung hervorragender Zentren für geschlechtsangleichende Operationen in Thailand, und in denen die Ga-OP nur um die 6000 $ kostet (s. New York Times vom 6. Mai 2001)), erleichtern es jüngeren Transsexuellen ungemein, ihre Transition bereits in ihren frühen Zwanzigern oder noch früher abzuschließen.
Daher könne jetzt viele jüngere Transsexuelle ihr Leben selbst in die Hand nehmen, mit der Hormonsubstitution beginnen und ihre soziale Transition vollziehen, sobald sie hinreichend androgyn sind — und dabei bereits für die Operationen ansparen. Die Chirurgen in Thailand bestehen nicht auf dem vollständigen Protokoll der HBIGDA und reduzieren so die in den USA übliche Bürde einer mehrjährigen Psychotherapie, gefolgt von einer zweiten Therapie, in der für die Indikation der Ga-OP eine unabhängige Meinung eingeholt wird.
 
[Anmerkung: es ist hilfreich, sich vor Augen zu halten, dass es in Thailand eine lange Tradition gibt, Transgender sozial zu integrieren (sie werden dort 'Katoey' genannt). Sie können dort als Crossdresser oder auch offen als Frauen leben. Obwohl es keine vollkommene Gleichberechtigung gibt, müssen sie im Gegensatz zu anderen Ländern nicht in Angst und Elend leben. Daher ist die Zahl der sichtbaren und bekannten Transgender und Transsexuellen um ein vielfaches größer als in den westlichen Ländern, in denen Transgender üblicherweise entweder mit gutem Passing unsichtbar sein oder aber versteckt und zurückgezogen leben müssen.]
 
Als noch billigere Alternative können transsexuelle Frauen inzwischen relativ einfach eine Orchiektomie (Kastration) vornehmen lasen. Diese kostet um die 1000 - 2000 $ und kann ohne die aufwändige Indikation zur vollständigen Ga-OP durchgeführt werden (Verweise auf entsprechende Kliniken finden sich auf Lynns Seite zur Ga-OP (de)). Nach der Kastration wird der Körper nicht mehr vom Testosteron beeinträchtigt, und die feminisierende Wirkung des Östrogens wird um einiges stärker (besonders bei jungen Frauen). Dies kann jüngeren Frauen helfen, rasch ein ordentliches Passing zu erzielen und so Zeit zu gewinnen und ohne den schrecklichen und verzweifelten Druck auf die Ga-OP anzusparen.
 
Die spanische Schauspielerin Carla Antonelli zeigt auf ihrer Website Bilder attraktiver TG/TS-Frauen, die die wunderbaren Ergebnisse zeigen, die sich bei einer frühen Transition ergeben können. Dies zeigt ganz deutlich: wenn eine Transsexuelle ganz sicher weiß, dass sie unausweichlich eine Frau werden muss, gibt es keine Zeit zu verlieren. Sie sollte jede weitere Maskulinisierung unterbinden und wenn irgend möglich bereits als Teenager mir ihrer Feminisierung beginnen.
 
Mit dem zunehmend besseren Verständnis und der wachsenden Akzeptanz eines Geschlechtswechsels als der angemessenen Behandlung für Transsexualismus werden zunehmend mehr Betroffene in jüngeren Jahren ihre Transition durchführen können. Besonders wenn dies noch in der Jugend geschieht, sind transsexuelle Kinder nicht gezwungen, im falschen Geschlecht aufzuwachse. Sie werden stattdessen ein vollständiges Leben im empfundenen Geschlecht führen können. (Hierzu sei auf folgenden Artikel in der britischen Zeitschrift Sunday Express verwiesen: "I am never going to be a man, mummy, when I grow up it will be as a woman (Mutti, ich will niemals ein Mann sein, wenn ich einmal groß werde, werde ich es als Frau").
 
Seht doch nur das glückliche Gesicht von Deborah Davis, dieser attraktiven jungen Frau aus Australien auf den folgenden Bildern. Bereits im zarten Alter von 17 konnte sie als jüngstes transsexuelles Kind in Australien ihre Ga-OP durchführen lassen. Ihre Geschichte wurde im Jahr 1998 in Australian Woman's Day wiedergegeben. Stellt Euch das Glück vor, dass Deborah empfand, als sie so früh aus der geschlechtlichen Falle erlöst wurde, in der sie sich befand. Stellt Euch außerdem vor, was gewesen wäre, wenn Deborah in einem Umfeld aufgewachsen wäre, das sie weniger unterstützt hätte.
 
 
Bilder von Deborah Davis, Copyright Australian Woman's Day, 1998.
 
 
 
 
 
 
Fragt Euch angesichts dieser Bilder doch bitte: was würdet Ihr unternehmen, wenn Euer Kind transsexuell ist? Würdet Ihr sie zu einem Psychiater schleppen und versuchen, sie zu von ihrer "sexuellen Abartigkeit zu heilen," indem ihr sie durch eine "Aversionstherapie konditioniert"? Würdet Ihr alles unternehmen, um sie von der Transition abzuhalten bis sie viel älter ist und dadurch zu belasten, dass ihr Aussehen durch das Testosteron grässlich maskulinisiert und entstellt wird? Würdet Ihr sie hinauswerfen in die Gosse, wie es so viele Eltern ihren transsexuellen Kindern antun? Oder würdet Ihr als liebevolle Eltern das verängstigte Mädchen im Körper dieses Jungen erkennen? Und würdet Ihr genug Liebe für sie empfinden, um ihr zu helfen, aus dieser Falle herauszukommen, damit sie so wie die kleine Deborah ein normales Leben führen kann?
 
Auch für junge TS, die von Ihren Eltern keine Unterstützung erhalten, gibt es zahlreiche Wege in eine frühe Transition. Natürlich stehen manche Mädchen derart unter dem Zwang zum Wechseln, dass sie einfach ausreißen und in den Straßen der großen Städte ihr Glück suchen müssen. Andere wiederum sind vorsichtiger und zwingen sich dazu, auszuhalten, bis sie ihren Schulabschluss haben, ausziehen und selbständig leben können - entweder um zu arbeiten oder ins College zu gehen - und dann erst mit der Transition zu beginnen.
 
Kinder, die in die großen Städte wie New York City, San Francisco, oder Los Angeles gehen, können inzwischen auch dort Hilfe finden. In der Regel finden Sie Kontakt zu anderen Betroffenen und damit wenigstens ein paar Freunde und Sozialkontakte. Manche Großstädte, z.B. San Francisco, fördern sogar Einrichtungen, in denen junge TG und TS Hilfe bei der Transition erhalten, mit der Hormonsubstitution beginnen und sogar einfache Jobs in ihrer neuen Geschlechtsrolle finden können. Wie wir jedoch in Teil I sahen, enden viele dieser Kinder in der Prostitution, mit allen Risiken, die sich daraus ergeben, wie Drogenmissbrauch, HIV, sexueller Ausbeutung und transphober Gewalt.
 
Kinder, die noch bis zu ihrem Schulabschluss warten können, haben eine wesentlich größere Chance, die Kurve zu kriegen. Einige können noch in der Schule ihre Transition vorbereiten, aus dem Web Information sammeln und ihr Vorgehen planen. Manchen gelingt es noch in der Schule, mit der Hormontherapie zu beginnen, ohne dass es auffällt. Dies kann ihre langfristige Perspektive für die Transition stark verbessern.
 
Bildung als Schlüssel zu früheren, leichteren und erfolgreicheren Transitionen:
 
Ein wichtiger Rat, den Lynn transsexuellen Kindern auf den Weg geben möchte, ist zu versuchen, unabhängig von ihren sonstigen Schritten einen möglichst guten Schulabschluss zu erreichen, um dann an ein gutes College gehen zu können. Am College ist ein erfolgreicher früher Wechsel mittlerweile vergleichsweise einfach möglich. Dieser Weg ist sogar günstiger als die Transition on-the-Job auf einer geringqualifizierten Arbeitsstelle.
 
Im Vergleich zur High-School sind College-Studenten ausgesprochen anonym, besonders wenn das College relativ weit vom Heimatort entfernt ist. Die Kommilitonen sind deutlich reifer, neigen viel weniger zum Tratschen, und sie bestehen weitaus weniger stark auf Konformität zu Gruppenzwängen als an der High School. An den meisten modernen Colleges herrscht ein Klima von Offenheit und Toleranz gegenüber Unkonventionellem. Solange man als junge Transsexuelle ein durchschnittliches modernes College oder eine moderne Hochschule besucht, dürften auch nur wenige Kommilitonen transphob sein (ganz im Gegensatz zu einigen konfessionsgebundenen Schulen oder in der südlichen "Rednack"-Region). Dementsprechend wird man in den meisten Universitätsstädten oder -standorten Möglichkeiten zum Einkaufen, zur Erholung oder der sozialen Eingewöhnung finden, die auch mitten in der Transition relativ sicher und angenehm sind.
 
Wenn möglich sollten junge Transsexuelle sich um ein Stipendium bemühen und den Besuch eines staatlichen Colleges oder einer staatlichen Hochschule ins Auge fassen, besonders wenn ihre Transition nicht von ihren Eltern unterstützt wird. Das würde sich die finanzielle Abhängigkeit von den Eltern verringern. Es wäre dann einfacher, einen Abschluss auch dann noch zu erreichen, wenn die Eltern von der Transsexualität erfahren und versuchen, den Wechsel zu verhindern. Die zusätzlichen Mittel für Hormone und Epilation könnten sie dann durch Jobben erwerben und auf diese Weise die körperliche Veränderung so weit voranbringen, dass die soziale Transition abgeschlossen werden kann. In den Sommerferien beispielsweise zwischen Junior- und Senior-Jahr oder auch zwischen Examen und Graduiertenschule könnten dann die Papiere geändert werden, damit die alte Identität im Herbst nicht mehr bemerkt werden kann — ganz besonders in der Anonymität der Massenuniversitäten. Weil die Graduation bereits in der neuen Identität erreicht wurde, wird es leichter, eine Anstellung finden und die Berufslaufbahn beginnen, ohne die hormonelle und soziale Transition aufdecken zu müssen.
 
Das soll jetzt nicht heißen, dass eine Transition am College ein einfaches Unterfangen sei. Es kann eine unglaublich schwierige Zeit sein. Nur an wenigen Hochschulen gibt es Regelungen oder Anlaufstellen, die die Transition der Betroffenen erleichtern könnten. Sogar elementare Dinge wie die Anpassung des Studentenausweises und der Leistungsnachweise können manchmal zu großen Problemen ausarten. Die Betroffene benötigt ein stabiles Nervenkostüm, um alle Ämter der Hochschule darüber zu informieren, dass sie ihr Geschlecht gewechselt hat und einen neuen Namen führt. Wenn ihr Passing gut ist und wenn es ihr gelingt, dies ruhig und ohne allzu viel Furcht zu zeigen durchzuführen, werden heutzutage viele Hochschulen den Geschlechtswechsel einfach auf den Augenschein hin akzeptieren und den Namen in den Leistungsnachweisen aktualisieren. Wenn sie jedoch Pech hat und und an den falschen gerät, wird sie ihre Situation genauer erläutern und Atteste von Psychotherapeuten oder ähnliches beibringen müssen. Und wenn sie gar krank oder bei eine Unfall verletzt wird, kann sie vom Gesundheitsdienst des Colleges bloßgestellt und schikaniert werden. Nichtsdestotrotz ist es ungleich einfacher, den Wechsel am College durchzuführen als in allen anderen Umfeldern. Eventuelle administrative Probleme und Bloßstellungen sind die für gewöhnlich auf das Umfeld der Hochschule beschränkt, und nur wenige andere werden das später bemerken können.
 
 
Mehr zu Lynn's Gedanken zum Verbessern der Bedingungen für Transsexuelle an den Hochschulen hier:
 
Wie Colleges und Hochschulen ihre Unterstützung für die TG und TS unter ihren Studenten verbessern können (de)
 
 
Immer mehr Hochschulen stellen sich stillschweigend darauf ein, dass immer wieder transsexuelle Studenten ihren Wechsel an der Hochschule durchführen. Obwohl die meisten Hochschulen im Umgang mit der Problematik noch nicht ganz sicher sind, können Betroffene ihre Leistungsnachweise mit genügend Nachdruck gegenüber der Hochschulbürokratie in der Regel korrigieren lassen. Nach der Graduation kann man dann als junge Frau das neue Leben mit der Option auf Unauffälligkeit beginnen, ohne ständig von Gerüchten und Spott verfolgt zu werden. Der Beginn des Berufswegs erlaubt es, zu sparen, um dann den Wechsel mit der Ga-OP abschließen zu können.
 
Weitere Informationen über die Vorteile früher Transitionen finden sich in einem Bericht des Marie Claire Magazine (UK Edition) aus dem Juli 2002, der drei junge Frauen vorstellt. Alle, die bereits früh im Leben wechseln müssen, sollten unbedingt folgende Webseite beachten — sie ist wirklich wichtig:
 
 
Alle jungen Transsexuellen, die ihre Transition vollziehen, sollten folgende (Anm. d. Übers: englischsprachige) Seite von Andrea James sorgfältig lesen:
 
TRANSITIONING EARLY IN LIFE
 
 
Die größte Hürde für den Übergang: sich den eigenen Ängsten stellen
 
Oft werde ich gefragt, wie ich es denn fertiggebracht habe, mit den massiven Ängsten umzugehen, die eine Transition in den 60ern mit sich brachte, als ich diese tiefgreifenden Schritte unternahm. Eine immens wichtige Frage; denn Furcht ist auch heute noch das vermutlich größte Hindernis einer Transition. Wenn es ihnen nicht gelingt, mit ihren Ängsten fertigzuwerden, können sogar Menschen mit positiver Grundhaltung, gründlicher Planung und der Fähigkeit, Neues rasch zu erlernen in eine Blockadesituation gelangen und ihr Ziel nicht erreichen.
 
Diese Ängste können bewirken, dass Transsexuelle oft Jahre benötigen, um selbst die kleinsten Schritte zu wagen, beispielsweise sich anderen gegenüber zu offenbaren, die Kontaktaufnahme zur Terminvereinbarung mit einem Therapeuten, probeweise als Crossdresser in die Öffentlichkeit zu gehen, oder einfach nur Makeup oder weibliche Kleidung zu kaufen. Darüber hinaus machen sich viele Transsexuelle ständig wegen ihres Passings verrückt, sind besorgt, Gewalt zu vermeiden und machen sich Gedanken, ob sie die Schmerzen der vielen Operationen aushalten können. Alle diese Ängste sind wohlbegründet. Aber Ängste dürfen nicht das Leben kontrollieren und das Erreichen wichtiger Ziele verhindern.
 
Den größten Schaden richten Ängste an, wenn man versucht, sie dadurch zu bewältigen, dass man Ängstigendes vermeidet. Wenn man beispielsweise aus Angst davor, öffentlich zu sprechen, eine Ansprache absagt, wirkt die resultierende Erleichterung als "Belohnung für die Absage der Ansprache". Das Vermeiden ängstigender Dinge wird so schnell zur Gewohnheit; denn sie belohnt dafür, etwas zu unterlassen. Das hat jedoch zur Folge, dass man niemals in der Lage sein wird, wichtige Ziele zu erreichen. Der einzige Weg, diese Barriere zu durchbrechen, ist, zu lernen, diese Ängste durchzustehen und die ängstigenden Aufgaben trotzdem zu erledigen. Dadurch erfährt man Belohnung durch vorwärtsgerichtetes Handeln.
 
Leider ist das leichter gesagt als getan. Wenn man große Angst verspürt, nimmt die Umwelt dies wahr und reagiert mit großem Unbehagen. Dieses Unbehagen gegenüber unsicheren Transsexuellen in der Transition ähnelt dem Unbehagen, das durch die Bühnenangst eines Vortragendenden ausgelöst wird. Nicht etwa, dass man etwas gegen die Person hätte — das Unbehagen gegenüber stark verängstigten Menschen ist einfach instinktiv. Diese Rückmeldung aus der Umwelt verstärkt dann wiederum die Ängste der Betroffenen. Darum ist es wichtig, Wege zu finden, immer wieder innerlich zur Ruhe zu zu kommen und so mit seinen Ängsten besser umgehen zu können.
 
Lynn lernte, ihre Ängste zu bewältigen, indem sie in der Jugend mit der Kletterei begann. Mit zunehmender Erfahrung als Führende musste sie sich mit schwierigen Passagen auseinandersetzen, abschätzen, ob, wie und unter welchem Risiko sie im Rahmen ihrer momentanen technischen Möglichkeiten zu bewältigen waren. Mit der Zeit wurde sie zunehmend sicherer, selbst wenn unter ihr ein tiefer Abgrund lag. Nach der Planung ihrer Route GING sie sie einfach. Sie machte es sich zur Angewohnheit, systematisch "durch die Ängste hindurch" zu gehen. Viele ihrer Freundinnen lernten ähnliches durch ihre Abenteuer beim Skifahren, Rollkunstlauf, Gymnastik, Geländereiten, Wildwasserfahren, Motocrossrennen und anderen körperlichen Herausforderungen. Möglicherweise gibt es ja auch eine Aktivität, die Dir auf Deinem Weg hilft.
 
Das gleiche lässt sich allerdings bereits aus der eigentlichen Transitionserfahrung heraus lernen. Wer anfangs darauf bedacht ist, die ersten Schritte behutsam anzugehen, lernt, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen und sie im Griff zu halten, bevor es an die schwierigeren Schritte geht. Es geht hier darum, Dinge zu identifizieren, die getan werden MÜSSEN und auch getan werden KÖNNEN, aber nur maßvoll angstauslösend sind, und dies dann auch zügig zu ERLEDIGEN. Auf diese Weise kann man lernen, immer wieder zur Ruhe zu kommen, bevor es an die schwierigen Schritte geht.
 
Mit wachsender Erfahrung schwinden die Ängste und Sorgen der Anfangszeit. Die körperlichen Veränderungen und die Erfahrungen aus den früheren Phasen der Transition verhelfen zu einem freundlichen Lächeln, einer besseren Ausstrahlung und dem Willen, sich auch den größeren Herausforderungen zu stellen. Aus dieser Erfahrung heraus werden die Ängste nach und nach kompensiert und geben Raum für Hoffnung, Gewissheit und die Fähigkeit zur Anteilnahme.
 
 
GLBT-Aktivismus, der alle TG und TS in der "Opferrolle" wahrnimmt, verschlimmert die Angst
 
Warum nur fürchten sie so viele junge Transsexuelle, irgendjemandem einzugestehen, dass sie transsexuell sind? Was sind die Ursachen für diese lähmende Furcht?
 
Alle jungen Menschen sind von den geschlechtsspezifischen Rollenklischees geprägt, die ihnen in der Kindheit beigebracht wurden. Sie spüren die Risiken einer Transition ganz instinktiv und sind sich bewusst, dass dies ein harter Kampf werden würde, der viel Nachdruck erfordert. Tatsächlich gelingt es jedoch vielen jungen Transsexuellen, den Übergang ohne großes Aufsehen und ohne allzu schlimme Verletzungen oder Schwierigkeiten zu bewältigen, besonders, wenn sie ihn sorgfältig planen und in aller Ruhe vollziehen. Wieso also lassen sich so viele Betroffene über Jahrzehnte hinweg von ihren Ängsten zurückhalten, bevor sie Hilfe suchen?
 
Ein Großteil der Ängste junger Transsexueller entsteht als Nebeneffekt eines an sich wohlgemeinten GLBT-Aktivismus. Einige Aktivisten decken systematisch Hassverbrechen und Diskriminierung auf und klagen diese öffentlich mit großer Dramatik an. Daher werden Transgender und Transsexuelle von den Medien ständig in der Opferrolle dargestellt. Magazine und die Filmindustrie greifen diese Geschichten auf und verstärken so das Bild der Betroffenen als Opfer. Eigentlich sollen derartige Darstellungen nur aufzeigen, wie schlimm diese Verbrechen sind. Emotional berührte Helfer geben Informationen weiter, und die Aktivisten können Berichte über weitere Hassverbrechen veröffentlichen. Nichtsdestotrotz bewirken diese Bemühungen natürlich auch, dass die Öffentlichkeit für die Gewalt sensibilisiert wird, die an manchen Betroffenen verübt wird.
 
Das Problem ist nun, dass dies ausschließlich die kleine Minderheit der Betroffenen ins Scheinwerferlicht holt, die Gewaltopfer sind. Verschlimmert wird dies alles noch durch die fälschliche Annahme, dass Transsexualismus ausgesprochen selten sei (was nicht der Fall ist — siehe "TS-Prävalenz" (de)). Das erweckt bei jungen Transsexuellen den vollkommen falschen Eindruck, dass beinahe ALLE durch ihre Transition zu Zielscheiben für Gewalt und Diskriminierung werden.
 
Es ist zu hoffen, dass die Aktivisten eines Tages auch dazu beitragen können, dass das Bild der Perspektiven Transsexueller realistischer und differenzierter wird. Tatsächlich könnte ein sachlicheres Bild dazu beitragen, die Vorbehalte der Öffentlichkeit gegenüber den Betroffenen zurückzudrängen. Ganz sicher würde dies jedoch die Ängste bei jungen Transsexuellen verringern.
 
Aus diesem Grund wurden die Seiten über "erfolgreiche Transsexuelle"(de) angelegt. Die Leute sollten erfahren, dass es tausende von Post-OP-Frauen gibt, denen es einfach gut geht und die ein erfülltes Leben führen. Wenn transsexuelle Jugendlicher mehr über diese positiven Lebensbilder wüssten, würden sie von gelegentlichen Berichten über Diskriminierung nicht mehr so sehr beunruhigt, hätten weniger Angst, sich Hilfe zu suchen und eine größere Erwartung, den Übergang selbst ebenfalls erfolgreich vollziehen zu können.
 
 
WARNUNG: sei Dir der wahren Risiken und Erfolgsfaktoren des Wechsels bewusst
 
Diskriminierung, Intoleranz und Herabsetzung werden zwar weithin gefürchtet, sind für die Betroffen aber für gewöhnlich nicht die größten Risiken. Diese entstehen im Inneren. Es gibt das Risiko, einfach nicht genügend Kompetenz für die Transition zu besitzen, das Risiko, arbeitslos zu werden und kein Einkommen mehr erzielen zu können, das Risiko, dass man einfach nicht selbstbewusst genug ist, um sich in dem Irrgarten der Versuchungen zurechtzufinden, schlimmer noch — das Risiko, den Wechsel aus den falschen Beweggründen heraus zu vollziehen. Das kann dazu führen, dass man sich danach total elend fühlt. Das alles sind Dinge, die äußerst sorgfältig erwogen werden sollten!
 
Mit am wichtigsten für den Erfolg im neuen Leben ist die Fähigkeit, Scham, Emotionen und persönliches Schuldempfinden wegen der eigenen Transsexualität von sich zu streifen und Selbstachtung zu gewinnen — auch wenn die Umgebung mit Ablehnung reagiert. Wenn man das nicht schafft, können diese Gefühle im Verlauf der Transition wachsen anstatt zurückzugehen und ernstliche seelische Störungen verursachen. Zusammen mit dem Bedürfnis, die eigene Weiblichkeit auszudrücken, können derartige Schwierigkeiten im Umgang mit den eigenen Emotionen dazu führen, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren und unkontrolliert seltsame Thesen über die eigene Transition zu verbreiten, die wiederum andere verschrecken. Das Erlangen von Selbstakzeptanz und der Umgang mit den eigenen Emotionen und Schamgefühlen sind Gebiete, in denen Psychotherapie von Bedeutung, ja sogar sehr hilfreich sein kann.
 
Auf der anderen Seite ist es natürlich wichtig, realistisch einschätzen zu können, inwieweit man "alltagstauglich" ist und diese schwierige Aufgabe bewältigen kann. Es ist nicht immer einfach, hier die eigene "Kompetenz" zu erkennen. Merke: inkompetente Leute bemerken nicht, dass sie inkompetent sind! Sie können die Kompetenz anderer weder erkennen noch erkennen, wie sie von anderen wahrgenommen werden. Diese Leute glauben oft, dass sie unauffällig sind, auch wenn das nicht der Fall ist, und klagen dann die anderen an, anstatt an ihren eigenen sehr realen Passingproblemen zu arbeiten.
 
Es kann ohne weiteres sein, dass eine erfolgreiche Transition für diejenigen unmöglich ist, die es nicht vermögen, neue Fähigkeiten dadurch rasch zu erlernen, dass sie anderen zuschauen und dann die Rückmeldung der Umgebung aufnehmen, wenn sie dies selbst versuchen. Für eine erfolgreiche Transition benötigt man viel gesunden Menschenverstand, Köpfchen und die Fähigkeit, rasch neue praktische Fertigkeiten zu erlernen, eine hohe Motivation und viel Arbeit.
 
Ein guter Therapeut kann dazu beitragen, dass man die eigenen Möglichkeiten zur Transition deutlich erkennt und sich klarmachen kann, inwieweit die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Wechsel gegeben sind. Selbsthilfegruppen und andere TG/TS-freundliche Gruppen können einen Rahmen für die eigene Orientierung geben. Dies alles allein auf sich gestellt zu bewältigen ist so gut wie unmöglich. Am Beispiel anderer zu lernen und das dann auf die eingen Situation zu übertragen kann unschätzbar wertvolle Hinweise für einen selbst geben. Man sollte jedoch immer im Auge behalten, dass befreundete TG bzw. TS möglicherweise zu freundlich sein könnten und auf wirklich notwendige Verbesserungen im Auftreten nicht aufmerksam machen könnten. Auf der anderen Seite könnten TG/TS-Freundinnen neidisch werden und versuchen, das eigene Selbstvertrauen zu verletzen. Daher ist es besonders bei wichtigen Entscheidungen wichtig, auf das eigene ich zu hören und sich nicht auf die Meinungen anderer zu verlassen.
 
Eine sorgfältige Finanzplanung, ein Einkommen und die Vorsorge für Unvorhergesehenes sind ebenso wichtige Erfolgsfaktoren. Man sollte sich stets vor Augen halten, dass man in der Transition "steckenbleiben" kann, wenn das Geld ausgeht und man dann mit schlechtem Passing "irgendwo zwischen den Welten" ohne Chancen auf dem Arbeitsmarkt dasteht. Lass es bloß nicht so weit kommen! Manche attraktiven jungen Frauen könnten dann doch noch die Kurve kriegen, aber wie bereits in Teil I aufgezeigt wurde, bringt dies eine Menge neuer Gefahren und Risiken mit sich. Am besten ist es, eine gute Qualifikation zu erlangen, um dann leicht Arbeit finden zu können und dann konsequent für die Transition zu sparen.
 
Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, so stark werden zu können, dass man einen Weg findet, trotz unweigerlicher Negativreaktionen von Familienmitgliedern oder Freunden leben zu können. Wenn das nicht gelingt, kann der emotionale Druck zu groß werden und zusammen mit den anderen Belastungen einer Transition überwältigend werden. Eltern und Familienmitglieder könnten versucht sein, die Transition oder die Operationen zu verhindern, selbst bei Älteren. In manchen Staaten könnten sie sogar versuchen, Betroffene in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Die Fähigkeit, Kontakte zu knüpfen, kann dabei helfen, diese Verluste im familiären Umfeld und bei Freundeund Bekannten zu kompensieren. Viele Transsexuelle schließen in ihrer Transition viele Freundschaften und erhalten diese sozialen Bindungen in ihren späteren Leben über die Transition hinaus.
 
 
UND JETZT WIRD ES GANZ ERNST: Was, wenn die Transition "erfolgreich" abgeschlossen wurde, aber aus den falschen Gründen? Ja, Du hast es erfasst! Da willst Du definitiv NIEMALS hinkommen!
 
Meistens gelingen Transitionen langfristig recht gut. Manchmal jedoch schlägt eine Transition aufgrund sehr unrealistischer Erwartungen an die Zukunft dramatisch fehl. Die Einsicht, dass die Ga-OP ein schlimmer Fehler war, kommt manchmal viel zu spät, besonders bei älteren Crossdressern und Fetischisten (einschließlich derjenigen, die sich als Autogynephil sehen), wenn der Antrieb zu Transition ausschließlich die männliche Sexualität ist.
 
Wenn die Hoden im Zuge der Ga-OP entfernt werden, verlieren diese Menschen mit der Zeit ihre männlich geprägten sexuellen Reaktionen auf ihre jetzt weiblichen Körper. (Dies unterscheidet sich stark von der Erfahrung verstärkter Libido, die andere Transsexuelle häufig verspüren.) Der Verlust dieser sexuellen Belohnungen und die zunehmenden praktischen Schwierigkeiten des Lebens nach der Ga-OP können für die, die "einen Fehler gemacht" haben, langfristig zu großen Problemen führen. GANZ BESONDERE VORSICHT ist angebracht, wenn man sich seiner Motive für den Operationswunsch nicht sicher ist.
 
 
Beispiele von Frauen, die ihre Ga-OP später bereut hatten: die Berichte über Renée Richards, Dani Berry and Sandra (Ian) MacDougall in Lynn's
 
WARNUNG VOR UNBEDACHTEN GA-OPERATIONEN (de)
 
 
Ab und zu kommt es auch vor, dass homosexuelle männliche Drag Queens sich in Hetero-Männer verlieben und sich umoperieren lassen, um ihre Liebhaber zufriedenstellen zu können. Das geht oft schlimm aus, weil der homosexuelle Partner wegen des Verlusts seiner Männlichkeit mit der Zeit ausflippt. Dies ist auch der Hintergrund des Geredes in der Schwulenszene, dass "Geschlechtswechsel eine wirklich bescheuerte Idee" seien und möglicherweise der Hintergrund einiger heftiger transphober Attacken mancher Aktivisten der Szene, wie in den letzten Jahren von Jim Fouratt.
 
Daher muss man in der Frage, "wieso" die Transition wichtig ist, wirklich gnadenlos ehrlich zu sich sein, ebenso, ob man durch die Transition langfristig den eigenen Erwartungen an das zukünftige Leben gerecht wird. Kein Außenstehender kann wirklich beurteilen, "warum man diesen Weg gehen muss". Es ist SEHR wichtig, hinsichtlich seiner Motive, Fähigkeiten und Erwartungen gnadenlos ehrlich zu sein, bevor man die Transition beginnt und sich operieren lässt. Wer glaubt, dass dies zur eigenen sexuellen Befriedigung geschehen könnte, sollte äußerst vorsichtig sein und diese Warnungen beherzigen. Nur wenn man das tiefe Bedürfnis hat, einen weiblichen Körper zu besitzen und auch sozial weiblich zu sein und glaubt, die eigene Weiblichkeit auch sexuell voll ausleben zu können, nur dann kann dieser Schritt richtig sein.
 
Achte auf Herz und auf Körper, lass Dich bloß nicht von irgendwelchen sozialen Zwängen täuschen, die Dich in irgendetwas hineinführen, das Du eines Tages bereuen könntest. Wer seine männliche Sexualität vor der OP wirklich genießen kann (besonders die männlichen Bedürfnisse des "Besteigens, Eindringens, Zustoßens"), dürfte wohl kaum, nach einer TS-Transition eine weibliche Sexualität entwickeln. Dann könntest Du möglicherweise schlicht und ergreifend den Verlust Deiner männlichen Sexualität bereuen; und das wird ein Schock werden, der Dich sexuell "kalt" werden lassen könnte. Wer das für möglich hältst, sollte ganz ernsthaft für sich nur eine soziale TG-Transition ohne die Ga-OP in Erwägung ziehen.
 
Manchmal ist es auch umgekehrt. Es gibt transsexuelle Frauen (die intensive weibliche sexuelle Bedürfnisse haben und auch so erregt werden können, und denen das männliche Sexualität, besonders das Bedürfnis des "Besteigens" abgeht), und für die die operative Angleichung wahrscheinlich der richtige Weg wäre, die Ga-OP aus der Angst vor dem Verlust ihrer warmen weiblichen Erregbarkeit und der Angst vor dem Verlust der Orgasmusfähigkeit nach der Operation vermeiden. Manche dieser Frauen stellen sich ihr männliches Organ einfach als "große Klitoris" vor und schaffen es, sich so zu akzeptieren. Andere könnten sich für eine Orchiektomie anstatt einer Ga-OP entscheiden. manche transsexuelle Frauen, die im übrigen sehr feminin wirken, können Partner finden, die sie auch ohne Operation als Frauen akzeptieren, indem sie ihre Genitalien beim Verkehr diskret kaschieren. Wer wirklich große Angst vor der Ga-OP hat und sich nicht sicher ist, nachher glücklich zu werden, sollte am besten eine TG-Transition erwägen. Auf der anderen Seite könnten diese Frauen nach und nach erkennen, dass die Ga-OP auch ihnen ein besseres Leben eröffnen wird, wenn sie mehr von dem wunderbaren sexuellen Erleben erfahren, das transsexuelle Frauen nach der Operation genießen können.
   
[Anmerkung: Weiterführendes zu sexueller Erregung, Liebestechniken und Orgasmen bei transsexuellen Frauen nach der Operation finden sich in Lynns Seite über die Ga-Operation (de)]
 
Auf lange Sicht führen reine TG-Transitionen häufig zu schlechtem Passing, besonders aber zu gesundheitlichen Problemen. Frauen ohne Ga-OP müssen über lange Jahre hinweg "Prä-OP"-Dosen von Östrogen und Antiandrogenen einnehmen, um ihre sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale zu erhalten. Sie riskieren Leberschäden und andere größere Gesundheitsprobleme, sofern sie keine Kompromisse zwischen Feminisierung und Gesundheit eingehen wollen. Wenn sie die Hormone aus gesundheitlichen Gründen wie bei Post-OP-Frauen dosieren, wird das Testostern, dass noch von ihren Hoden produziert wird, mit der Zeit unausweichlich ihr Aussehen beeinträchtigen. Darüber hinaus wird das Testosteron den Alterungsprozess der TG-Frauen beschleunigen und ihnen ihre Attraktivität weit früher nehmen als den Post-OP-Frauen (ein Effekt, die unter schwulen Drag-Queens seit langem bekannt ist). TG-Frauen und Shemales, die in ihrer Jugend attraktiv gewesen sind, werden schwerlich männliche Freunde und Liebhaber finden, wenn sie jenseits der 40 sind. Das Alter kann für diese Menschen eine schrecklich einsame Zeit werden, und das sollte bei einer TG-Transition sorgfältig bedacht werden.
 
Oftmals entscheiden sich TG-Frauen für einen Orchiektomie (Kastration). Die Kastration ist eine sehr viel einfachere, billigere und weniger schmerzhafte Operation als die Ga-OP. Sie befreit die TG-Frau von den gesundheitlichen Risiken, die durch das Testosteron bedingt sind, vor allem aber entfällt die Notwendigkeit hoher Dosen gegengeschlechtlicher Hormone. Auch nach einer Kastration können TG-Frauen mit starkem Geschlechtstrieb Erektionen und Orgasmen erleben und so weiterhin die männlichen Aspekte ihrer Sexualität genießen. Alles in allem ist die Orchiektomie für TG-Frauen eine wichtige Option, die sie für sich erwägen sollten.
 
Schlussendlich ist der wahre Test für den Erfolg, inwieweit es gelingt, den Wechsel der persönlichen Geschlechtsidentität entsprechend zu vollziehen, gut in der Gesellschaft assimiliert und dann auch Partner findet, mit denen man über lange Zeit glücklich werden kann. Ganz wesentlich ist, nicht zuzulassen, dass die gegenwärtig rigiden Geschlechtsrollen die Entscheidung für oder gegen die Genitaloperation beeinflussen. Nach einer sozialen Transition sollte man sich "zwischen den Polen" des bipolaren Geschlechtsrollenmodells wohlfühlen. Es ist weit leichter, zu einem "dazwischen" zu wechseln als eine Transition vollzogen zu haben, die zu weit gegangen ist! Man sollte immer bedenken, dass auch Menschen "zwischen den Polen" Partner finden können.
 
Selbst wenn man sich der eigenen Motive und der Notwendigkeit der vollständigen Transition sicher ist, sollte man sich rechtzeitig einige praktische Dinge bewusst machen. Manche TS-Frauen habe eine so ausgeprägt männliche Physiognomie, dass keine Aussicht auf ein unauffälliges Passing haben, egal welche Eingriffe auch immer sie an sich vornehmen lassen. Dies kann zu einer sozialen "Auffälligkeit" mit immerwährendem Gegaffe und ständigen Herabsetzungen führen und es für die Betroffene unmöglich machen, als Frau in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Die fortwährenden Demütigungen können das Gefühl der Betroffenen zunichtemachen, ihre Geschlechtsidentität angeglichen zu haben und sie nach der Transition in eine sozial marginalisierte Existenz zwingen. Das sind ausgesprochen tragische Schicksale von Menschen die keine wirklichen Alternativen haben.
 
Ein anderer wesentlicher Erfolgsfaktor ist das eigene Selbstwertgefühl. Die an der medizinischen Versorgung Beteiligten können nichts anderes als "Bausteine der Gender-Technologie" bereitstellen. Nur die Betroffene selbst kann sie "zusammenbauen und funktionsfähig machen". Wenn es an diesem Können und dieser Anpassungsfähigkeit mangelt, läuft man Gefahr, sich bei der Transition selbst in den Weg zu geraten. Man muss den eigenen Weg finden, jeden Tag neu. Niemand anders kann Dir bei allen Details helfen. Die Therapeuten und Chirurgen sind nichts weiter als die Besatzung eines Schiffs, das einen an die entfernte Küste trägt. Einmal da angelangt ist man weitgehend auf sich selbst gestellt. Man sollte sich vergewissern, ob man wirklich dorthin gelangen möchte und man muss sehr anpassungsfähig und selbstbewusst sein, um dort Erfolg haben zu können.
 
 
Risiken erkennen, entscheiden und konsequent handeln
 
Ihr könnt Euch mittlerweile wohl selbst vorstellen, dass ein Mensch am Beginn einer Transition vor einem Berg von Risiken und Problemen steht, bei denen er überwiegend auf sich selbst gestellt ist — egal, ob es um eine vollständige Transition oder eine TG-Transition geht. Man kann Hilfe von Therapeuten, in Selbsthilfegruppen, von betroffenen Freunden und Bekannten und aus dem Internet erhalten. In jedem Fall sind die individuellen Lebensituationen so unterschiedlich, dass es keine "beste Vorgehensweise" gibt, sondern nur viele unterschiedliche Möglichkeiten. Jede Betroffene muss sich sehr viel Hintergrundwissen aneignen und mit viel Phantasie und Kreativität den für sie besten Weg finden.
 
Sobald man einmal auf dem Weg ist, muss man entscheidungsfreudig sein und darf nicht bei jedem Schritt aus Furchtsamkeit zaudern. Andernfalls wird man nur langsam weiterkommen und möglicherweise sogar mitten in der Transition steckenbleiben. Andererseits ist es jedoch nötig, flexibel auf Ereignisse und Schwierigkeiten reagieren zu können. Manchmal geht es nicht so gut voran wie geplant, und man muss einen Weg finden, diese Situationen zu meistern. Planungen, die zu knapp und zu unflexibel sind und die zeitlich zu eng angelegt sind, können gelegentlich zum Scheitern führen. Es ist immer wichtig, genügend Luft für Unerwartetes einzuplanen.
 
Sich aktuelles Wissen aneignen, möglichst viele der Risiken erkennen, zügig Entscheidungen treffen und trotz der eigenen Ängste entsprechend vorzugehen — das sind die Dinge, die man sich während des Übergangs aneignen muss, und man muss gut sein, um sein Ziel erreichen zu können. Es ist überrascht keineswegs, dass Menschen in der Transition von außen oftmals "besessen" wirken. Auf gewisse Weise müssen sie ja auch besessen sein, um mit all den Herausforderungen zurechtzukommen, denen sie gegenüberstehen.
 
Für viele Betroffene ist es eine der größten Herausforderungen, während des Wechsels Ruhe zu bewahren und diese Lebensphase, in der sie extremen Existenzängsten ausgesetzt sind, viel Leid und Aufregung ertragen müssen und sich großen Sorgen über ihre Zukunft machen müssen, in Würde anzugehen.
 
Glücklicherweise gibt es inzwischen jedoch zahlreiche Lebensgeschichten und Vorbilder, an denen man sich für den eigenen Weg orientieren kann. Ebenso gibt es einige exzellente Websites, in denen man Informationen über die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten findet, und die so die Planung der Details des eigenen Wegs unterstützen — für MzF-Transitionen ist Andrea James' TS Roadmap die wichtigste Quelle. Die folgenden hervorragenden Websites sollten alle zu Beginn ihrer Transition gelesen haben:
 

The Essential Guidebook to MtF Transition:

 

 

Calpernia Addams' wonderful information exchange and forums:

 

 

Resources and discussion boards for young transitioners:

 

 

Website of internet message boards and forums for TG/TS transitioners:

 

 
 
Wie können Familie, Freunde, Lehrer und Arbeitskollegen eine transsexuelle Frau bei ihrem Übergang unterstützen?
 
Sobald der Weg einmal beschritten ist, geht es für die Betroffenen um Leben oder Tod. Es geht nicht um den sexuellen Kick oder darum, andere zu ärgern. Nichtsdestotrotz können die dramatischen Veränderungen der Betroffenen schockierend für die Menschen sein, die die Betroffene kennen. Es gibt außerdem zahlreiche praktischen Fragen wie z.B. die des Namens, der Toilettenbenutzung, der Anrede und wie all das der Familie und den Freunden nähergebracht werden soll. Das alles kann ein endloser traumatisierender Spießrutenlauf werden.
 
Als eines der größten Probleme zeigt sich immer wieder, dass Freunde und Angehörige oft Schwierigkeiten haben, den Menschen in der gewohnten alten Rolle loszulassen und in seiner neuen Rolle anzunehmen. Wenn die Überreste des alten Lebens deutlich sind, könnten gerade die Angehörigen an der alten Identität festklammern und die jetzige Person im falschen Geschlecht empfinden. Wenn die Spuren der Vergangenheit nur schwach sind und der frühere Mensch verschwunden zu sein scheint, könnte sich Hass darauf entwickeln, dass man durch seine neue Identität den alten geliebten Menschen getötet hätte. Allzuviele transsexuelle Frauen verlieren jede Verbindung zu ihren Partnerinnen, Familien, Verwandten und alten Freunden und müssen nach ihrer Transition ganz neu nach Freunden, Bekanntschaften und Liebe suchen (genau diese Erfahrung musste Lynn während ihrer Transition machen). Je näher jemand dem ehemaligen Menschen stand, desto stärker er dieser alten Identität verhaftet, und um so wahrscheinlicher ist es, dass man während und nach der Transition in der neuen Identität komplett abgelehnt wird.
 
Darüber hinaus können die äußerlichen Veränderungen, die von der Hormonsubstitution und den Operationen bewirkt werden, so tiefgreifend sein, dass dies bei anderen tiefgreifende innere Konflikte auslösen kann. Manche Männer könnten beispielsweise die Betroffene als "Mann im Rock" wahrnehmen und sich über "ihn" lustig machen, ein Jahr später dann jedoch erschüttert sein, wenn sie auf die zunehmend feminisierte Transsexuelle als eine sexuell attraktive Frau reagieren. Andere hingegen könnten die Augen vor den Veränderungen verschließen und an der Wahrnehmung der Betroffenen als "Mann im Rock" festhalten und sich durch Fehler in der Wortwahl bloßstellen (z.B. ständig von "ihm" sprechen, wenn alle Welt "sie" sieht). ,
 
Daher muss eine Frau während ihrer Transition nicht nur Tag für Tag mit den enormen Veränderungen ihres Körpers und ihrer emotionalen Befindlichkeit klarkommen, sondern auch noch mit den stark unterschiedlichen Änderungen der Einstellung der Menschen aus ihrem Umfeld ihr gegenüber. Ein klein wenig Verständnis und höfliche Hilfestellung in praktischen Angelegenheiten durch Freunde und Kollegen kann sehr zum Erleichtern dieser Bürde der Transition beitragen.
 
Mehr noch, die Medien verhalten hierzu alles andere als hilfreich, vor allem wegen ihrer Jahrzehnte alten Gewohnheit, transsexuelle Frauen auch wenn sie operiert wurden als "Männer mit einem Geschlechtswechsel" zu bezeichen und immer noch in der männlichen Form von ihnen zu reden. Diese grässliche Praxis wurde seinerzeit vom Associated Press News Service eingeführt. Für gewöhnlich verbreitet AP Berichte über transsexuelle Frauen immer noch in dieser Form. (wie in folgendem Beispiel*). Diese Praxis beeinträchtigt das Leben transsexueller Frauen enorm, weil es die Haltung der Gesellschaft erheblich verzerrt und so dazu beiträgt, dass die Zeit der Transition für sie erschwert wird.
 
[*Anm.: es gelang den den Aktivistengruppen GLAAD und GenderPAC, diese Praxis von AP erfolgreich anzugreifen. Daher wird in den neuen Richtlinien von AP von allen Reportern erwartet, dass sie die transsexuellen Frauen selbst wählen lassen, welcher Name und welche Geschlechtsrolle in Berichten über sie verwendet werden soll.]
 
Wegen dieser fortwährenden medizinischen, juristischen, administrativen, beruflichen, religiösen und zwischenmenschlichen Herausforderungen wird sich jede Transsexuelle in ihrem Leben hunderten, wenn nicht tausenden ihrer Mitmenschen offenbaren müssen — egal wie gut ihr Passing auch sein mag. Gegenwärtig kann dies immer noch bedeuten, dass transsexuelle Frauen mit jeder Reaktion von Geringschätzung bis hin zu geschockten Reaktion rechnen müssen.
 
Selbst der stärkste Charakter kann durch die Summe all dieser Rückschläge und schmerzlicher Erlebnisse entmutigt werden. Aus Sicht der Transsexuellen mitten in ihrem Übergang kann das wie ein permanentes irrationales und maßloses Mobbing durch alle in ihrem Umfeld wirken. Selbst die, die mit ihren Ängsten umgehen können und eine ausgesprochen positive Einstellung zum Leben haben, können durch diesen immerwährenden Druck heruntergezogen werden. Es besteht sogar die Gefahr, dass man verbittert wird und sich gegen diesen Druck zur Wehr setzt. Dies kann sehr kontraproduktiv für eine Ausstrahlung als warmherzige und zufriedene Frau werden.
 
Mit Hilfe von Psychotherapie und der Nutzung von Hilfsangeboten können die betroffenen Frauen zwar besser mit diesen Tiefschlägen zurechtkommen; ein verständnisvollerer Zugang besonders seitens der Medizin, des Gesetzgebers und der Religionsgemeinschaften würde jedoch erheblich dazu beitragen, die Belastung und das Gefühl der Stigmatisierung zu verringern, denen so viele transsexuelle Frauen ausgesetzt sind.
 
Familienmitglieder, Freunde und andere, die mit Transsexuellen kommunizieren, können sich mit Hilfe von Büchern wie True Selves : Understanding Transsexualism — For Families, Friends, Coworkers, and Helping Professionals von Mildred Brown und Chloe Ann Rounsley einen Eindruck dessen verschaffen, was Transsexuelle auf ihrem Weg durchmachen (Anm. d. Übersetzerin: dieses wirklich empfehlenswerte Buch liegt leider nicht in deutscher Sprache vor).
 
 
 
 
Zum Glück gibt es für die meisten transsexuellen Frauen ein "Licht am Ende des Tunnels" ihrer Transition. Für gewöhnlich verringern sich die sozialen Probleme in dem Maße, in dem die Betroffenen in der Gesellschaft als Frauen assimilieren. Viele Post-OP-Frauen versuchen darüber hinaus, ihre Rolle zu festigen und unnötige soziale Schwierigkeiten zu vermeiden, indem sie ihre Vergangenheit verstecken und im "Tarnkappen-Modus" leben. Daher sollten Freunde und Kollegen, die von der Vergangenheit einer transsexuellen Frau wissen, sehr sorgfältig darauf bedacht sein, ihre Privatsphäre zu wahren. Unabhängig davon sollten sie umgehend eventuell aufkeimenden Gerüchten entgegenwirken.
 
Mit ein wenig Wissen über Transsexualismus kann jeder Leser vielleicht dazu beitragen, anderen ebenfalls zu einem besseren Verständnis zu verhelfen. Mit besserem Verständnis können die Mitbetroffenen dazu beitragen, dass die praktischen Probleme leichter zu bewältigen sind und so die Schwierigkeiten des Übergangs für eine transsexuelle Freundin, Kommilitonin oder Arbeitskollegin zu verringern. Sobald der Übergang einmal vollzogen ist, wird sich die neue Frau für gewöhnlich unauffällig in die Gesellschaft einfügen und ein ziemlich normales, aber viel glücklicheres Leben führen.
 
Trans-Sister Radio, eine wunderbarer Roman von Chris Bohjalian, vermittelt zahlreiche tiefe Einsichten in die Transitionserfahrung einer Frau, und dies nicht bloß aus der Perspektive der Betroffenen, sondern auch ihres gesamten Umfelds. Bohjalian's Erzählung erreicht dies dadurch, dass die Erzählperspektive im Verlauf des Transitionsprozesses von Charakter zu Charakter wandert und damit offenlegt, wie jeder, der in den Prozess einbezogen oder von ihm berührt wird, zahlreiche Wechsel der inneren Grundhaltung und der Reaktionen durchläuft. Dieses exzellente Buch eignet sich hervorragend dazu, eine gemeinsame Grundlage für die Kommunikation mit allen zu schaffen, die etwas über Transsexualismus, die Transition und Fragen der Partnerschaft mit Transsexuellen erfahren wollen. Dieses Buch kann den Freunden und Angehörigen von Frauen in der Transition nur wärmstens ans Herz gelegt werden.
 
 
 
 
 
Ein mutiges Buch, eine herausfordernde Geschichte
Reviewer: Eine Leserin aus Philadelphia, PA

Nach seinem umwerfenden Text Midwives (Das Tagebuch meiner Mutter) hat Bohjalian sein einzigartiges erzählerisches Talent erneut unter Beweis gestellt und sich selbst übertroffen. Für diesen konventionell phallo-zentrisch empfindenden Mann... war [die] Operation kein einfaches Thema, aber Bohjalian erschütterte mich zutiefst. Das faszinierendste an diesem Roman ist die Art und Weise, auf die am Ende dieser flott zu lesendenden 300 Seiten vieles, das für mich bisher kaum zugängig war, plötzlich überhaupt nicht mehr seltsam vorkam. ... Gleichgültig wie extrem ihre Erfahrungen auch gewesen sein mögen, diese wunderbaren Menschen verdienen ein wenig Glück, und Bohjalian ist klug und freundlich genug, ihnen dies zu geben. Eine Liebesgeschichte, die zugleich bewegend ist und zum Nachdenken anregt.
 
 
Exquisit, schmerzlich, bewegend und notwendig
Reviewer: Eine Leserin aus South Carolina
 
Als ich diesen wunderbaren Text von Herrn Bohjalian las, erholte ich mich gerade von meiner eigenen geschlechtsangleichenden Operation. Daher bin ich möglicherweise voreingenommen. Nach zahlreichen eigenen unwürdigen Erfahrungen, aber inzwischen einem Leben, das zugleich unglaublich normal und dennoch wundervoll ist, konnte ich mich vollkommen mit Dana und ihren Kämpfen um sich selbst und um ihre Würde identifizieren. Für mein Empfinden besteht die Meisterschaft von Herrn Bohlaljan darin, dass er es versteht, das gesamte Spektrum der Reaktionen und Antworten sowohl auf den Transsexualismus als auch auf seine Kollateralschäden an Eltern, Geschwistern oder Freunde derer, die ihren Transsexualismus auflösen müssen und ihre grundlegenden Rechte als Frauen oder Männer wiedererlangen müssen. --- Die Ignoranz und die Ängste, denen wir oft ausgesetzt sind, wenn wir versuchen, nichts weiter als Behandlung für etwas zu erhalten, das ein anerkanntes Leiden ist, wird von Herrn Bohjalian perfekt eingefangen. Nicht unähnlich dem Krebs ist Transsexualität immer schon unter uns, doch erst durch die Gnade des medizinischen Fortschritts können wir eine zunehmende Verbesserung unserer Lebensqualität erlangen. Für mein Empfinden kommt dies auch in seinem Werk zum Ausdruck. Daher mein Dank an Herrn Bohjalian dafür, dass Sie den Mühen ein menschliches Antlitz gegeben haben, die ich selbst und alle anderen überall auf der Welt hatte, die so sind wie ich.
 
 
 
Wie könnte Transsexualismus bei größerem Verständnis für das Leiden einmal behandelt werden?

Transsexualismus ist weitaus häufiger als allgemein angenommen. Stark ausgeprägter MzF-Transsexualismus ist keineswegs eine medizinische Rarität, sondern er tritt wahrscheinlich bei einem von 300 bis 500 Jungen auf. Es handelt sich hierbei um ein Leiden, das nahezu in jeder größeren Familie auftritt (und es ist mindestens doppelt so häufig wie Multiple Sklerose oder Spaltenbildungen). Vermutlich ist dieses Leiden die Ursache vieler unerklärlicher Suizide von Teenagern, die einfach keinen anderen Ausweg aus ihrer Angst fanden. Liebevolle umsorgende Eltern und Verwandte sollten sich den Charakter dieses Leidens bewusst machen, damit sie mit den betroffenen Kindern in ihrer Umgebung human umgehen können.
 
Vielleicht wird ja eines Tages, wenn eine Jugendliche ihre transsexuellen Empfindungen erkennt und ihrer Mutter mitteilt "Du, ich muss ein Mädchen sein", die normale Reaktion die von Liebe, Sorge und Mitgefühl sein. Anstatt einen "Jungen mit einer Geisteskrankheit" werden die Eltern womöglich ein "Mädchen mit einem körperlichen Problem" wahrnehmen, erkennen, wie dringend sie Hilfe benötigt, und dann in Liebe ihre Behandlung und ihre Transition unterstützen.
 

Mutti, ich möchte ein Mädchen sein (de), ein weiteres wundervolles Buch für transsexuelle Mädchen und ihre Eltern, berichtet von einer weiteren Transition in der Jugend (weiter unten das Photo von Danielle). Diese ergreifende Geschichte ist mit Federzeichnungen illustriert. Sie gibt eine warmherzige Einführung in den MzF-Transsexualismus und in die zeitgemäße Vorgehensweise bei einer Transition. Das Büchlein ist seit kurzem vergriffen. Der Text steht jedoch im PDF-Format zur Verfügung (ohne die Abbildungen). Außerdem kann er direkt auf der Website von Aunt Jenny gelesen werden. Auf Lynn Conway's Website steht er zusammen mit den wundervollen Illustrationen des Originals ebenfalls bereit (auf Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch und Portugiesisch):

 

Mutti, ich möchte ein Mädchen sein (DE)

Mom, I Need to Be a Girl  (EN)

Mamá, necesito ser una chíca  (ES)

Maman, J'ai Besoin D'Etre Une Fille  (FR)

 Mamãe, Preciso Ser Uma Garota(PT)

 

 
Eines Tages wird man auch an Schulen und in anderen sozialen Einrichtungen der Geschlechtsidentitätsproblematik offener gegenüberstehen und Mädchen wie Shauna und Danielle bei ihrer Transition unterstützen, und man wird verhindern, dass Diskriminierung und Verletzungen durch andere ihre Zukunftsaussichten schmälern.
 
Wenn ein Mädchen einmal ihre Transition abgeschlossen hat, werden nicht nur ihre Eltern, sondern auch ihre Verwandten und Freunde sie in ihrem neuen Leben willkommen heißen und sie wie jedes andere Mädchen auch behandeln und lieben. Es wird möglich sein, dass sie ihre Jugend ebenso wie andere Teenager auch erleben und ohne die unglaublichen Härten zur jungen Frau heranwachsen kann, die für transsexuelle Mädchen zur Zeit noch allgemein üblich sind.
 
Zusätzlich wird sie rechtlich und sozial allen anderen Mädchen oder jungen Frauen gleichgestellt sein, mit vollen bürgerlichen Rechten — einschließlich des Rechts zu heiraten und Kinder zu adoptieren, wenn sie dies möchte, und der Chance auf erfülltes und zufriedenes Leben.
 
Lynn wünscht sich, dies noch erleben zu dürfen.
 
 
Erfolgsgeschichten: Webseiten über erfolgreiche Post-OP-Frauen
 
Bei jedem neuen Unterfangen geht nichts über Erfolgsgeschichten, die zeigen, "dass es machbar ist", und die für andere Vorbildcharakter haben. Nicht anders verhält es sich bei dem Weg Transsexueller.
 
Weiter oben haben wir gelernt, dass in den USA mindestens 32000 bis 40000 operierte transsexuelle Frauen leben, und dass mehrere tausend Betroffene momentan in der Transition sind. Weil jedoch die meisten dieser Frauen eine Stigmatisierung vermeiden wollen, leben sie "getarnt". Daher wird die große Zahl dieser erfolgreichen Transitionen vom "Radarschirm der Gesellschaft" nicht erfasst. Obwohl sie allerorten unter uns leben, befinden sie sich außerhalb unseres Blickfelds und sind dadurch "unsichtbar".
 
Glücklicherweise lüftet das Web den Schleier der Unsichtbarkeit ein wenig; denn mehr und mehr dieser Frauen legen eigene Seiten an und geben anderen die damit die Möglichkeit, aus ihren Erfahrungen zu lernen. Der Blick in diese Seiten mit ihren Tagebüchern und Informationen über die Erfahrungen und Erfolge dieser Frauen gibt dem Transsexualismus ein menschliches Antlitz. Diese Frauen und ihre Geschichten sind besonders als Rollenmodelle wertvoll, aus denen andere für ihre eigene Transition lernen können. Teil III wird mehr über ihr Leben nach der Transition zeigen und viele ihrer Erfahrungen aufgreifen. Einige prominente Beispiele aus einer Liste mit Bildern und Geschichten vieler Frauen, die ihren Wechsel erfolgreich hinter sich gebracht haben, sind auch hier wiedergegeben:
 
 
 
 Andrea James
Werbespezialistin, Verbraucherschützerin
 
 
  Joan Roughgarden, Ph.D.
Biologin
 
 
Kurara Motoki (Japan)
Showgirl, Schauspielerin
 
Deborah
Architektin
 
 
Sarah
Flugkapitän (Boeing 767), American Airlines 
 
 
 Robertina Manganaro (Italy)
Modedesignerin
 
 
 Weitaus mehr Frauen, deren Transition erfolgreich war, finden sich auf folgender Website:
 
ERFOLGREICHE TRANSFRAUEN (de)
 
 
Weiterführende Informationen für TG, TS und IS:
 
Weiterführende Informationen über Transgenderismus, Transsexualismus und Intersexualität findet man mittlerweile in zahlreichen hervorragenden Webseiten und Büchern. Als Ausgangpunkt zu diesen Seiten und Büchern soll Lynn's Verzeichnis von TG/TS/IS-Links und Informationen dienen. Von dort gelangt man weiter zu den vielen Ressourcen, die es in der weiten Welt des Web für TG, TS und IS gibt.
 
 
Abschließend einige Gedanken zum Bergriff "transsexuell":
 
Obwohl als medizinischer Fachbegriff gut eingeführt, ist der Begriff "transsexuell" ein wenig irreführend. Er ist ein "Zeichen", das die Betroffenen allzu oft unnötig stigmatisiert, besonders in seiner Verwendung als Substantiv. Wenn man jemanden als "eine Transsexuelle" bezeichnet, klingt das mehr nach einer Außerirdischen als nach einem Menschen. Der Begriff impliziert außerdem, dass auch nach einer erfolgreichen Geschlechtsangleichung etwas mit diesem Menschen nicht stimmt. Es ist wesentlich günstiger, "transsexuell" als Adjektiv zu verwenden und uns als "transsexuelle Frauen" zu bezeichnen. Noch besser ist es, die Betroffenen als "Frauen nach einer Transition" oder als "Frauen mit transsexueller Vergangenheit" zu bezeichnen.
 
Warum auch sollte ein Mensch, der Transsexualismus nach einem langen und traumatisierenden medizinischen und persönlichen Kampf überlebt hat, stärker stigmatisiert werden als jemand, der ein Karzinom nach einer vergleichbaren medizinischen Schlacht überlebt hat? Sollten nicht beide für ihren Mut und ihre Ausdauer im Angesicht des Schreckens bewundert werden?
 
Nach meiner persönliche Wahrnehmung und meiner Lebenserfahrung war das Geschlecht, das mir Natur und Gesellschaft im Kindesalter zugewiesen haben, fehlerhaft. Aufgewachsen als Junge gelang es mir nach Jahren, diese Fehlzuweisung 1968 im Laufe meiner Transition zu korrigieren. Seitdem habe ich ein auch in der Liebe erfülltes, glückliches und ziemlich normales Leben als Frau geführt.
 
 
Photo von Lynn und ihre kleinen Großnichte Baylea vom 15. April 2000
 
 
 
 

 
 
 
Weiter zum nächsten Teil:
Teil III: Leben als Frau nach der Transition
 

 

V-9-30-04 + Update of 10-14-05

 

BR/JT translation of 7-18-07

LC posting of 7-24-07

 

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