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Transgenderismus/
Transsexualität/
Intersexualität

-Grundlagen

 

 

von Lynn Conway

http://www.lynnconway.com/

Copyright @ 2000-2006, Lynn Conway.

All Rights Reserved.

 

Ins Deutsche übersetzt von
Vivian Silver, M.D., Ph.D.

 

Teil II:

Transsexualität

 

(Englisch)

 

 

Foto von Lynn, Juli 2006.

 [Klicke hier für eine höhere Auflösung]

 

Wir wissen aus Lynns Geschichte, dass sie als Junge geboren wurde und auch als solcher aufgewachsen ist, und dass sie später durch weibliche Hormontherapie und chirurgische Eingriffe zur Frau wurde. Deshalb wird Lynn manchmal „transsexuelle Frau“ genannt. Warum passierte das, und was ist Transsexualität überhaupt?

 

In Teil I beantworteten wir zunächst Fragen zum Geschlecht und zum Transgenderismus. Wir lernten, was Geschlechtsidentität ist, woher sie kommt, und welche Naturgegebenheiten bei ihrer Herausbildung eine Rolle spielen. Wir wissen jetzt auch, was Transgenderismus und soziale Rollenwechsel sind.

 

Hier in Teil II findet ihr detaillierte Informationen zur Mann-zu-Frau- Transsexualität, dem historischen Hintergrund, kulturellen Besonderheiten und ihrer Häufigkeit. Es werden auch die Methoden der körperlichen Geschlechtsangleichung vom Mann zur Frau beschrieben und es gibt Links zu mehr Informationen zur sozialen und körperlichen Geschlechtsangleichung.

 

Später im Teil III wird diskutiert, wie Frauen nach der körperlichen Geschlechtsangleichung leben. Es gibt viele Besonderheiten, die hierbei kurz- und langfristig eine Rolle spielen, wie z.B. Leben im “Tarnmodus” gegenüber Offenheit hinsichtlich der persönlichen Vergangenheit, das Verhältnis zur Familie, Verwandten und früheren Freunden (Anpassung der Beziehungen oder Kontaktabbruch), Umgang mit gesetzlichen Vorschriften, Gesundheitsvorsorge, Jobsuche und Karriere, Anpassung an die neue Sexualität, Aufbau und Erhaltung von Liebesbeziehungen, vollständige soziale Eingliederung als Frau.

 

Das Wissen auf diesem Gebiet entwickelt sich schnell. Das Tabu zu diesem Thema wurde gebrochen, so dass wir offen und ohne Furcht, Scham oder Verlegenheit diese wichtigen Dinge diskutieren können. Heutzutage ist wesentlich mehr zur Transsexualität und zur Geschlechtsangleichung bekannt, als noch vor ein paar Jahren und es ist wichtig, die neuen Einsichten weiterzuvermitteln. Viel mehr Leute als früher angenommen leiden an Transsexualität. Die Lebensqualität der Betroffenen kann in erster Linie durch besseres Wissen und daraus resultierendem Verständnis verbessert werden.

 
 

Teil I: Geschlechtszugehörigkeit und Transgenderismus  (de)

Teil II: Transsexualität (MzF)

Teil IIa: Transsexualität (Fortsetzung) (de)

Teil III: Leben als Frau nach der Geschlechtsangleichung  
 
 
 
ZUSÄTZLICHE SEITEN:
 
 Informationen für Transfrauen
 Erfolgreiche Transfrauen (de)
 Operative Feminisierung des Gesichtes (de)
 Transgenderismus Info-Links
 Erfolgreiche Transmänner (de)
 Operative Geschlechtsangleichung (de)
 
 
 

 
Teil II - Inhalt:
 
TRANSSEXUALITÄT (MzF):
 Geschichte und Nachweis der Transsexualität in verschiedenen Kulturen
 Was sind die Ursachen der Transsexualität?
 Muss man die Ursachen kennen, um eine Behandlung durchzuführen?
 Wie häufig ist Transsexualität?
 Die Bedeutung der zahlenmäßigen Häufigkeit
 Wie wird MzF Transsexualität behandelt?
 Was ist „Geschlechtsangleichung“?
 Geschlechtsangleichung im Beruf und wie die Operative Feminisierung des Gesichtes den Job retten kann
 In welchen Altersstufen wird die Geschlechtsangleichung durchgeführt und was kostet sie?
 Fortsetzung in Teil IIa:
 
 Frühzeitige Geschlechtsangleichung
 Die großen Hürden zur Geschlechtsangleichung: Die Herausforderung der Konfrontation und der Umgang mit Furcht
 Furcht wird oft durch Leute verstärkt, die alle Transgender und Transsexuellen als „Opfer“ darstellen
 WARNUNG: Bedenke alle Risiken und auch Faktoren, die Einfluss auf den Erfolg haben
 Risiken einschätzen, Entscheidungen treffen und aktiv an die Geschlechtsangleichung herangehen
 Wie können Familie, Freunde Lehrer und Kollegen einer TransFrau in der Geschlechtsangleichung helfen?
 Wie könnte Transsexualität bei besserem Verständnis in der Zukunft behandelt werden?
 Erfolgsgeschichten: Webseiten erfolgreicher postoperativer TransFrauen
 
 
  

Teil II: TRANSSEXUALITÄT (*MzF)

 

 

Transsexuelle sind die von allen Transgendern am stärksten Betroffenen. Sie fühlen deutlich, dass sie zum anderen Geschlecht gehören oder gehören sollten, und nicht zu dem Geschlecht in welchem sie geboren und aufgewachsen sind. Der Körper, mit dem sie geboren wurden, entspricht überhaupt nicht den inneren Gefühlen und dem Bild, das sie von sich haben, wie sie sind, oder wie sie sein wollen. Sie fühlen sich auch in der sozialen Rolle, die sie in der Gesellschaft entsprechend diesem Körper spielen sollen, nicht wohl. Den meisten ist dieser Widerspruch zwischen Seele und Körper von Kindheit an schmerzhaft bewusst. Während Transgender in erster Linie ihre soziale Rolle wechseln wollen, möchten Transsexuelle vor allem ihr Körpergeschlecht ändern.

 

Wer den Film: Jungen weinen nicht gesehen hat, konnte sich vielleicht ein Bild von den tiefen Gefühlen und den Leiden eines transsexuellen Teenagers (in diesem Fall eines Frau-zu-Mann-Transsexuellen) machen, die ihn antrieben, die Geschlechtergrenze zu überschreiten, von dem Glück, das er empfand, als er akzeptiert wurde und Liebe fand und von dem Terror und den Verletzungen, die er erfahren musste, als seine Vergangenheit entdeckt wurde.


Der Film: Anders für Mädchen vermittelt auch die Natur und Tiefe früher transsexueller Gefühle, besonders in der Anfangsszene im Duschraum. Hier sieht man eine junge Mann-zu-Frau-Transsexuelle, die ihren Penis vor sich selbst versteckt und weibliche Körperempfindungen hat. Auf diese Weise kann sie wenigstens für einen kurzen Moment die Gefühle einer empfindsamen Frau haben.

 

 
 
 

Plötzlich wird sie von einer Gruppe von Jungen,

die sie bei ihrem Verhalten gesehen haben, verprügelt.

 
 

Zum Glück wird sie von einem anderen Jungen,

der sich gegen die Gruppe stellt und schützend eine Jacke um sie legt, gerettet.

 
 

Diese Szene aus Anders für Mädchen veranschaulicht die innere Erfahrung eines jungen Transmädchens, mit den Freuden der aufblühenden weiblichen Sinnlichkeit und auch den Gefahren, wegen dieser Gefühle angegriffen zu werden.

 

Du kannst anhand ihrer Reaktionen in dieser enthüllenden Situation, der panischen Angst und der Verletzlichkeit in ihren Augen und der Erlösung in den Armen ihres Retters, sehen, dass sie innerlich ein Mädchen ist, obwohl sie im Körper eines Jungen lebt. Der Film zeigt gut die innere Weiblichkeit dieses jungen Transmädchens, ganz im Gegensatz zum übertriebenen effeminierten Gehabe, das man oft bei jungen Schwulen sieht.

 

Mehr zu dieser Szene findet Ihr auf Victoria Jefferies Seite "Boys - personal reflection", die Teil ihrer wunderschönen Webseite: "From Within" für junge Transmädchen ist. Vielen Dank an Vicky, die die Aufnahmen aus dem Film gemacht hat! (Vicky hatte als Teenager unter der Dusche eine ähnliche Erfahrung gemacht.) Vickys Webseite zeigt auf unterschiedliche Art und Weise, wie es sich anfühlt, jung und “trans” zu sein, sie ist sehr zu empfehlen.

 

Die Erfahrung weiblicher Körpergefühle mit verstecktem Genitale ist sehr häufig bei jungen Transmädchen. Wenn sie dann älter werden und das Testosteron sie mehr und mehr vermännlicht, wird es ihnen bald unmöglich sein, die männlichen Körpermerkmale vor sich selbst zu verbergen. Dann beginnen emotionaler Stress und Angst.

 

Viele Transsexuelle haben Gefühle von Platzangst, das Gefühl, gefangen zu sein, verurteilt zu einem Leben, eingeschlossen im falschen Körper, es sei denn, es gelingt ihnen, ihr Körpergeschlecht durch Hormontherapie und chirurgische Eingriffe ihrer Geschlechtsidentität vollständig anzugleichen. Sie haben das tiefe Verlangen, ihr Leben im für sie richtigen Geschlecht zu leben, nicht nur sozial, sondern auch im Privat- und Intimleben – sie wollen den richtigen Körper für ihre inneren Gefühle. 

 

Sie fühlen sich wie jemand, der sich plötzlich im Körper des anderen Geschlechtes wiederfindet und nun die dazugehörige soziale Rolle spielen muss, während tief im Inneren noch die Körpergefühle und die soziale Identität des Ursprungsgeschlechtes vorhanden sind. Es ist eine Erfahrung der völligen Desorientierung, den Körper des falschen Geschlechtes zu haben. Vor jedem liegt im Leben die Herausforderung, Liebe zu finden. Kann man sich überhaupt vorstellen, wie schwierig und beängstigend das ist, wenn man das falsche Geschlecht hat?

 

Einen exzellenten Überblick zur MzF- und zur FzM- Transsexualität findet ihr über folgenden Link: True Selves: Understanding Transsexualism - for Families, Friends, Coworkers and Helping Professionals, M. L. Brown and C. A. Rounsley, Jossey-Bass Publ., 1996. Eine Diskussion zu den international standardisierten Therapieprinzipien bei Transsexualität der Harry Benjamin International Gender Dysphoria Association (HBIGDA) gibt es hier:
"HBIGDA Standards of Care, Version Six".
 

[Anmerkung: In Deutschland wird in einem entscheidenden Punkt von diesen Standards abgewichen. Hier wird nicht nur für die geschlechtsangleichende Operation, sondern auch für die Hormontherapie als Voraussetzung der sogenannte „Alltagstest“ verlangt. Es ist deshalb für viele unmöglich, während dieses Testes überzeugend als Frau aufzutreten. Diese Verfahrensweise ist zutiefst menschenverachtend und wurde in den USA schon lange verlassen. Vivian Silver, M.D., Ph.D.]

 

[ *Beachte: Diese Webseite konzentriert sich entsprechend Lynns Erfahrungen hauptsächlich auf die MzF- Transsexualität. Es gibt aber auch den umgekehrten Fall. Die FzM- Transsexualität ist fast genauso häufig. Über folgende Links gibt es mehr Informationen hierzu:
FtM International und The American Boys.  Im Artikel "Girls will be Boys" von T. Eve Greenaway wird das plötzliche Auftreten des FzM- Transgenderismus an vielen Colleges und Universitäten der USA diskutiert. Hintergrundinformationen zum FzM- Transgenderismus und zur FzM- Transsexualität enthält auch das Buch Transmen & FtMs von Jason Cromwell. Weitere Links und Fotos sind auf der Seite Erfolgreiche Transmänner gelistet.]

 

 
Geschichte und Nachweis der Transsexualität in verschiedenen Kulturen

 

Transsexualität ist keine “Entdeckung der Neuzeit”. Sie ist Teil der menschlichen Natur und wurde bereits in der Antike beschrieben.

 

In vielen Kulturen, einschließlich der Naturvölker Nordamerikas, gab es schon lange Transsexuelle, die sich als Frauen kleideten, als Frauen lebten und auch Männer heirateten. Auch die chirurgische Veränderung der Genitalien bei Transsexualität wurde nicht erst im zwanzigsten Jahrhundert eingeführt. In manchen Kulturen, auch schon im Altertum, haben viele freiwillig ihre Körper chirurgisch verändern lassen, um ihr körperliches Geschlecht ihren Körperempfindungen anzupassen.

 

Die Kastration (Entfernung der Hoden) und deren Effekte sind schon lange bekannt. Diese Methode wurde zur Domestizierung von Tieren eingesetzt. Man wusste, dass eine frühzeitige Kastration die Entwicklung eines männlichen Körperbaus verhindern kann. Menschen behalten nach einem solchen Eingriff die Körperproportionen eines Kindes. In der Geschichte wurden auch manche männliche Sklaven zur Kastration gezwungen und zu Eunuchen gemacht. Wenn Männer nach der Pubertät kastriert werden, vermindert sich ihr Sexualtrieb drastisch und die Muskulatur bildet sich zurück. Auf die Geschlechtsidentität und damit verbundene Körperempfindungen hat die Kastration keinen Einfluss.

 

Das gesammelte Wissen über die Effekte der Kastration wurde erweitert, um transsexuellen Mädchen zu helfen: Bereits seit Jahrtausenden sind bei unzähligen Transsexuellen die äußeren Genitalien operativ umgeformt worden. Diese Eingriffe waren weitaus riskanter als die alleinige Entfernung der Hoden. Es wurden auch Penis und Scrotum (Hodensack) entfernt und eine Vulva (Scheideneingang) wurde gebildet. Niemand weiß, wann damit angefangen wurde, es ist aber bekannt, dass im antiken Griechenland und besonders im sexuell freizügigen antiken Rom diese Operationen durchgeführt wurden. Oft fand das im Rahmen verschiedener „religiöser Rituale“ statt, die den „erschaffenen Frauen“ einen Platz in der Gesellschaft garantierten.

 

Wenn junge Transsexuelle diese Operation überlebten, hatten sie weiblich aussehende Genitalien und verhinderten auch die Entwicklung eines männlichen Körperbaus. Obwohl eine Vagina nicht gebildet werden konnte und es eine Hormontherapie mit Östrogenen damals noch nicht gab, konnten diese Transsexuellen nach der Operation besser als Frauen leben. Ihr Körper blieb mädchenhaft und ihre Haut zart und empfindsam, sie vermieden das Wachstum der Körperbehaarung und die Ausbildung kantiger Gesichtszüge und manche von ihnen waren sogar als Frauen für Männer attraktiv. Mancherorts konnten sie sogar Männer heiraten.

 

Es gibt viele Skelettfunde von transsexuellen Frauen aus der Antike, an denen chirurgische Veränderungen nachweisbar sind. Archäologen bezeichnen sie üblicherweise fälschlich als “Eunuchen” und “Transvestiten”, wie z.B. in der BBC- Geschichte: "Dig reveals Roman transvestite" über einen kürzlichen Skelettfund in England. Hier sind ein Auszug und ein Foto aus dieser Geschichte:

 
 

Auszug aus der BBC- Nachricht:

 

"Archäologen haben in North Yorkshire das Skelett eines Crossdresser- Eunuchen aus dem 4. Jahrhundert nach Christi Geburt entdeckt. Der Fund wurde bei Ausgrabungen eines römischen Anwesens bei Catterick gemacht, die im Jahre 1958 begonnen hatten.

 
 

Man glaubt, dass das Skelett, gefunden mit Frauenbekleidung und Schmuck, einst ein kastrierter Priester gewesen ist, der die Gottheit Cybele verehrte. - - - Der junge Mann wurde in einem Grab bei Bainesse, einer Farm nahe von Catterick, gefunden, die einst eine Ansiedlung außerhalb der römischen Stadt gewesen ist.

 

Er trug eine Halskette, einen Armreif und eine bronzene Fußkette. - - - Zu Lebzeiten würde er als Transvestit betrachtet werden, er war wahrscheinlich ein Gallus, einer der Anhänger der Göttin Cybele, die sich ihr zu Ehren selbst kastrierten."

 
 

Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Mensch ein transsexuelles Mädchen war, das die Kastration wollte und sich dieser (wahrscheinlich als junge Teenagerin) freiwillig unterzogen hat und danach als Priesterin lebte. Beweisend für die frühe Kastration ist das Bild oben. Am Schädel sind keine Augenbrauenwülste. Mit der runden Gesichtsstruktur und dem zierlichen Körperbau kann sie eine sehr schöne Frau gewesen sein. Die schmuckvolle Bestattung für eine Anfang Zwanzigjährige deutet darauf hin, dass sie sehr beliebt war und vielleicht einen trauernden Geliebten oder Gönner hinterließ.

 

Altertümliche Arten der operativen Geschlechtsangleichung gibt es mancherorts auch heute noch. In Indien und Bangladesh laufen sehr viele verzweifelte junge Transsexuelle von zu Hause weg, um in die "Hijra"- Kaste einzutreten. Um Hijra zu werden, lassen sie unter primitiven Bedingungen, ähnlich denen der Antike, ihre männlichen Genitalien entfernen. Dabei haben sie nur Opium zur Betäubung. Die meisten haben diese Operation als Teenager kurz nach Einsetzen der Pubertät. Das Foto einer jungen Hirja findet ihr auf Lynns Seite operative Geschlechtsangleichung. Wenn diese Teenager früh genug kastriert werden, vermeiden sie die Entwicklung sekundärer männlicher Geschlechtsmerkmale (mit Ausnahme des Stimmbruchs) und ihre Körper bleiben zart, kindlich und mädchenhaft. Diese „Geschlechtswechsel“ werden durch Mysterium und religiösen Symbolismus verschleiert.

 

Die Möglichkeit, sich diesen Prozeduren zu unterziehen, ist in Indien bekannt und hat eine unglaublich magische Anziehungskraft auf junge Transsexuelle. Etwa einer von Vierhundert Teenagern in Indien schließt sich den Hirja an. Es gibt heute ungefähr eine Million von ihnen.

 

Im Gegensatz zum allgemeinen Aberglauben macht die Entfernung der männlichen Genitalien die Hirjas nicht zu Menschen ohne Sex. Sie behalten die mit der Pubertät entstandenen Gefühle der sexuellen Erregung. Bei innerlich männlich empfindenden Menschen würde eine derartige Operation das Sexualleben nahezu auslöschen. Bei Transsexuellen ist gewöhnlich das Gegenteil der Fall. Bei ihnen ist die Operation befreiend und versetzt sie in die Lage, ihre weibliche Sinnlichkeit und ihr weibliches sexuelles Empfinden auszuleben. Genauso wie postoperative Transfrauen können auch viele Hirja eine stark ausgeprägte genitale Erregung verspüren. Ihnen fehlt zwar im Gegensatz zu den modernen Transfrauen das äußere sensible Nervengewebe, innere Anteile der Schwellkörper sind aber noch vorhanden. Die Hirja haben keine Vagina. Deshalb haben viele von ihnen analen Verkehr mit Männern. Schamgegend und Beckenregion der Hirja sehen sehr „mädchenhaft” aus und viele Männer in Indien haben gerne Sex mit ihnen. Den Hirja bleibt nichts anderes übrig, als ihr Schicksal mit den eingeschränkten, aber realen Möglichkeiten, wenigstens ein bisschen Liebe als Frau in ihrem Leben zu finden, hinzunehmen.

  

Die meisten Hijra leben in “Familiengruppen” zusammen und erarbeiten ihren Lebensunterhalt mit traditionellen Zeremonien bei Hochzeiten und Geburten. Viele Mitglieder der niedrigen Hirja- Kaste sind aber auch Prostituierte und Bettler. Wenige Hirja haben Glück und erhalten eine weibliche Hormontherapie. Dann können sich weibliche Körperformen entwickeln und manche von ihnen werden sehr hübsch. Sie haben jedoch keine Vagina und werden sozial nicht als Frauen akzeptiert.

 

Die Ursprünge der Hijra- Kaste und der sehr primitiven Eingriffe an den Genitalien haben in Indien eine nachweisbare Geschichte von über 4000 Jahren. Junge Transsexuelle können in dieser Gruppe Zuflucht und einen sicheren, aber niedrigen Platz in der Gesellschaft finden. Die Qualen, welche diese jungen Leute auf sich nehmen, um ein “in etwa weibliches Geschlecht” zu bekommen, verdeutlichen, wie schlimm ihr innerer Konflikt zwischen Körper und Seele sein muss. Sie wissen genau, dass sie ihre Ursprungsfamilien niemals wieder sehen werden, und dass sie in der Hirja- Kaste „ganz unten“ sind, und das für den Rest ihres Lebens.

 

Heutzutage werden die Hirja in Indien als das “dritte Geschlecht angesehen. Oft werden sie auch als “Eunuchen” bezeichnet, wie es im britischen Englisch üblich ist. Der Gebrauch des Wortes Eunuch ist absolut unzutreffend, weil mit Eunuch im eigentlichen Sinne kastrierte erwachsene Männer, die sich selbst als Männer sehen, bezeichnet werden. Dieses Wort suggeriert am ehesten den Verlust des Sexualtriebs, nicht aber eine Art der Feminisierung bei bestehender weiblicher Geschlechtsidentität. Auf diese Weise verschleiert es die transsexuelle Natur der Hirja und macht aus ihnen soziale Außenseiter.

 

Und das war auch wirklich deren Schicksal während der Zeit der britischen kolonialen Unterdrückung Indiens. Bevor die Briten kamen, lebten viele Hirja relativ sicher als Hausangestellte in reichen Haushalten, manche führten auch rituelle Zeremonien durch. Die homophoben britischen Kolonialherren machten dem jedoch ein Ende, indem sie viele traditionelle soziale Rollen der Hirja einfach auslöschten, ohne den tiefen Sinn der Hirja- Traditionen zu erkennen. Daraufhin begannen selbst eigene Landsleute, Hirja als perverse Landstreicher zu sehen. Sie hatten sich an die „modernen und fortschrittlichen“ Standesdünkel der Kolonialbriten angepasst.

 

Wegen der Stigmatisierung halten die Hirja ihre Operationsmethoden geheim. Manche sagen, die Eingriffe wären gegen ihren Willen erfolgt, um damit zum Ausdruck zu bringen, es wäre nicht ihr Fehler gewesen. Obwohl die Hirja ihre Operationen als eine Art “Geschlechtswechsel” ansehen, sind sie doch sehr realistisch, was ihre Wahrnehmung betrifft. Sie wissen, dass sie nicht als wirkliche Frauen anerkannt werden. Sie tragen Frauenbekleidung, nehmen weibliche Namen an und benutzen weibliche Pronomen. Diesen Geschlechterstatus ziehen sie dem Leben im männlichen Körper vor. Die Hirja- Tradition ist in Indien und Bangladesh weit verbreitet (siehe unten im Abschnitt zur Prävalenz). Mehr Informationen findet ihr auf der Kinnar (Hijra)- Webseite (http://www.kinnar.com/).

 

Obwohl die Hirja seit Jahrhunderten hinter einem Schleier des Geheimen und des Mysteriums leben ist klar, dass die zugrunde liegende Ursache, die Teenager dazu antreibt, Hirja zu werden, Transsexualität ist. Dhanam, Oberhaupt einer Hijra- Familie (ein Hijra „Guru“), sagt:

 

"Wir wurden mit abweichender Geschlechtsidentität geboren. Es ist kein erlernter oder nachgeahmter, sondern ein natürlicher Instinkt, der uns antreibt, Frauen zu sein.'' - Dhanam

 

   

Wichtige Anmerkung: Im Jahre 2002 fing Lynn an, mit einigen Hirja- Frauen in Indien Kontakt aufzunehmen. Sie setzt sich mit Nachdruck dafür ein, das Wort “Eunuch” im Zusammenhang mit Hirja zu vermeiden. Stattdessen sollten im Englischen die Wörter “Transgender” oder “Transsexuelle” verwendet werden. Wenn es den Hirja gelingen würde, diese Veränderung der englischen Terminologie herbeizuführen, würden sie nicht mehr als eine Art verrückter „kastrierter Crossdresser“, sondern richtiger als Transgender und transsexuelle Frauen gesehen. Auf diese Weise könnten die Hirja in Indien ihre Rechte stärken.

 

Selbst in der modernen westlichen Welt ist es nicht selten, dass verzweifelte Transmädchen “Hirja begehen”. Sie schneiden sich die männlichen Genitalien ab und werden dann von Chirurgen irgendwie “zusammengeflickt”. Eine ganze Reihe von Mädchen in den Staaten hatte diese „Billig-OP“ und nahm dann Östrogene. Mit dieser Verzweiflungstat wird die Haut von Penis und Hodensack zerstört und kann nicht mehr für einen nachfolgenden Scheidenaufbau verwendet werden. Auch wichtiges sensibles Nervengewebe geht unwiederbringlich verloren. Noch mehr Transmädchen haben sich selbst kastriert, um die Vermännlichung ihrer Körper zu verhindern. Das geschah in den USA der 50ger/ 60ger Jahre, als es strenge Restriktionen gegen operative Geschlechtsangleichungen bei “intakten Männern” gab.

 

[Diese Formen der Selbstverstümmelung sind nicht nur lebensgefährlich, sie machen auch den Aufbau natürlich wirkender und empfindsamer weiblicher Genitalien nahezu unmöglich. Johannas Geschichte zeigt, dass es absolut unnötig ist, sich einer solchen Gefahr auszusetzen, da die männliche Pubertät hormonell verhindert werden kann. - Vivian Silver, M.D., Ph.D.]

 

Die Hirja in Indien sind in mancher Hinsicht ein Äquivalent zu den “Straßen-Trannies”, die man in vielen US- Großstädten und auch anderswo nachts auf den Straßen sehen kann (siehe auch: Untersuchung zu Transsexuellen in Malaysia). Niemand scheint sich dessen bewusst zu sein, dass die meisten dieser Leute Transsexuelle sind, die innerlich als Frauen fühlen und ohne Ausweispapiere, soziale Bindungen oder Familien keine Chance auf einen Job haben und sich prostituieren müssen.

 

In den USA werden die Straßen- Trannies von der feinen Gesellschaft gewöhnlich als “Perverse, die ihren Verstand verloren haben” gesehen. Oft werden sie auch fälschlich als schwule Männer bezeichnet, ohne darauf zu achten, dass sie sich selbst als Mädchen sehen und ihre Freier meistens heterosexuelle Kerle sind, die sich mit „She-males“ amüsieren wollen, nicht aber Schwule. Sowohl die Hirja, als auch die hormonell feminisierten Straßen-Trannies in den USA sind überwiegend Transsexuelle. Beide Gruppen werden von der Gesellschaft missverstanden und fälschlich als männliche Außenseiter eingeordnet. Stattdessen sind es aber Leute, die keinen anderen Weg als diesen gefunden haben, um als Frauen leben zu können.

 

Foto von Pokaraji, einer hübschen jungen Hirja in Calcutta, aus dem bemerkenswerten Buch:

Hijra-Das dritte Geschlecht in Indien

von Takeshi Ishikawa

 
 

Hier sind Fotos von zwei anderen Hirja-Frauen aus Takeshi Ishikawas Buch . Wie ihr sehen könnt, sind manche Hirja sehr schön. Sonamu (links) wuchs als Straßenkind in Bombay (Indien) auf und wurde als Teenager Hijra. Sie war so hübsch, dass sie in Bombay sehr berühmt wurde.

 

Sonamu 

Patora 

Wichtige Anmerkung:  Im September 2003 veröffentlichte die Volksunion für zivile Rechte Karnataka (PUCL-K) einen bemerkenswerten Bericht über Menschenrechtsverletzungen gegen die Transgender- Gemeinschaft in Indien.  Im Frühjahr 2004 bekam ich glücklicherweise ein Exemplar dieses Berichtes. Schaut euch an, was auf diesen Webseiten steht!

 

Der 117-seitige Bericht der PUCL gibt einen umfassenden Überblick über soziale, kulturelle und politische Lebensumstände der Hijra. Darüber hinaus ist Gewalt gegen Hirja dokumentiert und auch der behördliche Hintergrund dieser Gewalt. Der Bericht listet Anstrengungen der Hijra, sich zu organisieren und gegen die Diskriminierung zu protestieren und gibt wichtige Empfehlungen, wie das Elend der Transgender in Indien gelindert werden kann. Er ist eine exzellente Quelle neuester Informationen zu den Hirja und ist sehr zu empfehlen. Seht euch auch die folgende Webseite an, von der der Bericht als PDF heruntergeladen werden kann an:  http://ai.eecs.umich.edu/people/conway/TS/PUCL/PUCL Report.html

 

 

Was sind die Ursachen der Transsexualität?

 

Seit Jahren werden die verschiedensten Ursachen vermutet. Wie schon erwähnt, wissen wir, dass die Gene nicht die Geschlechtsidentität bestimmen. Viele Menschen mit Intersexualität sind ein Beleg dafür. Die kürzliche Nachuntersuchung von Intersexuellen, die als Kind Korrekturoperationen hatten, zeigte, dass auch „Genitalien und Erziehung“ die Geschlechtsidentität nicht bestimmen. Stattdessen weisen wissenschaftliche Forschungsergebnisse darauf hin, dass die Transsexualität neurobiologische Ursachen hat. Es scheint während der Embryonalentwicklung im Uterus (Gebärmutter) Einflüsse auf das Zentralnervensystem zu geben, die zu angeborenen geschlechtstypischen Körpergefühlen und Selbstwahrnehmungen führen, die mit dem Körpergeschlecht nicht übereinstimmen. Wir wissen noch nicht sicher, was genau die Ursachen sind. Weitere Forschungsarbeit muss geleistet werden. Es scheint jedoch klar zu sein, dass die wissenschaftlichen Untersuchungen auf dem Gebiet der Neurobiologie erfolgen müssen.

 

Neuere Forschung zum Beispiel lässt vermuten, dass MzF-Transsexualität Ergebnis einer weiblichen Differenzierung der BSTc- Region des Hypothalamus bei genetisch männlichen Embryos sein kann, die auf die Einwirkung fötaler Geschlechtshormone auf das sich entwickelnde Gehirn zurückzuführen ist; diese Hirnregion ist verantwortlich für geschlechtstypisches Verhalten und Gefühle. Die erste Arbeit hierzu wurde 1995 publiziert (siehe NATURE, 378: 60-70, 1995) Der Artikel ist auch online verfügbar unter: http://www.symposion.com/ijt/ijtc0106.htm. Weitere Ergebnisse zu den Untersuchungen wurden im Mai 2000 berichtet (siehe auch folgender Abstrakt und Link zur vollständigen Publikation):

 
 

The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, May 2000, p. 2034-2041
Copyright 2000, The Endocrine Society Vol. 85, No. 5

Mann-zu Frau-Transsexuelle haben weibliche Neuronen in einem Kern des limbischen Systems

Frank P. M. Kruijver, Jiang-Ning Zhou, Chris W. Pool, Michel A. Hofman,
Louis J. G. Gooren, and Dick F. Swaab

 

Graduate School Neurosciences Amsterdam (F.P.M.K., J.-N.Z., C.W.P., M.A.H., D.F.S.), Netherlands Institute for Brain Research, 1105 AZ Amsterdam ZO, The Netherlands; Department of Endocrinology (L.J.G.G.),
Free University Hospital, 1007 MB Amsterdam, The Netherlands; and Anhui Geriatric Institute (J.-N.Z.), The First Affiliated Hospital of Anhui Medical University, Hefei, Anhui, 230032 China

 

Adressen und Nachdruckanforderungen: Frank P. M. Kruijver, M.D., oder Prof. Dick F. Swaab, M.D., Ph.D., Graduate School Neurosciences Amsterdam, Netherlands Institute for Brain Research, Meibergdreef 33, 1105 AZ Amsterdam ZO, The Netherlands. E-mail: F.Kruijver@nih.knaw.nl.

 

Abstrakt

Transsexuelle empfinden sich als Angehörige des anderen Geschlechtes, obwohl sie biologische Merkmale eines entgegen gesetzten Geschlechtes haben. Eine wichtige Frage, die sich aus einer Hirnstudie bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen ergab, war, ob die beschriebene entgegengesetzte Geschlechtsidentität in der Zentralregion des Bed nucleus der Stria terminalis (BSTc) auf einem neuronalen Unterschied in der BSTc an sich, oder nur auf einer Reflexion eines Unerschiedes der Vasoactive Intestinal Polypeptide- Innervierung aus der Amygdala, die als Marker benutzt wurde, beruht. Wir bestimmten deshalb bei 42 Probanden die Anzahl der Somatostatin-expressierenden Neurone der BSTc im Verhältnis zum Geschlecht, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität und früherem oder gegenwärtigem Hormonstatus. Unabhängig von der sexuellen Orientierung hatten Männer fast doppelt so viel Somatostatinneurone wie Frauen (P < 0.006). Die Anzahl der Neurone in der BSTc bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen ensprach der der Frauen (P =3D 0.83). Im Gegensatz dazu war die Neuronenzahl der Frau-zu-Mann-Transsexuellen im Bereich derer von Männern. Hormontherapie und Hormonspiegelunterschiede bei Erwachsenen schienen keinen Einfluss auf die BSTc- Neuronenzahl zu haben. Die gefundenen Ergebnisse hinsichtlich der Geschlechtsunterschiede der Somatostatinneuronen in der BSTc und ihre Umkehrung in den Gehirnen Transsexueller unterstützen klar das Paradigma, dass bei Transsexuellen die geschlechtlichen Differenzierungen von Gehirn und Genitalien in unterschiedliche Richtungen gehen können und weisen auf eine neurobiologische Ursache der Transsexualität hin.

 
 

OHNE JEDEN wissenschaftlichen Beweis haben viele Psychiater und Psychologen Transsexualität während der letzten 4 Jahrzehnte als “psychische Krankheit” bezeichnet. Damit haben diese Psychiater zum Bild des medizinischen Establishments und der Gesellschaft von Transsexuellen als „psychopathologischen Perversen“ beigetragen. Glücklicherweise verschwinden die Ansichten der älteren Generation allmählich, weil die alten „Verhaltens- Psychiater“ aussterben und man anfängt, die neurobiologische Basis für viele menschliche Grundverhaltensmuster zu verstehen.

 

Eine umfangreichere Diskussion zu den alten “Geisteskrankheitskonzepten” zur Transsexualität und einen Vergleich mit neueren wissenschaftlichen Forschungsergebnissen hinsichtlich neurobiologischer Ursachen findet ihr auf Lynns Seiten über folgenden Link:

 

Ursachen des Transsexualismus

 

 

Muss man die Ursachen kennen, um eine Behandlung durchzuführen?

 

Warum stehen die Ursachen so im Mittelpunkt des Interesses? Die Antwort ist einfach. Transsexualität ist in der Vergangenheit eine derart unpopuläre Angelegenheit gewesen, dass die Diskussion darüber, was wohl die Ursachen sind, ständig im Vordergrund stand. Psychiater und Verhaltenspsychologen haben unaufhörlich die Transsexuellen beschuldigt, selbst Ursache ihrer „perversen Psychokrankheit“ zu sein. Auf diese Weise wollten sie sich ihre Rechte für die Behandlung dieser „Abartigkeit“ sichern. Für die Gesellschaft war diese Einordnung der Transsexuellen in die Schublade der Geisteskranken Grund genug für Diskriminierung, Aussonderung und Abschiebung. 

Wie wir aber jetzt wissen, ist Transsexualität keinesfalls eine “psychische Krankheit“, sondern hat sehr wahrscheinlich neurobiologische Ursachen. Es gibt auch viele andere Beschwerden, wie zum Beispiel manche Schmerzen, Depressionen und bipolare Erkrankungen, deren Entstehung nicht geklärt ist und bei denen inzwischen biologische Ursachen vermutet werden. Jeder weiß, dass diese Beschwerden absolut real sind und mit Einfühlungsvermögen medizinisch behandelt werden müssen, um das Leiden zu lindern.

 

Hat nicht auch eine Transsexuelle ein Recht auf medizinische Hilfe?

 

Das Leiden Transsexueller kann auf viele Weisen gelindert werden. Es gibt hormonelle und chirurgische Behandlungsmöglichkeiten zur Erleichterung des sozialen Rollenwechsels, bis hin zur vollständigen körperlichen Geschlechtsangleichung. Warum wird so oft nicht behandelt? Die erwähnten medizinischen Maßnahmen sind valide. Es ist bekannt, dass sie das Leiden Transsexueller lindern und die Lebensqualität verbessern, auch wenn man die genaue Ursache der Transsexualität noch nicht kennt. Warum werden immer noch Leute schlecht gemacht und diskriminiert, nur weil sie medizinische Hilfe suchen?

 
 
Wie häufig ist Transsexualität?

 

Die Prävalenz beschreibt die Anzahl von Fällen bezogen auf eine bestimmte Gesamtpopulation zu einer bestimmten Zeit. Wenn es 100 Erkrankungsfälle in einer Stadt mit 100 000 Einwohnern gäbe, betrüge die Prävalenz 1 zu 1 000 (1:1 000). Glücklicherweise kann man auch gute Schätzungen der Prävalenz der Transsexualität machen, ohne ein Forschungswissenschaftler zu sein. Jeder gute Journalist könnte das.

 

In Gesundheitsbehörden geistern immer noch Zahlen von 1 zu 30 000 für MzF-Transsexualität und 1 zu 100 000 für FzM-Transsexualität herum. Diese Zahlen tauchen nach wie vor überall auf, wie zum Beispiel in Artikeln der Washington Post und der New York Times. Müssen diese Zahlen aber nicht jedem merkwürdig erscheinen? Dann wäre Transsexualität (Transsexualismus) extrem selten. Heutzutage begegnet aber vielen Leuten in ihrem Umfeld (der Schule, der Firma oder der Gemeinde) ein Transsexueller. Wo kommen dann diese Angaben zur angeblichen Seltenheit her?

 

Diese Zahlen stammen aus dem Statistischen Manual der psychischen Krankheiten (DSM-IV) der Amerikanischen Psychiatriegesellschaft und sie werden oft von den zwei „psychiatrischen Eliteanstalten“, dem Clarke Institut in Toronto (Kanada) und der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore (USA), an die Medien weitergegeben. Diese beiden Einrichtungen haben lange das Denken hinsichtlich der „transsexuellen Geisteskrankheit“ dominiert.

 

Die Zahlen sind aber veraltet und stammen aus einer Zeit, als man gerade erst anfing, geschlechtsangleichende Operationen überhaupt durchzuführen. Es wurden nur diejenigen gezählt, die so mutig waren, trotz der zu jener Zeit üblichen unglaublichen Diskriminierung, damals schon eine GA-OP haben zu wollen. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass viele lieber still gelitten haben, als ihr Coming-out zu riskieren. Aber, wie viele waren das?

 

Lasst uns mal ein bisschen “Detektivarbeit” machen. Wir können die Prävalenz der Transsexualität in den USA anhand der Anzahl der durchgeführten geschlechtsangleichenden Operationen abschätzen. Diese Zahl kann dann ins Verhältnis zu der Anzahl erwachsener Männer in den USA gesetzt werden (da über 60-Jährige praktisch keine Chance hatten, operiert zu werden, wurde das Alter von 60 Jahren als obere Altersgrenze definiert).

 

Vor 1960 wurden nur sehr wenige US- Amerikaner operiert. Dr. Georges Burou aus Casablanca in Marokko fing in den 60-ger Jahren an, eine ganze Reihe von Operationen mit der neuen penilen Inversionstechnik durchzuführen. Dr. Harry Benjamin, ein Arzt in den USA, der Pionierarbeit in der Forschung und klinischen Behandlung der Transsexualität geleistet hat, überwies viele seiner Patienten zur OP an Dr. Burou und einige andere Chirurgen, die Burous neue Technik anwendeten. (Lynn erfuhr später von Dr. Benjamin, dass sie 1968 unter den ersten 600 bis 700 transsexuellen Frauen aus den USA war, die eine Geschlechtsoperation hatten.)

 

Harry Benjamin, M.D.

Pionier und einfühlsamer Arzt

[Das Foto wurde  von Lynn Conway 1973 aufgenommen]

 

Die OP-Anzahl stieg an, als in den 70-gern Programme zur Geschlechtsangleichung im Johns Hopkins und an der Stanford University die Restriktionen gegen derartige Operationen in den USA etwas abmilderten und einige Chirurgen begannen, sie ebenfalls durchzuführen. Im Jahre 1973 erfuhr Lynn von Dr. Benjamin, dass bis dahin 2 500 Operationen an US- Bürgern durchgeführt worden waren.

 

Ausgehend von diesen Daten zeigt die Tabelle unten Lynn Conways Schätzung der Anzahl von Operationen, die an US- Amerikanern in den letzten Jahrzehnten innerhalb und außerhalb der USA durchgeführt worden sind. Sie extrapolierte die Zahlen, um die Operationen von Chirurgen mit geringer OP-Anzahl einzuschließen. Es sind Zahlenbereiche angegeben, die zwischen einer konservativen und einer sehr wahrscheinlichen Schätzung liegen.

 

Gegenwärtig beträgt die Anzahl der MzF- Geschlechtsoperationen in den USA jährlich 800-1000 und genauso viele oder mehr werden jedes Jahr an US- Bürgern im Ausland durchgeführt (z.B. in Ländern wie Thailand, wo die Qualität der Eingriffe sehr hoch ist, die Kosten dagegen niedrig liegen). Die drei US- Spitzenchirurgen Eugene Schrang, Toby Meltzer und Stanley Biber operieren zusammen 400 bis 500 mal im Jahr. Stanley Biber hat alleine über 4500 Geschlechtsoperationen durchgeführt, seit er im Jahre 1969 damit begann. Viele Jahre führte Dr. Biber zwei Operationen täglich durch, und das drei Tage in der Woche!

 

 

"Lynn Conways Zahlen": Schätzung der Anzahl der MzF- Geschlechtsoperationen bei USA-Bürgern:

 60-ger Jahre

 70-ger Jahre

 80-ger Jahre

1990 - 2002

1 000

 6 000-7 000

 9 000-12 000

 14 000-20 000

 

 

Wenn man die Zahlen zusammenrechnet, findet man heraus, dass es mindestens 30 000 bis
40 000 postoperative Transfrauen in den USA geben muss. Natürlich werden auch Ausländerinnen in den USA operiert (vielleicht 15%?) und andere, die eine geschlechtsangleichende Operation hatten, sind schon gestorben. Die Mehrheit der in den letzten 15 Jahren Operierten lebt aber noch. Die wenigen Transsexuellen, die zwischen den 60-ger und 80-ger Jahren operiert wurden, waren überwiegend jung (zwischen 20 und 30 Jahren) und leben auch noch. Selbst wenn man eine gewisse Mortalität mit einrechnet, liegt die Anzahl der postoperativen Frauen in den USA immer noch bei über 32 000.

 

Um nun die Prävalenz der postoperativen MzF- Transsexuellen zu errechnen, dividieren wir einfach die Zahl 32 000 durch 80 Millionen (der Anzahl der männlichen US- Bürger zwischen 18 und 60 Jahren, dem Altersbereich, in dem die meisten operiert werden):

 

32 000/80 000 000 = 1/ 2 500.

 

Wir stellen mit Erstaunen fest, dass mindestens einer von 2 500 männlich geborenen Menschen in den USA bereits eine operative Geschlechtsangleichung zur Frau hatte! Die Schätzung von 1:2 500 ist deutlich höher als die Angabe von 1:30 000, die noch so oft in Fachkreisen zitiert wird. Die Zahl im DSM-IV ist also mindestens um den Faktor 12 zu niedrig! Wenn wir noch genauer nachrechnen, finden wir heraus, dass der Irrtum zur Häufigkeit sogar noch größer ist!

 

Zur Erinnerung: Die Schätzung im DSM-IV bezieht sich auf die Prävalenz der Transsexualität, nicht aber auf die Prävalenz der Geschlechtsoperationen. Nichts desto trotz wird in Zeitungen immer noch die Schätzung 1:30 000 als Prävalenz der Transsexualität angegeben.

 

Lynn vermutet, dass die Zahl derer, die an ausgeprägter Transsexualität leiden, mindestens 3 bis 5 mal über der Anzahl der geschlechtsangleichenden Operationen liegt. Die Gründe hierfür sind offensichtlich: Viele Transsexuelle wissen gar nicht, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, und leiden stumm und ohne Hoffnung. Viele haben schreckliche Angst, sich zu „outen“, aus Furcht vor sozialer Stigmatisierung. Viele andere können sich die Geschlechtsangleichung finanziell nicht leisten. Es muss daher zwischen
100 000 bis 200 000 UNBEHANDELTER Fälle von ausgeprägter Transsexualität in den USA geben.

 

Behandelte und unbehandelte Fälle zusammengerechnet, kommen wir auf eine Anzahl von 130 000 bis 240 000 MzF Transsexueller in den USA. Nehmen wir die Zahl von 160 000, die näher an der niedrigsten Schätzung liegt, errechnet sich die Prävalenz der Transsexualität als: 160 000/80 000 000 = 1:500. Dieser Wert ist nur eine rohe NIEDRIGE SCHÄTZUNG der Prävalenz. Der intrinsische Wert könnte sehr viel höher sein.

 

[*Seht auch die NEUE SEITE mit Donna Patricia Kellys Schätzung der Prävalenz der Transsexualität in Großbritannien. Donna nutzt Lynns Methodologie und ihre Ergebnisse sind konsistent mit den Ergebnissen von Lynn für die USA.]

 

Die Prävalenz der MzF- Transsexualität liegt sehr wahrscheinlich zwischen 1 zu 250 und 1 zu 500. Das entspricht ungefähr dem Hundertfachen der Annahme von 1 zu 30 000, die von der Amerikanischen Psychiatriegesellschaft im DSM-IV-TR publiziert wurde! Die angegebene Prävalenz im DSM-IV ist demnach um mehr als zwei Zehnerpotenzen falsch*.

 

Zum Vergleich, hier ein paar andere Prävalenzen:
Die Prävalenz der muskulären Dystrophie beträgt 1:5 000, die der Multiplen Sklerose (MS) 1:1 000, die der Lippen-Gaumen-Spalte 1:1 000, die der zerebralen Lähmung 1:500, die der Blindheit 1:350, die der Taubheit 1:250, die der Epilepsie 1:200, die der Schizophrenie 1:100, und die der rheumatoiden Arthritis etwa 1:100. Alle diese Erkrankungen befinden sich im Zentrum der Wahrnehmung der Gesellschaft und es gibt ein hohes Maß an Mitgefühl für diejenigen, die daran leiden. Es gibt große Forschungsbudgets für das Studium und die Behandlung der Erkrankungen und die Patienten bekommen alle nur denkbare medizinische Hilfe zur Linderung ihres Leidens.

 

Ganz anders sieht es bei ausgeprägter Transsexualität aus, die vergleichbare Auswirkungen auf die Lebensqualität hat. Diese sozial unpopuläre Erkrankung wird völlig aus dem Bewusstsein der Gesellschaft verdrängt und Zugang zur medizinischen Hilfe haben die meisten daran Leidenden auch nicht. Dem medizinischen Establishment ist die Prävalenz und die Tragik dieser Erkrankung nicht klar.

 

 Eine ausführliche Diskussion zur Prävalenz der Transsexualität und zur Frage, warum die Schätzungen der Psychiater so fehlerhaft sind, findet ihr auf Lynns Seiten unter:

 

Prävalenz der Transsexualität  (De)

 

 
 
 
Die Bedeutung der zahlenmäßigen Häufigkeit

 

Aufgrund der Tatsache, dass 1 500-2 000 US- Amerikaner jedes Jahr eine MzF- geschlechtsangleichende Operation durchführen lassen (und mindestens halb so viele eine FzM- Geschlechtsoperation) ist Transsexualität häufig genug, dass in großen Schulen und Firmen von Zeit zu Zeit mit einem solchen Fall gerechnet werden muss. Jeder weiß das. Die Medien sind voll mit solchen Geschichten. Besonders in den Universitäten kann man neuerdings beobachten, dass viele Mitglieder der Fakultäten offen ihre Geschlechtsangleichung angehen, ohne deshalb ihren Job zu verlieren. Die Zahlen sind mittlerweile so hoch, dass Schulen und Betriebe ihre Unternehmensleitlinien überdenken sollten, um eine allmähliche und erfolgreiche Geschlechtsangleichung zu gewährleisten.

 

Die immer breitere Wahrnehmung, dass Transgenderismus (TG) und Transsexualität (TS) ganz und gar nicht selten sind, und dass viele junge Leute erfolgreich ihre Geschlechtsangleichung durchlaufen haben, wird sehr wahrscheinlich dazu führen, dass TG- und TS- Kinder viel früher herausfinden werden, was mit ihnen los ist, und dass sie auch früher als in der Vergangenheit Hilfe suchen werden. Es ist auch wahrscheinlicher geworden, dass sie Hilfe finden werden, weil mehr und mehr Psychologen und Familientherapeuten die Variabilität der Geschlechtsidentität in ihr Therapieprogramm aufnehmen und weil heute so viele Informationen zu diesem Thema im Internet zur Verfügung stehen.

 

Der alte “Mythos der extremen Seltenheit der Transsexualität” jedoch hat schlimme Auswirkungen auf die soziale Wahrnehmung. Dazu gehören die falsche Zuordnung von Transgendern und Transsexuellen zu den schwulen Männern und die seit langem bestehende Ignoranz gegenüber den “Straßen-Trannies”, wie bereits in Teil 1 erwähnt. Nur wenn alle erkennen, dass TG und TS überhaupt nicht selten sind, werden sie überhaupt erst ernst genommen.

 

Zahlen sind wichtig! Zahlen spielen eine Rolle! Gute Schätzungen sind weitaus bessere soziale Messfühler, als das Kleben an der unsinnigen und selbstgefälligen Propaganda, die von verkalkten Psychiatern ohne gesunden Menschenverstand verbreitet wird, welche “niedrige Zahlen” und “Unzulässigkeit” der Transsexualität predigen. Physiker, Ingenieure, Epidemiologen und Politiker wissen, dass gute „Hochrechnungen“ ungeheuer wichtig sind und auf wissenschaftliche, technische, soziale und politische Entscheidungen Einfluss haben. Es ist an der Zeit, den Psychiatern die Häufigkeit von Transgenderismus und Transsexualität nahe zu bringen

 

Wie wird MzF Transsexualität behandelt?

 

Ob es nun an der Vernetzung im Gehirn, oder an tiefer im ZNS gelegenen Strukturen liegt, oder ein anderer Mechanismus die angeborene Geschlechtsidentität bedingt, eines kann man mit Sicherheit sagen: Die Geschlechtsidentität kann nicht als „psychische Krankheit“ behandelt und mit psychiatrischen oder psychologischen Methoden verändert werden. Zahllose Transgender und Transsexuelle wurden in der Vergangenheit mit psychiatrischen „Behandlungen“, einschließlich Elektroschock und Verwahrung in der geschlossenen Anstalt gequält, und es gibt nicht einen einzigen bestätigten Fall der „Heilung“ auf diese Art.

 

Es ist aber infolge der Fortschritte in der Medizin heute möglich, das Körpergeschlecht bei ausgeprägter Transsexualität mit Hormontherapie und plastischer Chirurgie vollständig der Geschlechtsidentität anzupassen. Auf diese Weise kann Transsexualität geheilt werden. Grundlage der Therapie sind die "HBIGDA Standards of Care, Version Six" der Harry Benjamin International Gender Dysphoria Association.
[Diese Standards werden leider in Deutschland nur teilweise beachtet. - Vivian Silver, M.D., Ph.D.]

 

In der Vergangenheit waren Transsexuelle in den USA gezwungen, Psychiater aufzusuchen, die als “Torwächter” gegenüber allen Aspekten der Geschlechtsangleichung auftraten. Sie beanspruchten für sich, dass nur mit ihrer Genehmigung überhaupt eine Hormontherapie, der soziale Rollenwechsel und die Geschlechtsoperation vorgenommen werden dürften, und das auch nur nach jahrelanger „Therapie“.  Diese Psychiater waren jedoch der Überzeugung, Transsexualität sei eine psychische Krankheit und sie hatten von praktischen Aspekten der Geschlechtsangleichung keine Ahnung. Deshalb waren sie denkbar schlechte Therapeuten. Heute ist es in den USA üblich, zu gut ausgebildeten, spezialisierten Therapeuten zu gehen, die Hilfe für eine erfolgreiche Geschlechtsangleichung (Transition) geben können.

 

Die Geschlechtsangleichung vom Mann zur Frau beinhaltet eine Zeitspanne der hormonellen Feminisierung und des sozialen Rollenwechsels, nach dem die Alltagserfahrung folgt. Wenn die Diagnose mit der Selbsterfahrung (etwa 1 Jahr) bestätigt wurde und die Transsexuelle ist sich immer noch sicher über ihre Gefühle, folgt die Geschlechtsoperation. Bei diesem Eingriff werden die männlichen Genitalien in weibliche umgeformt. Es entsteht eine funktionelle Vagina und eine empfindsame Clitoris. Oft wird diese Operation in zwei Schritten durchgeführt. Der zweite Schritt ist die so genannte „Labioplastik“, bei der die inneren und äußeren Labien (Schamlippen) gebildet werden. Erscheinungsbild und Funktion der entstandenen äußeren Genitalien unterscheiden sich nicht von denen als Frau geborener Menschen. Eine Übersicht zur historischen Entwicklung und zu Details der Geschlechtsoperation findet ihr auf Lynns Seite operative Geschlechtsangleichung. Viele postoperative Frauen sind sexuell aktiv und können wie andere Frauen sexuell erregt werden. Viele postoperative Frauen haben stark ausgeprägte Orgasmen (siehe auch die Diskussion zu Erregung und Orgasmus auf der Seite operative Geschlechtsangleichung).

 

Leider sind viele Leute absolut unwissend und glauben, dass bei der Geschlechtsoperation wie bei den Hijra in Indien nur die männlichen Genitalien entfernt werden. Eine solche Ignoranz verstärkt Vorbehalte und Vorurteile gegen postoperative Mann-zu-Frau-Transsexuelle hinsichtlich Sexualität und sexuellem Verhalten (viele Ignoranten vermuten, dass postoperative Frauen nur analen Verkehr haben und verstehen nicht, dass diese Frauen eine Vagina haben). Es gibt aber jetzt viele Informationsquellen über alle Aspekte der Geschlechtsoperation im Internet und die Ignoranz der Öffentlichkeit geht allmählich zurück. Siehe auch: http://www.annelawrence.com und http://www.annelawrence.com/vulvas.html. Auf diesen Seiten sind Operationsergebnisse vieler verschiedener Chirurgen zu sehen.

 

Die fortdauernde Hormontherapie (besonders nach der Geschlechtsoperation) verändert Körperempfindungen, Emotionen und sekundäre Geschlechtsmerkmale (die Brüste wachsen, die Haut wird weicher, die Fettverteilung wird weiblich usw.). Über die Zeit vollzieht sich die vollständige physische Transformation eines ursprünglich männlichen Körpers in einen weiblichen. Befreit aus dem falschen Körper kann die „neue“ Frau nun ihre emotionalen Wunden heilen, Selbstakzeptanz finden und ein wirkliches und wundervolles Leben führen.

 

 Mehr Informationen zur physischen Transformation mit Fotos und Abbildungen gibt es auf Lynns Seite:

 

Operative Geschlechtsangleichung (SRS). (de)

 

 
 
Was versteht man unter einer Geschlechtsangleichung (engl.: transsexual transition)?

 

Der englische Begriff “transsexual transition” bezeichnet den Zeitraum, in dem der “Wechsel des sozialen und des körperlichen Geschlechtes“ vollzogen wird.. Für die jungen “Straßen-Tranny’s” ist die “Transition” gewöhnlich nur eine “Transgender- Transition”, d.h., die Einnahme weiblicher Hormone, um den Körper zu feminisieren und offen als Mädchen zu leben. In vielen Fällen sind solche Mädchen, da sie keinen Job und kein regelmäßiges Einkommen haben, leider lediglich in der Lage, als “Transgenderfrau”, das heißt ohne geschlechtsangleichende Operation, zu leben. Für andere Transsexuelle mit besseren finanziellen Möglichkeiten, wie z.B. Mittelklasse- College- Studenten und Angestellte, ist “Transition” die vollständige Änderung des körperlichen Geschlechtes mit Geschlechtsoperation und die Eingliederung in das soziale Leben als Frau.

 

In einer Zeit, in der transsexuelle Frauen immer noch in vielen Kommunen hochgradig stigmatisiert sind, ähnelt die Infrastruktur, die eine “transsexuelle Transition” unterstützt sehr der “Untergrundbahn”, mit der afroamerikanische Sklaven einst den Südstaaten der USA entkommen konnten. Wie auf der NPS Webseite und der National Geographic Webseite beschrieben, war diese “Untergrundbahn” weder im Untergrund und es war auch keine Eisenbahn. In Wirklichkeit war es ein loses Netzwerk, das Verfolgten Hilfe und Unterstützung gab. Vielleicht 100 000 Sklaven konnten so in den Jahren zwischen Revolution und Bürgerkrieg der Sklaverei entfliehen.

 

Heutzutage gibt es ein modernes Netzwerk, in dem spezialisierte Therapeuten, Elektrologen, Endokrinologen, Chirurgen, Anwälte und viele andere in Stille und Verborgenheit Hilfe und Unterstützung für Transsexuelle geben, die sich aus dem falschen Körper befreien wollen. Die meisten wollen sich danach vollständig in die Gesellschaft eingliedern und schließen ihre Vergangenheit ab, um “in Freiheit” leben zu können. Diese Befreiung ähnelt sehr der Befreiung von Sklaven, denen es vor dem Bürgerkrieg gelang zu entkommen und dann “als Weiße anerkannt” zu werden und in der mehrheitlich weißen Gesellschaft des Nordens aufgenommen zu werden.

 

Wie auch die entkommenen Sklaven, müssen auch die transsexuellen Frauen einen hohen Preis zahlen, um im “Tarnmodus” leben zu können. Sie verlieren den Kontakt mit ihren früheren Freunden und ihren Familien, und müssen immer Angst haben, “entdeckt” zu werden, und dann alles in ihrem neuen Leben Erreichte zu verlieren. Das ist aber kein zu hoher Preis für die Befreiung aus dem falschen Körper und die Möglichkeit, ein menschliches Leben zu führen.

 

Eine vollständige “transsexuelle Transition” vom Mann zur Frau (einschließlich Geschlechtsoperation) dauert gewöhnlich zwei bis drei Jahre, oft sogar länger. Am Anfang steht die Beratung und Anleitung und dann der Beginn der Hormontherapie. Die Hormone haben dezente, aber sehr wichtige Wirkungen. Die Haut wird weicher, die Brüste beginnen zu wachsen und die Verteilung des Fettgewebes wird weiblich.

 

Gleichzeitig beginnt man mit der Bartentfernung, z.B. durch Elektrolyse. Die Elektrolyse ist sehr schmerzhaft, teuer und zeitaufwändig. Mit feinen Nadeln wird in die Haarfollikel eingedrungen. Stromstöße und Hitze töten dann die Haarfollikel ab. Es dauert oft 100 bis 200 Stunden, den Bart zu entfernen. Diese Prozedur verursacht Probleme hinsichtlich Logistik und Zeitmanagement, weil die Gesichtshaare immer erst einen Tag wachsen müssen, bevor sie entfernt werden können. Die behandelten Flächen sind dann oft gerötet und gereizt. Die dunklen Gesichtshaare müssen aber vollständig entfernt werden, sonst hat man keine Chance, als Frau anerkannt zu werden, denn der Bartschatten ist selbst nach Rasur und mit Make-up noch sichtbar.

 

[Ich ließ zunächst über etwa ein Jahr mit gepulstem Licht die dunklen Barthaare entfernen und führe eine Nachbehandlung mit Vaniqa- Creme und Epilation durch. Diese Methodik ist zwar auch sehr teuer, aber nicht ganz so zeitaufwändig. Es entstehen keine Narben.
- Vivian Silver, M.D., Ph.D.]

 

Bis die Bartentfernung abgeschlossen ist, benutzen Transsexuelle gewöhnlich Make-up wie z.B. Covermark oder Dermablend. Diese Make-ups wurden zur Abdeckung von Muttermalen und anderen Pigmentierungsstörungen der Haut entwickelt. Damit können dunkle Haare nach Rasur zeitweise abgedeckt werden. Schwule Drag- Performer und andere “Frauendarsteller” nutzen diese Methode, um ihre Gesichter weiblich wirken zu lassen. Viele Transsexuelle warten aber mit der Alltagserfahrung bis die Bartentfernung schon weit fortgeschritten ist, um negative Einflüsse der Elektrolyse auf das Berufsleben zu vermeiden, die Abhängigkeit von Kosmetika zu verringern und die Chancen auf eine gute Akzeptanz als Frau zu verbessern.

 

Vor und während der Alltagserfahrung lassen viele Transsexuelle Operationen zur weiteren Feminisierung des Gesichtes und des Körpers durchführen. Insbesondere werden im Rahmen der FFS (operative Feminisierung des Gesichtes) die männlichen Merkmale am Gesichtsschädel beseitigt (Augenbrauenwülste, breiter Unterkiefer, männliches Kinn). Manche dieser Eingriffe sind extrem schmerzhaft.

 

Die medizinischen und chirurgischen Maßnahmen sind aber bei weitem nicht alles. Die Transsexuelle muss vollständig und dauerhaft ihr soziales Geschlecht ändern. Sie muss nicht nur lernen, sich als Frau zu kleiden und zu schminken, sie muss auch ihr gesamtes Erscheinungsbild inklusive Verhaltensmustern und Körpersprache verändern. Am Anfang der „Transition“ werden viele Leute sich nur ungern mit ihr sehen lassen. Das dauert so lange an, bis die Veränderungen im Erscheinungsbild so weit fortgeschritten sind, dass die Transsexuelle als Frau akzeptiert wird.

 

In den meisten Fällen müssen die Transsexuellen ihr vergangenes Leben hinter sich lassen, oft brechen sie jeglichen Kontakt mit Freunden und der Familie ab, um ein neues Leben zu beginnen. Die Situation ähnelt der von frühen Immigranten aus fernen Ländern oder der von entflohenen Sklaven aus den Südstaaten um 1800.

 

So viel Hilfe Therapeuten, Ärzte und Selbsthilfegruppen auch geben können, die Hauptverantwortung für die Planung und Durchführung dieses komplexen Projektes bleibt bei der Transsexuellen selbst.

 

Eine “transsexuelle Transition” ist ein großes, sozial isolierendes und emotional traumatisches Unterfangen und eine der schwierigsten Aufgaben, die man haben kann. Diesen Weg zu gehen, kann sehr einsam sein, weil man den körperlichen, emotionalen und sozialen Herausforderungen gewöhnlich alleine begegnen muss, ohne viel Hilfe von Familie und Freunden. Die Befreiung aus dem falschen Körper und der Gefangenschaft in einer Geschlechterrolle, die sich absolut fremd anfühlt, ist aber wie eine Befreiung aus der Sklaverei. Jede Transsexuelle, die den Weg zur vollständigen Geschlechtsangleichung kennenlernt, egal wie schmerzhaft oder schwierig er sein mag, wird ihn gehen, um endlich frei zu sein.

 

Glücklicherweise gibt es heutzutage viele Webseiten, die wertvolle Informationen zur Geschlechtsangleichung enthalten. Diese Wegweiser zeigen die „Untergrundbahn” mit Dienstleistern, die Transsexuellen auf den verschiedenen Stationen ihres Weges helfen können. Die beste Webseite hierzu ist Andrea James' "TS Roadmap". Andrea ist eine schöne und erfolgreiche postoperative Transfrau. Ihre Seite enthält einen großen Wissensschatz und ist mittlerweile die “Bibel” der Mann-zu-Frau-Transition.

 
 

Der vollständigste Führer der MzF- Transition im Internet ist Andrea James' "TS Roadmap". Alle, die eine Geschlechtsangleichung planen, sollten Andreas Seite intensiv studieren und sie als Grundlage für ihre Planung nutzen.

 

TS ROADMAP FOR MtF TRANSITION

 

Andrea James

 

 

Wichtige psychische Veränderungen

 

Während der Geschlechtsangleichung kommt es infolge der hormonellen Feminisierung nicht nur zu äußerlich sichtbaren körperlichen, sondern auch zu inneren psychischen Veränderungen. Unter dem Einfluss von Östrogen (besonders nach der Geschlechtsoperation) können sich die “inneren Gefühlsschwingungen” von eher “männlich” (ernster verschlossener Gesichtsausdruck und Vermeidung von Augenkontakt) hin zu „warmer Weiblichkeit“ (unbedrohlich, verletzlich, mit einem warmen offenen Lächeln) verändern. Hier sind einige Tipps von Lynn hinsichtlich dieser wichtigen „inneren psychischen Transition“:

 

"In der männlichen Rolle ist man durch sozialen Druck gezwungen, immer wachsam zu sein und auf Distanz zu gehen. Es scheint so, dass Jungen immer das Gefühl haben, es könnte jeden Moment ein Kampf losgehen und deshalb sind sie immer in Abwehrbereitschaft. Es ist sehr wichtig, während der Transition jegliche Reste dieser Verhaltensmuster loszuwerden. Sich entspannen und ruhig auch mal verletzlich fühlen und dann herzlich lächeln, kann diese innere Veränderung unterstützen.

 

Vielleicht kannst du das erste Mal in deinem Leben deinen inneren weiblichen Gefühlen, die nun durch Östrogen verstärkt sind, freien Lauf lassen.  Du wirst eine psychische Veränderung hin zu innerer Wärme, Offenheit und emotionalem Kontakt mit anderen spüren. Wenn das passiert, wird nicht nur dein Innenleben anders, du wirst auch nach außen anders wirken. Man wird dir im Gegenzug mit sozialer Wärme gegenübertreten und dieses „Feedback“ wird deine inneren Veränderungen weiter verstärken.

 

Andere Leute nehmen diese inneren Gefühlsschwingungen wahr, wie sie auch unbewusst männliche Merkmale am Gesichtsschädel wahrnehmen. Sogar sehr schöne Transsexuelle werden nicht als Frauen wahrgenommen, wenn sie in ihrem Inneren noch männlichen Gedankenmustern anhängen. Deshalb ist es sehr wichtig, die inneren Gefühle so früh wie möglich nach außen zu projizieren. Sonst könnten negative Reaktionen von anderen die Fortschritte in Richtung Selbstakzeptanz und Selbstverwirklichung zunichte machen und die Transsexuelle in einen Teufelskreis von Ablehnung und Isolation treiben.

 

Glücklicherweise unterstützt die Hormontherapie im Rahmen der Transition die inneren psychischen Veränderungen. Das kann aber auch beunruhigend sein. Am Anfang der Geschlechtsangleichung sind viele sehr verletzlich. Manche werden wesentlich gefühlsbetonter als vorher. Tränen und Gefühlswallungen kommen leichter. Das ist völlig normal und sollte niemanden erschrecken.  Der Hormoneinfluss führt zu mehr Offenheit, Gesprächigkeit und Interaktion.  Manchmal können sich Transsexuelle jetzt erst richtig selbst akzeptieren. Sie müssen nicht mehr ihr wahres Ich verstecken und der Schmerz, ein Leben lang eine falsche Rolle zu spielen, verschwindet. Das ist eine wichtige Erfahrung für die Transsexuelle. Die Veränderungen können so ausgeprägt sein, dass Freunde, Familienangehörige und Geliebte für eine Weile völlig verwirrt sein können.

  

Es kann dauern, bis eine Transsexuelle die Maske, die sie so lange leidvoll tragen musste, endgültig loswird. Manchmal dauert das Jahrzehnte. Und das, obwohl transsexuelle Frauen eigentlich nie den von der Gesellschaft erwarteten männlichen Stereotypen entsprochen haben, trotzdem sie unter enormem Druck in diese Richtung standen. Die schlimmste Belastung besteht in der Kindheit, wenn man noch nicht richtig in der Lage ist, Druck zu widerstehen und man sich durch die, deren Pflicht es eigentlich sein sollte, die Kindheit zu behüten, alleingelassen und betrogen fühlt.  Solche Erfahrungen können schreckliche Folgen haben und in manchen Fällen unendliche Traurigkeit verursachen. Ein sorgfältig ausgewählter, liebevoller, respektvoller und verständnisvoller Therapeut, einer, der kein “Torwächter”, sondern ein Führer und Verbündeter ist, kann in solchen Dingen und vielen anderen Aspekten des täglichen Lebens helfen. 

 

Am Ende werden Selbstentdeckung, das nach außen kommende innere Selbst und die Beseitigung der Spuren der Vergangenheit bei den meisten Transsexuellen dazu führen, dass ihre weibliche Identität von allen wahrgenommen wird.

  

Stimmtraining: 

 

Ein anderer sehr schwieriger Punkt für Transsexuelle ist die Anpassung der bisher männlichen Stimme an das weibliche Erscheinungsbild. Hier sind ein paar Tipps von Lynn:

 
"Ich erhöhte allmählich meine Stimmlage, bis der Grundton bei etwa 180 Hz lag. Dann arbeitete ich am Stimmklang. Als Vorbilder für das Stimmmuster nahm ich Schauspielerinnen aus alten Zeiten (June Allison und Lauren Bacall). Ich gewöhnte mir an, ab und zu meinen Grundton am Klavier zu checken (F = 175 Hz und G = 192 Hz, unterhalb des mittleren C), um sicher zu gehen, dass ich über 180 Hz war. Das würde ich euch auch empfehlen, wenn euere Stimme erst einmal höher geworden ist.

In dieser Stimmlage kann eine Stimme abhängig von weicher oder härterer monotoner Intonation als weiblich oder männlich wahrgenommen werden. Du kannst schon mit dem Stimmtraining (Erhöhung der Tonlage) beginnen, wenn du noch in männlichem Erscheinungsbild bist. Dann musst Du nur noch die Intonation ändern, um die Stimme weiblich wirken zu lassen.
 
Sobald Du den permanenten sozialen Wechsel vollzogen hast, trainiere die Stimme noch höher bis zum mittleren C (262 Hz). Wenn dir das gelingt, bist du in einer rein weiblichen Tonhöhe angekommen, was ein großer Vorteil ist.

 

 
Wie auch immer du deine Stimme trainierst, die schwierigste Bewährungsprobe ist, mit Fremden zu telefonieren und dabei als Frau akzeptiert zu werden (d.h., von Leuten immer mit „Frau“ angesprochen zu werden, die dich nicht sehen können und nur deine Stimme hören). Wenn das immer funktioniert, ist deine Stimme OK. Wenn nicht, MUSST du weiter daran arbeiten!"
 

Als Lynn vor Jahrzehnten ihre Geschlechtsangleichung hatte, mussten Transfrauen für sich alleine durch Versuch und Irrtum ihre Stimmen trainieren. Kritik kam manchmal sehr hart von Fremden. Heutzutage gibt es exzellente Anleitungen, die dir bei der Entwicklung der neuen Stimme helfen können. Transsexuelle können heute durch Studium und Teilnahme an Übungen auf der TS Voice Webseite sehr profitieren. Auch das Videotrainingsmaterial von Andrea James und Calpernia Addams (auf VHS und DVD) mit dem Titel: "Finding Your Female Voice" ist zu empfehlen.

 
 

Finding Your Female Voice

Lernprogramm zum Training der weiblichen Stimme
auf tsroadmap.com

 

Trainerin: Andrea!

 
 

Nach dem Erfolg dieses Video Trainingskurses produzierten Andrea und Calpernia zwei weitere DVDs (auch auf VHS) mit dem Titel Becoming You: The Fast Track To Your Female Face.

 

Diese neuen Kurse beinhalten eine Make-up- Schule, Anmerkungen zum allgemeinen Erscheinungsbild sowie Umgang mit Kopfhaarverlust und hoher Haarlinie, Haarentfernung, Auswahl von Bekleidung, Schuhen, Schmuck und anderen Accessoires. Außerdem geht es um Gefühle und Situationen im Umgang miteinander während des Zeitraums der Geschlechtsangleichung. Hier sind Hinweise von Andrea und Calpernia zu ihren neuen Kursen:

 

"Die meisten Make-up-Schulen, die für Transgender zur Verfügung stehen, sind Kurse für Frauen, die sich für einen “Kick” aufdonnern. Das ist „cool”, aber wir konzentrieren uns darauf, im alltäglichen Leben als Frau akzeptiert zu werden. Dieser Kurs wendet sich an Frauen wie dich, die einen allmählichen Übergang zum Leben als Frau in der Gesellschaft haben wollen. - - - Der Sound im Video klingt aufgedreht und lustig, ich weiß aber, dass die Transition für dich nicht nur Spaß und Spiel ist. Vielmehr ist es eine ernste Sache. Du willst als Frau im Berufs- und Alltagsleben akzeptiert werden und nicht nur zu Hause vor dem Spiegel oder in einer dunklen Bar am Wochenende."

 

Das ist ein wirklich guter Trainingskurs. Viele Fähigkeiten werden vermittelt, die sonst nur schwer zu erwerben sind. Es sind auch positive Gedanken dabei und Ermutigung für alle Phasen des Weges. Ich kann dieses Material wärmstens empfehlen

 
 

Becoming You:
The Fast Track To Your Female Face

Eine Make-up- und Hautpflegeschule

von Deep Stealth Productions

 

YTrainerin: Calpernia!

 
 

Alltagserfahrung (engl.: Real Life Experience/ RLE):

 

Ein wichtiger Schritt in der Behandlung der Transsexualität besteht in der Alltagserfahrung. Gewöhnlich wird eine Transsexuelle die Alltagserfahrung erst machen, wenn sie sich intensiv mit Stimmtraining, Veränderung des Äußeren (Gesicht, Haare, Bekleidung), Hormontherapie und Bartentfernung darauf vorbereitet hat. Zur Alltagserfahrung muss das Erscheinungsbild überzeugend weiblich sein.

 

Während der Alltagserfahrung wird unter Anleitung eines erfahrenen Therapeuten das Alltagsleben in der neuen Geschlechterrolle erprobt. Wenn diese Selbsterfahrung für einen längeren Zeitraum (gewöhnlich 1Jahr) erfolgreich ist, wird der Therapeut die Empfehlung zur geschlechtsangleichenden Operation (engl.: SRS) geben.

 

In der Alltagserfahrung werden soziale Interaktion, Körperpflege, typgerechte Bekleidung und Selbstdarstellung trainiert und verfeinert. Dabei werden Vertrauen und Selbstbewusstsein in der neuen sozialen Rolle entwickelt. In dieser Zeit müssen auch familiäre Angelegenheiten, Formalitäten mit dem Arbeitgeber, Vornamenänderung in allen Papieren und andere bürokratische Dinge geregelt werden. Schließlich ist die Alltagserfahrung auch eine Zeit der Selbstfindung, in der die Transsexuelle sich klar werden muss, ob sie eine Geschlechtsoperation haben will oder nicht (lest bitte auch die WARNING section!).

 

 

Illustrierung auf der Umschlagseite der

Beilage 154 des Scandinavian Journal of Urology and Nephrology aus dem Jahr 1993.

[Beachtet bitte, dass die erwähnte “Genehmigung von Psychiatern” für Hormontherapie und Rollenwechsel veraltet ist.

Leider wird das in manchen Ländern immer noch gefordert.]

 

 

Wenn die Transsexuelle nach einem Jahr Alltagserfahrung die Geschlechtsoperation durchführen lassen will und keine medizinischen Bedenken dagegen bestehen, wird ihr Therapeut ihr die notwendigen Dokumente hierfür geben. Aber auch nach der Operation sind noch viele Dinge zu tun, um den Wechsel vollständig abzuschließen.

 

Obwohl das Verfahren des sozialen Rollenwechsels, der Alltagserfahrung und der medizinischen Behandlung in den USA gut etabliert ist, ist die Geschlechtsangleichung für alle, die es betrifft oft eine schreckliche und Angst erregende Zeit. Viele Herausforderungen im menschlichen Zusammenleben sind zu meistern, der Job sollte erhalten werden, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen müssen Bewährungsproben standhalten. Es besteht immer die Gefahr eines „Fehlschlages“. Der Arbeitsplatz kann verloren gehen. Man kann unfähig werden, die komplexen medizinischen und sozialen Schritte der Geschlechtsangleichung weiter voranzutreiben und schließlich kann es passieren, dass man im sozialen Abseits landet (sieh dir das Beispiel A Tragedy's Tragic End an!). Fehlschläge einer Geschlechtsangleichung haben schreckliche Konsequenzen. Man sollte äußerst sorgfältig planen und hart arbeiten um solche Fehlschläge zu vermeiden.

 

Andererseits haben Zehntausende Transsexuelle die Geschlechtsangleichung erfolgreich abgeschlossen und leben nun als Frauen. Viele dieser Frauen haben auch erfüllte Liebesleben und erleben Romanzen nach ihrer Transition. Viele haben Partner fürs Leben gefunden und einige haben geheiratet (wie in den vielen Geschichten auf der Seite "Erfolgreiche Transfrauen" beschrieben (DE)). Am Ende sind das Finden eines Geliebten (ob nun männlich oder weiblich), eine liebevolle, erfüllte Beziehung und die vollständige Harmonie zwischen Seele und Körper der Preis für allen Schmerz, die Kosten und die Opfer der Transition.

 

 
 

Geschlechtsangleichung im Beruf und wie die Operative Feminisierung des Gesichtes den Job retten kann:

 

Heutzutage gibt es glücklicherweise in zahlreichen führenden Firmen Richtlinien, die eine Geschlechtsangleichung im Beruf sichern und unterstützen. Sieben "Fortune 500"- Konzerne haben jetzt auch zusätzlich zu Richtlinien hinsichtlich Geschlecht und sexueller Orientierung Regeln für den Umgang mit Transgendern in ihre Firmenpolitik aufgenommen:
American Airlines, Apple, Avaya, Eastman Kodak, Lucent, Verizon und Xerox.
Besonders erwähnenswert ist Lucent, eine Firma, die sehr gut definierte Richtlinien zur Transition hat. In dieser und vielen anderen Firmen müssen Transfrauen nicht mehr um ihren Job fürchten oder in den “Tarnmodus” gehen. Sie können die Transition machen und dabei ihre Position behalten. Sieh dir auch den Artikel in der Washington Post: "More Transsexuals Start New Life, Keep Old Job" an.

 

Es gibt einen Trend, dass viele Transfrauen VOR dem sozialen Rollenwechsel im Beruf die operative Feminisierung des Gesichtes (FFS) (DE) haben, um die unter Testosteroneinfluss entstandenen männlichen Merkmale am Gesichtsschädel entfernen zu lassen. Dadurch kann die Transition im Beruf wesentlich begünstigt werden, weil den Kollegen erleichtert wird, die „neue“ Kollegin als Frau zu sehen. Kontinuität im Beruf und Fortsetzung der Karriere können die Kosten der FFS mehr als kompensieren. Sally ist ein gutes Beispiel für diese Herangehensweise: Sie hatte ihre Transition kurz nach der FFS und ist in ihrer Firma seither gut vorangekommen.

 

Sieh dir als Beispiel die folgenden drei Fotos von Sally an. Das erste Foto (links) zeigt sie als gut aussehenden Mann. Das zweite Foto entstand nach zwei Jahren Hormontherapie und Elektrolyse. Viele Transsexuelle würden das schon als schön ansehen.

 

Wenn man aber genauer hinsieht, bemerkt man, dass, obwohl die Gesichtszüge schon weicher und etwas weiblich wirken, das Ganze doch noch sehr “transenhaft” aussieht. Die Augenbrauenwülste, das flache Kinn und der weite Unterkiefer sahen auf dem Bild als Mann gut aus. Als Frau aber wird ihr Aussehen hierdurch beeinträchtigt. Das dritte Foto zeigt Sally nach FFS bei Dr. Doug Ousterhout. Jetzt erkennen wir, warum Sally auf dem zweiten Foto noch nicht hübsch aussah. Die Veränderung durch die FFS ist dezent, aber grundlegend. Jetzt ist Sally eine wunderschöne Frau, und das auch ohne Make-up. Das ist ein herausragendes Ergebnis. Nicht immer kann das erreicht werden. Trotzdem ist die FFS sehr oft ein entscheidender Eingriff für das weitere Leben, weil sie große Auswirkungen hinsichtlich der Akzeptanz als Frau und dem damit entstehenden Selbstbewusstsein hat.

 

 

Fotos von Sally:

Vor der Transition; nach zwei Jahren Hormontherapie und Elektrolyse; nach FFS bei Dr. Ousterhout

 

 
 

Nun, was ist hier passiert? Wie konnte sich ihr Aussehen so radikal verändern? Wir finden die Antwort, wenn wir uns eine Folge von Profilaufnahmen ansehen. Wir selbst sehen uns fast nie im Profil an. Andere Leute tun das sehr oft. Es sind unsere Gesichtsstrukturen im Profil, die das Aussehen und die Geschlechtsspezifität bestimmen. Die Form des Profils verhindert oft, dass TransFrauen hübsch wirken.

 

Die folgenden zwei Fotos zeigen Sally vor und nach der FFS im Profil. Die Veränderung ist enorm. Ihr Aussehen im Profil war vor der FFS sehr unvorteilhaft für eine Frau, obwohl es von vorne ganz "OK" war. Nach der FFS sind die Augenbrauenwülste verschwunden, die Kontur ist abgerundet, Nase und Stirn sind neu geformt, Kinnhöhe und Kinnwinkel sind stark modifiziert und die Breite des Unterkiefers ist reduziert. Die Haarlinie wurde vorverlegt.

 

 

Sally im Profil vor und nach der FFS:

 

 

 
 

Sally hat nun eine Gesichtsform, die sich ausgebildet haben könnte, wenn sie die Pubertät als Mädchen unter Östrogeneinfluss ohne Testosteron durchlaufen wäre. Die Ergebnisse sind großartig und haben Einfluss auf das gesamte Leben. Sie belegen auch, wie wichtig es ist, dass transsexuellen Mädchen früher im Leben geholfen wird und zwar, bevor die Vermännlichung des Gesichtes eintritt. Eine so schmerzhafte und teuere Operation wie die FFS könnte auf diese Weise vermieden werden.

 

Sally – jetzt eine gut aussehende Frau

 
 

Es ist kein Wunder, dass Sally im Beruf nach der FFS keine Probleme hatte. Man kann sich vorstellen, wie wichtig es für Transsexuelle ist, im Beruf zu bleiben und beruflich weiterzukommen. Das ist ein äußerst kritischer Punkt für den Erfolg der Transition. Man sollte deshalb die weitere Karriere sorgfältig planen. Akzeptanz am Arbeitsplatz kann der Ausgangspunkt für neue soziale Beziehungen sein und zu einem erfüllten Leben in der neuen Identität führen.

Operative Feminisierung des Gesichtes (FFS)

bei Dr. Ousterhout (38 min)

facial feminization surgery with dr ousterhout

Komm mit zu Andrea James und dem FFS- Pionier Dr. Douglas Ousterhout und lasse dir die operativen Eingriffe im California Pacific Medical Center erklären. Es ist so, als wärst du dort!

Wenn du auf der Suche nach Chirurgen für die FFS bist, solltest du dieses Seminar besuchen.

 

 

Merkmale, die keine operativen Eingriffe verändern können:

 

Die oben gezeigten Fotos verdeutlichen, welch einen bedeutenden Einfluss eine FFS auf das Leben von Transsexuellen haben kann.  Es gibt jedoch auch Merkmale, die gegenwärtig nicht korrigiert werden können. Zum Beispiel kann kein medizinisches Verfahren eine große, breitschultrige Statur in eine kleine, schmale ändern. 

 

Transfrauen, die groß und breitschultrig sind, müssen Wege finden, sich mit ihrem Körper zu arrangieren. Mit dem Körper zufrieden zu sein ist sehr wichtig, nicht nur für eine erfolgreiche Transition, sondern auch, um im weiteren Leben glücklich zu sein.
 

Wenn große Transfrauen sich umschauen, werden sie feststellen, dass es viele große Frauen gibt, die ihnen als Vorbild dienen können. Diese Frauen beweisen, dass eine Frau unabhängig von ihrer Körpergröße ein erfüllendes und glückliches Leben haben kann. Man kann entdecken, dass es sogar positiv und attraktiv sein kann, als Frau groß und athletisch zu sein, besonders, wenn man durchtrainiert und gut in Form ist.

 

Es gibt eine Reihe von Läden und Webseiten, die darauf spezialisiert sind, großen Frauen zu helfen, gut auszusehen.  Eine große Frau kann wie jede andere nach Herzenslust shoppen gehen und Mode ausprobieren. Dabei wird sie alle Formen femininer Bekleidung, sei es für den Beruf, zum Ausgehen oder zum Sport in guter Qualität, „praktisch“ oder phantasievoll, finden.

 

Außerdem gibt es jede Menge Klubs großer Frauen und Männer, in denen man sich gegenüber manchen großen Männern sogar klein vorkommen wird.  Es gibt auch viele potenzielle Partner, die große und kräftige Frauen bevorzugen, weil sie gerne in der rauen Natur sind, Sport treiben und auf Abenteuer- Safaris gehen.  Wenn man sich in diese Richtung orientiert, kann man viele Freunde, Kameraden und Rendezvous- Partner finden und ein glückliches und erfülltes Leben haben.

 

Schließlich muss man als Frau nicht irgendwelchen Klischees entsprechen, sondern einfach sein Inneres zum Leben erwecken und ganz auf sein Herz hören. So kann man Freundlichkeit und Wärme in die Beziehungen mit anderen bringen.

ne's heart, while bringing kindness and warmth into one's relationships with others.

 

In welchen Altersstufen wird die Geschlechtsangleichung durchgeführt und was kostet sie?

 

Traditionell haben die meisten ihre Transition als Erwachsene (älter als 18 Jahre), weil sie kaum Unterstützung für eine frühere Geschlechtsangleichung von ihren Eltern und der Gesellschaft bekommen. Die Kosten für Psychotherapie, Hormontherapie, Elektrolyse und Operationen können sehr hoch sein ($ 30 000 bis $40 000). Selten wird eine Krankenkasse viel dazu bezahlen. In den USA kostet die Geschlechtsoperation (SRS) alleine schon etwa
$ 20 000. Manche müssen sogar noch mehr Geld für zusätzliche Eingriffe wie die FFS aufwenden.

 
 

Madeleine Williams - vor, während und nach

ihrer operativen Feminisierung des Gesichtes bei Douglas Ousterhout, M.D. 

Madeleine, jetzt eine schöne Frau, war während der Transition (kurz nach der FFS) weiterhin berufstätig.

 
 

Deshalb müssen Transfrauen mindestens bis Ende 20 oder Anfang 30 warten, bis sie genug Geld gespart haben oder kreditwürdig genug sind, um ihre Transition (einschließlich Geschlechtsoperation) abzuschließen. Trotzdem sind die Kosten nichts im Vergleich zu dem lebenslangen Nutzen, den die Behandlungen bringen: Pro Lebensjahr fallen nur $1 000 bis
$3 000 Kosten an. Für diese Summe kann man die seelischen Qualen hinter sich lassen und im korrekten Geschlecht ein normales Leben führen.

 

Lynn hat eine Seite mit Fotos und Links zu Geschichten vieler erfolgreicher postoperativer Transfrauen zusammengestellt, um klare Beweise für die vielen erfolgreichen Geschlechtsangleichungen zu haben. Auf dieser Seite wirst du viele Beispiele von Frauen finden, die in verschiedenen Altersstufen ihre Geschlechtsangleichung hatten. Wenn du die Geschichten liest, wird dir klar, was zu einer Geschlechtsangleichung dazugehört und welche Rolle das Alter dabei spielt. Hier sind nur ein paar wenige Beispiele aus Lynns Seite "Erfolgreiche transsexuelle Frauen" (de).

 

 

Beispiele von Frauen, die Ende 20 oder Anfang 30 ihre Geschlechtsangleichung hatten:

 

Christine McGinn

Emily Hobbie

  

Antonia San Juan (Spain)

 

 
 
Beispiele von erfolgreichen Frauen, die in den 40-gern ihre Transition hatten:
 
Frances Bennett
Trish McCurdy
 
 
 

Viele Frauen bemühen sich, ihre Geschlechtsangleichung in den 20-gern und 30-gern abzuschließen, besonders, wenn sie an ausgeprägter Transsexualität leiden und genau wissen, dass sie eine Transition haben müssen. Manche Frauen, insbesondere, wenn familiäre oder finanzielle Probleme eine Rolle spielen, können länger brauchen oder fangen erst später mit der Transition an.

 

Extreme Schwierigkeiten, Risiken und Furcht halten viele über lange Zeit vor einer Geschlechtsangleichung zurück, selbst, wenn sie es sich leisten könnten. Das gilt besonders für sehr männlich wirkende Transsexuelle, die denken, sie würden nie als Frau akzeptiert werden. Leider verlieren manche jegliche Hoffnung und begehen Suizid. Es gibt eine Spirale von Depression, Medikamentenmissbrauch und Suizid bei unbehandelten Fällen von ausgeprägter Transsexualität. Sicher kann man so viele ungeklärte Fälle von Suizid erklären.

 

Das Stigma rund um die Transsexualität hat sich in den letzten Jahren etwas abgeschwächt. Viele ältere Transsexuelle entscheiden sich jetzt für die Transition, bevor es zu spät ist. Deshalb sehen wir jetzt eine Gruppe eher sichtbarer „Spätzügler“. Eine Geschlechtsangleichung mit Ende 40 oder in den 50-gern ist weitaus schwieriger, als eine Transition in jüngerem Alter. Die Älteren haben auch weniger Zeit, ihr Leben noch zu genießen, selbst wenn sie erfolgreich waren. [Beachte: Diese “Spätzügler” sind sicher eine vorübergehende Erscheinung, weil immer mehr junge Leute Hilfe für frühere Geschlechtsangleichungen finden werden.]

 

Eine späte Geschlechtsangleichung ist schwierig, weil viele nicht im Tarnmodus ein neues Leben anfangen können. Es gibt im höheren Alter einfach zu viele familiäre, finanzielle und berufliche Einbindungen, um ein völlig neues Leben als Frau zu beginnen. Viele mögen auch Probleme haben, als Frau akzeptiert zu werden, weil sie einfach zu lange dem Testosteron ausgesetzt waren. Sie können noch lange als „Transsexuelle“ erkannt werden, es sei denn, sie lassen viele schmerzhafte und teuere Eingriffe durchführen und arbeiten hart daran, jahrzehntelang eingeschliffene männliche Gewohnheiten loszuwerden. Es kann sehr schwierig für ältere Transsexuelle sein, sich als Frau in die Gesellschaft einzufügen. Einblicke in diese Schwierigkeiten aus Sicht eines Familienangehörigen gibt es in einem Essay von Stephen Gunther mit dem Titel: "My transsexual father".

 

Viele Transsexuelle sind schon lange Zeit verheiratet. Sie mussten nicht nur sehr lange im falschen Körper leben, sie müssen auch befürchten, dass ihre Ehen zerbrechen. Wenn sie Kinder haben, kann es gerichtliche Auseinandersetzungen über das Sorgerecht und Besuchsregelungen geben. Viele verlieren ihre Kinder ganz und gar.

 

Einen neuen Partner, egal welchen Geschlechts, zu finden, ist für ältere Transsexuelle ebenfalls schwierig. Sie kommen immer wieder an ihre Grenzen hinsichtlich der Akzeptanz als Frau und sie haben keinerlei Erfahrung im weiblichen Geschlecht. Es besteht das Risiko, keinen neuen Partner zu finden, dessen muss man sich bewusst sein.

 

Transsexuelle, die Frauen mögen, können Angst vor Ablehnung bei lesbischen Frauen ihrer Altersgruppe haben. Viele Lesben sind in der Vergangenheit gegen Transfrauen aufgetreten und das kann Transsexuelle davor zurückhalten, eine neue Beziehung zu suchen.  Jene, die heterosexuell sind, haben eventuell noch nie die Möglichkeit gehabt, einen Mann zu lieben. Das kann die Ursache tiefen Bedauerns sein. Leider haben diese Frauen oft unnötige Angst, sich mit Männern zu verabreden, weil sie „homophobe“ Verletzungen befürchten.

 

Nichtsdestotrotz werden manche dieser Frauen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, ihre Furcht überwinden und Partner finden, oft mit dem Hauptaugenmerk auf Liebe und tiefe emotionale Zuneigung und weniger auf oberflächlichen Sex ausgerichtet (ähnlich wie bei jungen Leuten).  Es gibt solche Partner, und diese können sich wie transsexuelle Frauen hinsichtlich ihrer Vorstellungen bezüglich eines Partners fürs Leben auch sehr unsicher sein. Um aber bei der Suche nach einem Partner erfolgreich zu sein, muss man inneren Frieden, Freude und Selbstvertrauen haben.

 

Trotz aller Schwierigkeiten entscheiden sich viele auch noch spät im Leben für eine Geschlechtsangleichung und manche von ihnen sind dabei sehr erfolgreich. Einige der Frauen von Lynns Seite Erfolgreiche transsexuelle Frauen hatten ihre Geschlechtsangleichung in den 50-gern und es ging ihnen sehr gut danach, wie auch Deirdre McCloskey, Leandra Vicci und Jamie Kaufman.

 
 

Beispiele erfolgreicher Frauen, die ihre Geschlechtsangleichung in den 50-gern hatten:

 

Deirdre McCloskey, Ph.D. 

Leandra Vicci

 Jamie Kaufman

 

 
  Es gibt zwar viele, denen es nach der Transition besser geht, vielen geht es aber auch nicht so gut. „Spätzügler“ haben oft unrealistische Erwartungen, Schwierigkeiten hinsichtlich einer objektiven Selbsteinschätzung und Probleme, weiter effektiv an sich zu arbeiten. Für viele ist es auch schwierig, sich vom alten Leben zu lösen. Es kann das Gefühl entstehen, „alles zu verlieren“, während man vom neuen Leben als Frau kaum etwas hat. Andere, insbesondere Langzeit- Crossdresser (die keine weibliche Geschlechtsidentität haben), haben die Geschlechtsangleichung aus falschen Beweggründen heraus gemacht, was zu noch größeren Schwierigkeiten im Leben danach führt (siehe eine WARNUNG ).

 

Weil die Umstände ältere Transsexuelle dazu zwingen “offen” zu sein, stehen sie oft im Mittelpunkt des Medieninteresses. Die große Zahl von Transsexuellen, die in jüngerem Alter ihre Transition haben und dann weiter unauffällig als Frauen leben, bleiben für die Medien, die Gesellschaft und sogar für andere Transsexuelle “unsichtbar”.

 

In einigen wenigen Transgender- Selbsthilfegruppen sind vorrangig Crossdresser, die spät im Leben eine “Transgender- Transition” gemacht haben, obwohl sie sich eigentlich sehr unsicher hinsichtlich ihrer Erfolgsaussichten sein müssten. Das Aussehen dieser, sich lange in den Selbsthilfegruppen aufhaltenden Leute, kann für junge Transsexuelle sehr abschreckend sein. Manche werden befürchten, sie könnten “auch so enden”. 

 

Solche Ängste sind gewöhnlich unbegründet, weil die meisten jungen Transsexuellen in den USA erfahrene Therapeuten finden werden, die ihnen bei der Geschlechtsangleichung helfen und ihnen eine erfolgreiche Eingliederung in die Gesellschaft mit glücklichen und erfüllten Leben ermöglichen. 

 

Beachte, dass es wichtig für junge Transsexuelle ist, Freunde und Supportgruppen zu finden, in denen ihre Sorgen ernst genommen werden und in denen die frühe Geschlechtsangleichung die Norm ist. Alles in allem befinden sich junge Transsexuelle in einem Alter, in dem sie ganz andere Sorgen als die Älteren haben. Sie suchen nach einem Platz im Leben, lernen, was es heißt, jemanden zu lieben und versuchen, selbständig zu werden und sich von ihren Familien zu lösen. 

 

Es ist auch wichtig, dass sie Leute finden, bei denen sie unabhängig von der sexuellen Orientierung, der Intensität ihrer Wünsche und ihrer Attraktivität als Frauen nicht nur respektiert werden, sondern auch vollständig anerkannt sind. Sie müssen wissen, dass sie die gleichen Chancen für ein erfülltes, emotionales, empfindsames und romantisches Leben haben wie jede andere Frau. Sie sollten versichert werden, dass ihre Körpergefühle und ihr Verlangen nach Liebe und Zuneigung absolut “natürlich und normal” sind, und dass ihr Leben nach der Geschlechtsangleichung sehr schön werden kann. Sie können auch Geliebte haben und auch wie jede andere Frau heiraten, wenn sie es wollen.

 

Aus all diesen Gründen ist es wichtig, dass junge Transsexuelle und ihre Familien sich bewusst werden, dass eine frühe Geschlechtsangleichung es ermöglicht, fast das ganze Leben im richtigen Körper und in der richtigen sozialen Rolle zu leben und dass sie hart für diese Möglichkeit arbeiten müssen.

 

Der nächste Abschnitt befasst sich mit der frühzeitigen Geschlechtsangleichung.

 

 


 
 

  

  Nächster Abschnitt:

Teil IIa: Transsexualität (Fortsetzung) (de)

 
 
 

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