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Grundlage -TG/TS/IS Information

von Lynn Conway

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Copyright@2000-2004, Lynn Conway.

Alle Rechte vorbehalten.

 

Ins Deutsche übersetzt von Jane Thomas

Edited by A. Thomas

Redigiert von Beate R.

 

 

Teil Ia:

Geschlechtzugehörigkeit & Transgenderismus (Fortsetzung )

 

(Englisch)

 

Teil I: Geschlechtszugehörikeit & Transgenderismus (de)
Teil Ia: (TG Fortsetztung)

Teil II: Transsexualität (MzF) (de)

Teil III: Das Leben als Frau nach der Geschlechtsangleichung 

 

 

 

 


 

 

Part Ia - Contents:

 
 In Mutters Kleiderschrank: Kindheitsträume vom Frausein
 Differenzierung zwischen Transgenderismus und Transsexualität
 Diskriminierung und Hassverbrechen* gegen Schwule und Transgender
 Ablehnung von Transgender, oft durch Schwule, Lesben und Feministinnen (und wie sich diese Haltung heute ändert
 Transgender im Kindesalter - Kinder, die weglaufen oder verstoßen werden
 Transgender im Kindesalter - Kinder, die Hilfe von ihrer Familien erfahren
 Transgender im Kindesalter: Gefahren trotz Akzeptanz durch ihre Familien
 Bemühungen zur Wahrung der vollen Menschenrechte für Transgender
 Unterschiedliche Situationen von Transgendern und Transsexuellen in verschiedenen Ländern der Welt
 Die bedeutende Rolle des Internet für Transgender und Transsexuelle
 Hoffnungen für die Zukunft
 
 

 
 

In Mutters Kleiderschrank: Kindheitsträume vom Frausein

"Der Kleiderschrank meiner Mutter war ein Heiligtum und eine Glaskugel, ein Platz, in dem ich der Welt entkam, ein Ort, in dem ich mir mein zukünftiges Selbst vorstellte. Im Kleiderschrank meiner Mutter erwachten meine Sinne. Die Gerüche des Parfüms, der Schuhcreme, der Wolle, des Leders; das Gefühl des Satins, des Samts, der Seide, des Chiffons — diese Dinge hatten die Kraft, Träume und Phantasien hervorzurufen, ...

Obwohl es nicht verboten war, fürchtete ich doch immer, dort hineinzusteigen. Wovor hatte ich Angst? Ertappt zu werden? Wahrscheinlich hatte ich Angst, dort den Schlüssel zu finden, der die mysteriöse Welt, die ich eines Tages hineintreten würde, die Welt des Frauseins öffnen wurde." - Eugenia Zukerman

Vermutlich nehmen Sie an, dass diese Zeilen aus den Erinnerungen einer Transfrau stammen. Dies ist jedoch nicht der Fall: Sie wurden von der Kritikerin und Schriftstellerin Eugenia Zuckerman geschrieben und sind auf der Rückseite ihres bemerkenswerten Buches In My Mother's Closet: An Invitation to Remember zu finden.

In diesem wunderschönen Buch sammelt Eugenia die Kindheitserinnerungen von dreiundvierzig Frauen: Betrachtungen über Phantasien über die Weiblichkeit und ihre mächtige Anziehungskraft, über die geheimen und geheimnisvollen Dinge, die sie in Mutters Kleiderschrank fanden. Viele der Frauen beschreiben beinahe magische sinnliche Gefühle beim Erkunden und Ausprobieren der Dinge, die sie dort fanden, inmitten der Wärme, der Weichheit, der lebhaften Farben und der süßen Gerüche darin.

Bravourös gelingt es Eugenia, zu schildern, wie verbreitet diese Erfahrungen bei kleinen Mädchen als Bestandteil des Rituals des Frauwerdens sind.

 

 
 

In Mutters Kleiderschrank fanden sich die Geheimnisse des Erwachsenwerdens als Frau.

... bei jeder dieser Frauen schien das Öffnen der Tür des Kleiderschranks ihrer Mutter ein Schleusentor des Erinnerns und Nachdenkens aufzutun, das weit über Kleidung und Besitz hinausgeht. Es gab Tränen und Gelächter während dieser Interviews, dazu Einblicke, Enthüllungen und liebevolle Resolutionen. Die entstandene Sammlung von Erinnerungen erzählt von Mythen und Riten des Übergangs zu Erwachsensein, und zeigt die manchmal freudige, manchmal schmerzhafte Intensität der Mutter-Tochter-Beziehung.

Eugenia Zukerman

   

Wir wissen aus unseren Überlegungen zum Transgenderismus in Teil 1, dass einige Jungen die gleichen Erfahrungen wie diese Mädchen gemacht haben, und dass sie sogar häufig sehr ähnliche Beschreibungen benutzen.

Früher dachten die meisten Leute, dass nur sexuell perverse Jungen von den Sachen ihrer Mutter besessen sein könnten - als ob kleine Mädchen dies nie tun würden. Doch Mädchen machen die gleichen Erfahrungen, und sie werden von niemanden für pervers gehalten.

Dieses Buch hilft uns zu sehen, dass die Erfahrungen jener kleinen Jungen in den Kleiderschränken ihrer Mutter nicht sexuelle Perversion sind, sondern dass sie sich eine erwachsene Identität anzueignen suchen und sich genauso wie Mädchen benehmen. Dieser Einblick hilft jedem, der sich einmal schämte und verlegen fühlte, wenn er in seiner Kindheit solche Erfahrungen machen musste, insbesondere wenn er von Psychologen abgestempelt oder stigmatisiert oder von anderen Menschen beschimpft wurde. Er tut zunächst einmal was ganz natürliches, genauso normal wie bei Mädchen.

Dieses ist ein wichtiges Buch über die Vorstellungsvermögen bei der Suche nach einer Erwachsenenidentität und über die oft geheimen Rituale um das Frauenwerden in unserer Kultur. Ein höchst empfehlenswertes Buch.

Das Traurige daran ist, dass Jungen, die Mädchen sein müssen, bei ihren Müttern wegen ihrer Sehnsüchte normalerweise kein Gehör finden und keine Billigung oder Förderung bekommen. Stattdessen müssen sie ohne jede Hilfe eines Erwachsenen ihren eigenen Weg in Verschwiegenheit, Stille und Furcht gehen. Solche Erfahrungen aus der Kindheit bringen viele Transfrauen in ihre Transition mit.

 

Vergleich von Transgender (TG)  Wechsel und Transsexuellem (TS) Wechsel:

Es gibt viele verschiedene Wege, die MzF-Transgender auf ihrem Weg zum Frauwerden gehen können.

Im den letzten Jahrzehnten haben viele transsexuelle Frauen einen transsexuellen Wandel vollzogen, nämlich sowohl das äußerliche Auftreten als Frau in der Gesellschaft als auch eine chirurgische Angleichung der Genitalien. Sie führen nun ein erfolgreiches Leben in ihrem neuen Geschlecht. Viele Berichte in den Medien über diese Fälle haben geholfen, dass ein transsexueller Wechsel heute in der Gesellschaft wahrgenommen, toleriert und akzeptiert wird. Die meisten Bundesstaaten der USA haben inzwischen bewährte Verfahren für standesamtliche Eintragungen von Namen und Geschlecht für alle die, die einen transsexuellen Wechsel vollzogen haben. Viele Arbeitgeber haben sogar eigene Verfahren, um sich auf in TS-Wechsel befindliche Arbeitnehmer einzustellen.

Seit kurzem haben viele Transgender, die sich nicht so ausgeprägt transsexuell fühlen, mit einem offenen transgender-Wechsel begonnen. Manche sind Crossdresser (Transvestiten), die schliesslich zu der Überzeugung gekommen sind, dass sie unbedingt eine soziale Identität als Frau annehmen müssten. Andere sind Drag Queens, die vielleicht eine zeitlang genossen haben, an Travestieshows mitzuwirken, aber schließlich die Stärke ihrer gemischten Geschlechtsidentität erkennen. Die meisten von ihnen beginnen ihren Wechsel mit der Einnahme einer geringeren Menge weiblicher Hormone (ausreichend zumindest für eine gewisse Feminizierung) sowie mit einer Nadelepilation zur Bartentfernung. So weit verweiblicht wechseln sie ihr öffentliches Auftreten dadurch, dass sie sich als Frau anziehen, ihre Stimme und Gestik ändern, einen weiblichen Vornamen annehmen und eine Art formeller Identifikation mit dem weiblichen Geschlecht finden. Auf dieser Weise erreichen sie einen sozialen Geschlechtswechsel ohne eine geschlechtsangleichende Operation.

Je mehr Transgender sich der Möglichkeit eines sozialen Wechsels bewusst sind, desto mehr TG-Wechsel finden statt. Der Zuwachs ist riesig. Viele psychiatrische Gutachter sehen heute mehr TG-Wechslerinnen als TS-Wechslerinnen, unter ihnen besonders ältere Patientinnen. Das Bekenntnis zur einer richtigen TG-Transition ist ein wichtiger neuer Trend, da es im weitern Geschlechterfeld eindeutig viel mehr TG-Frauen als TS-Frauen gibt.

Einige Transgender begnügen sich mit einer lediglich sozialen Rolle als Transgender, anstatt komplett als Frau zu leben. Diese Wechslerinnen fühlen sich vermutlich tatsächlich unwohl als 'vollständige Frau' in Darstellung und Auftreten, insbesondere der Gedanke an eine Geschlechtsoperation ist ihnen besonders unangenehem. Sie empfinden stattdessen das Bedürfnis, eine transgender- oder eine zwischengeschlechtliche soziale Rolle anzunehmen, die besser zu ihrer gemischten Geschlechtsidentität passt. Derartige Wechslerinnen bleiben sichtbar transgender und fühlen sich in dieser Identität wohl. Das soziale Leben ausserhalb ihres Berufes spielt sich dann hauptsächlich in der TG-Gemeinschaft ab. Viele TG-Aktivisten, Moderatorinnen der Selfhilfegruppen, usw. haben ein derart offenes TG-Verständnis.

Andere TG-Wechslerinnen gehen sehr viel weiter darin, sozial zur Frau zu werden (aber ohne Ga-OP), und einigen gelingt es, dieses Ziel zu erreichen. Manche von ihnen assimilieren sogar erfolgreich sozial (jedoch nicht sexuell) als Frau.

Wenn wir über dieses breite Spektrum von Möglichkeiten nachdenken, können wir uns vorstellen, dass die "Vervollständigung" eines TG-Wechsel von den Zielen der Wechslerin abhängt. Der Grad der "Vervollständigung" hängt davon ab, wie weit man gehen muss, bis man "angekommen" ist. Es gibt viele mögliche Endstadien.

Einigen TG-Frauen gelingt der Wechsel mittlerweile, während sie in festen Anstellungsverhältnissen beschäftigt sind, indem sie einfach den Arbeitgeber darüber informieren, dass sie "in Transition" sind, ohne jedoch ins Detail zu gehen, ob dies ein TG-Wechsel oder ein TS-Wechsel ist. Die meisten Arbeitgeber und Kollegen nehmen einfach an, dass die Person einen TS-Wechsel vornimmt, besonders wenn sie sich bemüht, sich vollkommen als Frau darzustellen. Sie können dann den gewohnten Weg eines TS-Wechsels verfolgen, unterziehen sich jedoch, obwohl von Östrogen feminisiert, keiner Ga-OP, um sich auch physisch in eine Frau zu verwandeln.

Derartige Wechsel können es TG-Frauen ermöglichen, psychische Entlastung und einen angemessenen Platz in der Gesellschaft zu finden. Und weil sie sich keiner Ga-OP unterziehen, können sie ihre männlichen Genitalien behalten und genießen: als "She-males" mit männlichen Partnern, oder als "Männer" mit Frauen.

Natürlich führt eine nachlässige Verwendung des Begriffs "Transition" manchmal zu Verwirrungen zwischen den TG- und TS- Frauen selbst. Wenn zum Beispiel jemand sagt "ich habe 1991 gewechselt", stellt sich die potentiell peinliche Frage, ob sie ein She-male oder eine Post-OP Frau sei - was eine ziemlich wichtige Frage in sozialen Situationen wie Dating oder Mating sein kann. Wenn jedoch jemand sagt, "ich bin Transgender und habe 1991 gewechselt", sind wir über ihren TG-Status im klaren. Ebenso, wenn jemand sagt, dass "ich bin transsexuell und hatte meine Ga-OP 1991," wissen wir über ihren Status als Post-OP Transsexuelle. Eine Frau, die noch in Alltagstest ist, könnte ihren Status erklären, indem sie sagt "ich habe letztes Jahr gewechselt und werde die Ga-OP in ungefähr einem Jahr vornehmen lassen."

Zusammengefasst: Eine MzF-TG-Frau durchläuft einen sozialen Geschlechtsrollenwechsel, um sozial als TG-Frau in ihrem alltäglichen Leben zu leben. Die MzF-TS-Frau durchläuft nicht nur einen Wechsel ihrer sozialen Geschlechtsrolle, sondern auch eine Änderung des physischen Geschlechts durch eine geschlechtsangleichende Operation, so dass sie vollständig als Frau leben kann, auch in ihrem intimen Liebesleben.

Leider schämen sich viele TG-Frauen nach ihrem Wechsel unnötigerweise wegen ihres gemischten Geschlechts, und fürchten oft stärker als Post-OP-Frauen eine Entlarvung. Viele vertuschen ihren TG-Status und sagen, dass sie "Transsexuelle" seien. Wenn ihr physischer Status entdeckt oder offenbar wird, erklären sie häufig ihren gemischten Geschlechtsstatus dadurch, dass sie "Prä-OP Transsexuelle" oder "Non-OP Transsexuelle" seien.

Glücklicherweise erkennen mittlerweile viele Menschen mit einer TG-Transition an, dass auch eine gemischte Geschlechtsidentität eine authentische Identität ist, und dass man sich nicht dafür schämen sollte, physisch bi-gendered, intergendered oder androgyn zu sein. Immer mehr offenbaren sich als "Transgender" und sagen, dass dies für sie angenehm ist. Dadurch, dass sie offen Transgender sind, beginnen sie, Rollenbilder für andere zu definieren, die als Frau leben möchten, aber nicht "den ganzen Weg gehen" wollen, um zur Frau zu werden.

Mittlerweile sollte keine TG-Person jemals dazu gezwungen werden, zu denken, dass ein Geschlechtsrollenwechsel automatisch bedeutet, sich einer Ga-OP unterziehen zu müssen. Ein derartiger Druck rührt von veralteten bipolaren Modellen des Geschlechts her, die "nichts zwischen" Mann und Frau berücksichtigen. Transgender sollten sich nicht dazu gezwungen fühlen, sich als "Prä-OP" oder "Non-OP" bezeichnen zu müssen oder sich gar fälschlich als "Post-OP" ausgeben zu müssen. Es sollte wirklich in Ordnung sein, zu sagen "ich bin Transgender," wenn das die authentische innere Identität ist.

Genauso sollten den transsexuellen Mädchen, die notwendig einen TS-Wechsel müssen, niemals gesagt werden, dass "sie einer stereotypen Sicht von Weiblichkeit Glauben schenken" oder dass "sie als She-Males völlig glücklich werden sollten", und die "verstümmelnde Ga-OP" nicht benötigten. Dieses und ähnliches werden aus dem Schwulen-, Lesben-, Feministen-Milieu und sogar aus der TG-Gemeinde gesagt. Diese schrecklichen Dinge werden jungen TS-Mädchen aus einem vollständigen Mangel an Verständnis für die Tiefe ihrer transsexuellen Gefühle und ihrem Bedürfnis nach einem vollständigem Geschlechtswechsel mitgeteilt.

Letztendlich sollte jede frei sein, jedwede Geschlechtsänderung vorzunehmen, die sie aufgrund ihrer inneren Gefühlslage benötigt — gleichgültig, ob sie ihr Geschlecht modifizieren, androgyn leben, Teile eines TG-Wechsels vollziehen oder eine vollständige TS-Transition erleben will. Sie sollte frei sein, genau das Verständnis der eigenen Geschlechtsidentität zu entwickeln, das am besten zu ihr paßt, ohne ungebührlichen Druck von aussen und ohne soziale Ausgrenzung, wenn sie in dieser Identität leben möchte. Sie sollte zudem frei sein, zu ihrer Geschlechtsidentität zu stehen, gleichgültig, wo sie sich in das geschlechtliche Spektrum einfügt, anstatt sich ihrer zu schämen, sie zu verstecken zu müssen, oder sich dem Druck ausgesetzt zu sehen, sie falsch darstellen zu müssen.

Hoffentlich wird die Gesellschaft die Gültigkeit und die Authentizität des gemischten Status der Geschlechtsrollen von TG-Personen anerkennen und ihnen auch ohne genitale Operation ihren Platz in der Gesellschaft gewähren, so wie sie sich in diese Richtung hinsichtlich der TS-Frauen bewegt hat, die eine vollständige TS-Transition einschließlich der genitalen Operation vollzogen haben.
 
 
Umdenken hinsichtlich Diskriminierung und Hassverbrechen* an Homosexuellen und Transgendern:

Aufgrund verbreiteter Missverständnisse und der Verwechslung von homosexuell und transgender werden Diskriminierung und Hassverbrechen an Transgendern fast immer fälschlicherweise als Verbrechen gegen Schwule angesehen. Die größte Teil dieser sogenannten "Hassverbrechen gegen Schwule" sind in der Tat Verbrechen an TV/TG/TS — Menschen mit ersichtlich abweichendem Geschlecht und im allgemeinen nicht an Schwulen.

[*Translators note: Hassverbrechen – amerikanisch: Hate Crime . Ein Hassverbrechen ist ein Verbrechen, das wegen der Zugehörigkeit des Opfers zu einer bestimmten Gruppe (z.B. Hautfarbe, Glaubensbekenntnis, Geschlecht oder sexueller Orientierung) begangen wird. Der Begriff wurde im Jahr 1985 in die Rechssprechung eingeführt. Dabei wurde vom Justizministerium die Erhebung von "Hassverbrechensstatistiken" gesetztlich gefordert. Die derzeitige Rechtslage läßt nur dann eine Anklage auf Bundesebene zu, wenn die Tat durch Rasse, Religion, Nationalität oder Hautfarbe motiviert war. Außerdem muß der Angreifer beabsichtigt haben, das Opfer daran zu hindern, ein durch die Verfassung oder Bundesgestze geschütztes Recht auszuüben. Das Hassverbrechensverhütungsgesetz wurde 1999 verabschiedet. Im Kongreß wird zur Zeit eine Ausdehnung des Gesetzes auf Verbrechen beraten, die durch die sexuelle Orientierung des Opfers motiviert sind. Dieser Gesetzentwurf wurde im September 2005 vom House of Representatives verabschiedet. Siehe auch www.hatecrime.org ]

Agitatoren und Angreifer glauben oft selbst, dass sie "Schwule" angreifen, wenn sie Transgender angreifen. Einige der Opfer sind einfach feminin aussehende Männer oder maskulin aussehende Frauen, die weder schwul noch transgender sind. Weiterhin sind die schwulen Männer, die angegriffen werden, oft jung, klein und schwächlich und so "stereotypische Schwule (also Effeminierte)." Was möglicherweise die Wut auf diese jungen schwulen Männer auslöst, ist das Vorhandensein von Weiblichkeit und Verwundbarkeit in einem "Mann". Ein tragisches Beispiel ist Mathew Shepard, einem kleinen, auffallend hübschen, empfindliche jungen Homosexuellen, der in Wyoming 1998 zu Tode gefoltert wurde.
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Mathew Shepard
[ 1. Dezember 1976 - 12. Oktober 1998 ]
 
 
In vielen Fällen haben schwule Aktivisten die "Unsichtbarkeit des Transgenderismus" dahingehend ausgenutzt, sämtliche Angriffe wegen abweichenden Geschlechts als "antischwule" Hassverbrechen publik zu machen und den Status der Opfer als transgender, transsexuell oder anderweitig physisch geschlechtlich abweichend nicht klar herauszustellen.  

Beispielsweise wurde der oft publizierte Prügeltod des Gefreiten Barry Winchell auf einem Armeestützpunkt in Tennessee anfänglich sowohl von schwulen Aktivistengruppen als auch von den konventionellen Medien als ein "Hassverbrechen an Schwulen" dargestellt. Winchells Liebhaber war jedoch keineswegs ein anderer Mann (Winchell ging nie mit Männern aus), sondern eine sehr hübsche junge Transgender-Frau namens Calpernia Addams. Callie trat in der "Travestie Show" eines Nachtklubs auf, in dem Soldaten verkehrten. Barry und Callie trafen sich dort, begannen miteinander auszugehen und verliebten sich ineinander. Barry, ein normaler Typ, der hübsche Frauen liebte, akzeptierte Callie trotz ihres TG-Status vollständig als Frau. Er wurde von einem anderen Soldaten wegen seiner Beziehung zu Callie in einem Ausbruch homophober Gewalt zu Tode geprügelt. Nach diesem tragischen Ereignis bezeichneten die schwulen Medien Callie als "schwulen Mann" anstatt als Transgender-Frau. Sie wurde absichtlich an die Seite gedrängt, damit ihr Status nicht offenbar wurde. Dieser Aspekt der Geschichte wurde schließlich von Reporter David France in einem Artikel über "eine ungelegene Frau" am Sonntag, dem 28. Mai 2000 im New York Times Magazine enthüllt.

Später, im Sommer 2002 vervollständigte Callie ihre TS-Transition durch die Ga-OP und ist jetzt die Frau, die sie schon immer sein wollte. Der Film," Soldier's Girl," uraufgeführt 2003 auf dem Sundance Filmfestival, erzählte die Geschichte von ihrer Liebesaffäre und von ihrem tragischen Ende. Calpernia hat das Buch Mark 247 über ihre Lebenserfahrungen geschrieben und zudem eine unterstützende Website für TG/TS entwickelt.
 
 
Calpernia Addams spricht auf einer Demonstration für Schwulenrechte,
ein Bild ihres verstorbenen Freundes, des Gefreiten Barry Winchell, hinter sich.
 

Bedauerlicherweise wird Transphobie wird leider auch oft von Schwulen, Lesben und Feministinnen projektiert (und wie das sich inzwischen ändert).

Eine lange Reihe vorsätzlicher Fehl-Zuordnungen durch schwule Aktivisten, wie in Calpernia Addams' Fall haben zu Spannungen zwischen Schwulen und TG/TS-Personen geführt. Diese Verdrehung der Tatsachen verursachte eine beinahe vollständige soziale Isolierung und Unsichtbarkeit der Transgender. Bekannte Schwule wie der Schriftsteller Jim Fouratt oder etliche radikale Feministinnen wie Germaine Greer und Janice Raymond sind hochgradig transphobisch und haben öffentlich Bemühungen behindert, die Diskriminierung von TG/TS-Personen zu verringern.

Fouratt ist bei den TG/TS-Betroffenen für seine Verschmelzung von Transgenderismus und Homosexualität berüchtigt und auch für das Gleichsetzen eines Geschlechtswechsels mit einer "antischwulenkorrektiven Therapie." Er schreibt, dass Post-OP TS-Frauen wirklich nur "törichte schwule Männer" seien, die eine chirurgische Verstümmelung erlebt hätten.

Greer ist berüchtigt für ihren scharfen Widerstand gegen "Geschlechtsumwandlungen" und dafür, Transphobie in die traditionelle "feministische Theorie" einzubetten. Ihre unverständliche Verärgerung über die bloße Existenz transsexueller Frauen geht so weit, dass sie und andere Feministinnen während der 80er und 90er versuchten, Post-OP TS-Frauen wie bei einer Hexenverfolgung zu "outen" und öffentlich zu diffamieren (einschließlich der der Physikerin Rachel Padman von der Cambridge University).
 
 

Mehr über die Verbreitung einer Trans- und Intersexuellen-Phobie durch die bekannte Feministin Germaine Greer:

Bis in die späten 90er war Germaine Greer ihren feministischen Theorien über ein (irgendwie auf "Besitz von XX-Genen" basierten) fast mystisches "weibliches Dogma" in einem Ausmaß verpflichtet, dass sie noch viel weiter ging und alle vom AIS (Androgen Insensitivity Syndrom, zu Deutsch, Androgenunempfindlichkeitssyndrom) betroffenen Frauen dazu verdammte, als intersexuelle Frauen "fehlentwickelte Männer" zu sein und meinte, sie müßten Männer werden anstatt als Frauen zu leben. Sie offeriert diese groteske Idee, indem sie AIS Mädchen zusammen mit postoperativen transsexuellen Frauen ein Kapitel in ihres Buchs The Whole Woman (1999)[Die Ganze Frau, DTV, Mai 2000, ISBN 3-4232-4204-3] mit dem abfälligen Titel 'Pantomimendamen' widmet, dass Frauen mit AIS und anderen chromosomalen Variationen nicht wirklich berechtigt sind, als 'Frauen' betrachtet oder für 'weiblich' gehalten zu werden. Dieses Buch ist Pflichtlektüre in den "Frauenstudien"-Programmen an größeren Universitäten und indoktriniert auf diese Weise eine neue Generation akademischer Feministinnen mit Angst und Hass vor Transgendern und Zwittern.

Greers grausam unwissenschaftliche Verdammung transsexueller und AIS-intersexueller Frauen führte auf beträchtliche Kritik aus der Wissenschaft, z.B. in Widersprüchen duch prominente Forscher wie Prof. Milton Diamond, Professor für Anatomie und Fortpflanzungsbiologie an der Universität von Hawaii. Hier seine Antwort auf Greers Behauptungen auf Website der AIS-Unterstützungsgruppe (AISSG):

"Sehr geehrte Frau Professor Greer,

man hat mich auf einen Teil Ihres jüngsten Buchs The Whole Woman (Die Ganze Frau) aufmerksam gemacht, der die Androgenunempfindlichkeit (AIS) behandelt. Obwohl Sie aus Überzeugung schreiben, schreiben Sie unglücklicherweise auch in Unkenntnis dieses Leidens, außer dem, was Sie einigen Laienzeitschriften hätten entnehmen können. Dies ist so, als ob man eine Abhandlung über die Schriften von Shakespeare verfasst, jedoch von seinem Werk nur durch das Lesen der Comic-Seiten einer Tageszeitung erfahren hat. Sie haben das Zentrum ihres Themas verfehlt.

Auf seltsam anmutende Art und Weise behaupten Sie, vom Standpunkt einer Feministin aus zu schreiben. Einerseits gestehen Sie bereitwillig ein, dass Feministinnen unterschiedliche Ansichten hinsichtlich der Ausprägung ihrer eigenen Weiblichkeit oder ihrer Identifizierung mit dem Frausein haben können (Was meinen Sie nur damit?). Sie leugnen jedoch dieses Recht anderen gegenüber und sehen es als eine Art Scharade an. Sie betrachten es als Schwäche, wenn andere Frauen AIS-Personen (und Mann-zu-Frau Transsexuelle) bereitwillig als Frauen akzeptieren …

… aber, und am bedeutendsten, Sie streiten diesen Personen ihre psychologischen Rechte ab, ihren psychologischen Bedarf und die psychologischen Einblicke, ihrer geschlechtlichen Identität zu folgen und sich als Frau zu bezeichnen. Sie haben eine enge Sicht dessen, was eine Frau darstellen soll, und offensichtlich nur jene, die Ihre gestelzten Kriterien erfüllen, scheinen in Ordnung zu sein. Enthalten Sie unfruchtbaren XX-Frauen ihr Frausein vor? Entsprechend Ihrer Definition sind sie unvollständige Frauen. Würden Sie gegen Frauen mit Mastektomien wettern? Entsprechend Ihrer Definition wären sie unvollständige Frauen.

AIS-Frauen geben ihr bestes, um angesichts eines natürlichen, relativ seltenen Leidens Herz und Kopf zu folgen. Schade, dass Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, wenn alles, worauf Sie sich achten, die Chromosomen und Gonaden einer Person sind, und dabei den zentralsten Teil einer Person ignorieren, den, der sie zum Menschen macht.

Dürfte ich vorschlagen, dass Sie sich mit einigen AIS-Frauen treffen und mit ihnen reden? Es dürfte sich als ebenso lehrreich erweisen wie der Besuch einer guten Shakespeare-Aufführung. 

Milton Diamond, Ph.D

Professor - -- - "

 

Raymond (Professorin an der Uni Massachusetts) ist wegen ihres zutiefst transphobischen Buchs "The Transsexual Empire: The Making of the She-Male" in lesbisch-feministischen Kreisen allseits bekannt, einem Buch, das frühes feministisches Denken über transsexuelle Frauen bestimmte. Darin bezeichnet sie MzF-"Geschlechtsumwandlungen" als "männliche Verschwörung, in der künstliche Frauen geschaffen werden, die bloß männliche sexuelle Phantasien befriedigen." Sie geht dann weiter und prangert transsexuelle Frauen als Werkzeuge des Patriarchats an und hält so stereotype Frauenbilder aufrecht. Eine zweite Auflage dieses hoch transphobischen Buchs aus dem Jahr 1994 wurde von vielen Universitäten in die Pflichtlektüre der Feminismus- und Frauenstudiengänge übernommen und fördert nun die Stigmatisierung transsexueller Frauen auch in einer neuen Generation "akademischer Feministinnen" an US-Universitäten.

Die anhaltenden öffentlichen Tiraden von Leuten wie Frank, Fouratt, Greer und Raymond haben zu einer reflexartigen Transphobie bei älteren Schwulen, Lesben und Feministinnen beigetragen. In diesen Kreisen gilt es noch als politisch korrekt, als eine "gut informierte" schwule, lesbische und/oder feministische Person "gegen Transgender- und transsexuelle Wechsel" zu sein.

Diese Einstellung ist für junge MzF-Transsexuelle, die oft sehr liberal in ihrem Denken (und von Natur aus ziemlich 'feministisch') sind, zutiefst verwirrend. Viele von ihnen sind in ihrem korrigierten Geschlecht lesbisch. Es wird Jahre brauchen, um den Wirkungen dieser Stigmatisierung entgegenzuwirken, und bis jüngere Aktivisten aus den schwulen, lesbischen und feministischen Gemeinschaften bei den TG/TS-Frauen Gehör finden.

Auf den anderen Seite veruchen viele Meinungsführer der Schwulen- und Lesbenszene, das öffentliches Bild von schwulen und lesbischen Menschen "zu normalisieren". Da sie wollen, dass Schwule als "normale" Menschen wie "jeder sonst" angesehen wird, wollen sie das alte Stereotyp abschaffen, dass Schwule "aussehen wie Transgender." Im Gegensatz zu den schwulen Aktivisten, die behaupteten, dass Calpernia Addams ein "schwuler Mann" war, wollen diese Leute keine "Transen als Opfer" in ihren eigenen Reihen sehen - sie wollen auf keinen Fall mit "Transen" in Verbindung gebracht werden. In Teilen der Schwulenszene stigmatisiert dieser Trend Transgender zunehmend in der gleichen Weise, auf die heterosexuelle Transvestiten von Schwulen stigmatisiert werden. Miranda Stevens Miller, ein bekannte Transaktivistin aus Chicago, hat wortgewandt beschrieben, wie dieser Trend Transgender weiter isoliert und stigmatisiert:
 
 
 

Auszug aus "That lingering trans bias"

von Miranda Stevens Miller

Windy City Times, 21. 02. 2001

" - - -  Ich nahm an einer Schulung für Mitglieder des Büros des Sprechers des The Gay, Lesbian & Straight Education Network (www.glsenchicago.org) teil. Ziel war, zu üben, das Video "Es ist elementar " bei Grundschullehrerinnen vorzuführen. Es war das erste Mal, dass ich "Es ist elementar" gesehen hatte. Ich empfand den Film als bewegende Erfahrung, sowohl hinsichtlich der einfühlsamen Weise, in die Lehrer den Kindern die homosexuelle Thematik präsentierten, als auch wie die Kinder intelligent und aufgeschlossen auf das Thema reagierten.

Das einzige, was ich als störend empfand, war die Ablehnung aller mit der Geschlechtsidentität verbundenen Dinge. Als die Kinder Stereotypen von Schwulen oder Lesben erörterten, wurde der geschlechtliche Ausdruck häufig erwähnt. Stereotypen waren weit verbreitet. Alle Schwule sind Crossdresser oder alle Frauen mit maskulinen Haarschnitten Lesben. Der Zuschauer wird zu dem Schluß gebracht, dass diese Stereotypen einfach lächerlich sind. Schwule und Lesben sind keineswegs so, aber indem ausschließlich gesagt wurde, was die schwule und lesbische Gemeinschaft nicht ist, wurde der andere Teil, die Menschen mit abweichender Geschlechtsidentität, marginalisiert und blieb noch weiter stigmatisiert zurück.

Was würde ein junger Transgender-Junge oder -Mädchen denken, wenn ihnen gesagt würde, dass es zwar in Ordnung ist, schwul oder lesbisch zu sein, aber dass es nicht in Ordnung ist, eine abweichende Geschlechtsidentität zu besitzen? Selbst wenn das nicht wortreich geschehen ist, durch das bloße Ausblenden ihrer Identität aus der Diskussion könnten sie noch mehr in Verzweiflung sinken und isoliert werden. Warum muss man Verhaltensweisen abweichender Geschlechtsidentität marginalisieren, nur um zur Selbst-Akzeptanz einer homosexuellen Identität zu gelangen? Warum muss man die Homophobie durch eine Transphobie ersetzen? - - -

Als Mitglied der umfassenderen LSBT-Gemeinschaft vermitteln wir jedem, von Grundschülern bis hin zum Kongress, das falsche Signal. Solange die Gemeinschaft in Bezug auf sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität/Ausdruck eine "wir gegen sie"-Einstellung pflegt — wird die Gesellschaft es für völlig akzeptabel halten, selbst die angesehensten Mitglieder der Transgender-Gemeinschaft zu diskriminieren.

Der erste Schritt wäre: sich nicht mehr dadurch zu definieren, was man nicht ist. Dies ist keine Einbahnstraße. Wenn Sie schwul sind, ist es alles andere als hilfreich, zu sagen, "ich bin zwar schwul, aber ich trage wenigstens kein Kleid". Und wenn Sie Crossdresser sind, hören Sie auf zu sagen, "wenigstens bin ich nicht schwul“. Wir sind alle unterschiedlich, aber solange wir uns nicht gegenseitig in die Augen schauen und unsere gemeinsame Verpflichtungen zur Humanität wahrnehmen, wird es sehr schwierig sein, die nicht-homosexuelle, nicht-trans- Welt davon zu überzeugen, dass uns allen dieselbe Achtung und Freiheit von Diskriminierung zusteht. - - - "

 

Insgesamt sehen wir, dass wir Transgender für Schwule und Lesben oft Quell von "Peinlichkeit und Unbehagen" sind, weil wir die alten Stereotypen der Öffentlichkeit verstärken, Stereotypen, um deren Löschung sie sich jetzt sehr bemühen. Weiterhin haben viele ihrer Vordenker die Transphobie in schwulen, lesbischen und feministischen Kreisen gefördert. Dennoch, sobald wir Opfer von Hassverbrechen werden, werden wir von schwulen Aktivisten als "Schwule" aufgefasst und in Anspruch genommen, bloß damit sich ihre Truhen mit Spendengeldern füllen. Allem Anschein nach haben viele ältere Schwule, Lesben und Feministinnen seltsam widersprüchliche Gefühle in bezug auf Transgender, und wir müssen darauf warten, dass eine neue Generation ihre Stelle nimmt, bevor wirkliche Änderungen stattfinden.

Glücklicherweise gibt es Anzeichen dafür, dass manche dieser überfälligen Änderungen schon begonnen haben. Die National Center for Transgender Equality (NCTE) und die National Transgender Advocacy Coalition (NTAC) are currently leading the struggle for human rights for transgendered people in the U.S., and are coordinating those efforts with gay-rights organizations. Mehrere schwule Lobbygruppen wie die Gay and Lesbian Alliance Against Defamation (GLAAD) und die Human Rights Campaign haben schließlich begonnen, Grundsätze zugunsten von TG/TS-Rechten zu formulieren, und geben die zutiefst benötigte Hilfestellung in bezug auf eine Beendigung der Diskriminierung von TG/TS-Personen.

Weiterhin hat das National Center for Lesbian Rights (NCLR) in San Francisco, ein Leuchtturm in dem Bemühen, Arbeits-, Soziale- und Familienrechte für lesbische Frauen sicherzustellen, auch in einer Anzahl besonders wichtiger Rechtsfälle mitgearbeitet, in denen um die Rechte von Transgendern geht. Das NCLR hat einige wirklich begabte Rechtsgelehrte zur Arbeit an diesen Problemen zusammengeführt, und sie beginnen bereits, Zeichen zu setzen.

Diese mächtige rechtliche Unterstützung der Transgender durch die pragmatischen und gesellschaftlich engagierten Anwälte der NCLR (die zufällig überwiegend lesbisch sind) ist Vorreiter einer neuen Welle von GLBT-Kooperationen, mit denen wirkliche Menschenrechtsfragen in der realen Welt gelöst werden sollen — und steht in starkem Gegensatz zu dem bisherigen gönnerhaften Theoretisieren und der Stigmatisierung von Transgendern durch Transphoben wie Fouratt, Greer und Raymond.

 
Transgender im Kindesalter - Kinder, die weglaufen oder verstoßen werden

Trotz der großen Fortschritte, die in den letzten Jahrzehnten darin erzielt wurden, Möglichkeiten zur Kompensation von TG- und TS-Leiden zu schaffen, sind diese vor allem denen zugängig, die sozial besser gestellt sind, ein höheres Bildungsniveau haben und finanzell besser gestellt sind.

Parallel zu all den Fortschritten der medizinischen Technik und zu den Zehntausenden erfolgreicher Geschlechtsrollenwechsel fand in den letzten Jahrzehnten eine unglaubliche Tragödie statt. Aus Unwissen über Geschlechtsidentitätsstörungen wurden tausende von transgender- und transsexuellen Kindern von ihren Familien verstoßen. Jedes Jahr sind viele dieser Kinder gezwungen, von zuhause wegzulaufen, oder sie werden buchstäblich von ihren Familien in die Gosse "hinausgeworfen." Ein großer Prozentsatz dieser Kinder sind lateinamerikanischer oder afroamerikanischer Abstammung, da jene Minderheiten noch weit hysterischer homophob sind, als es die weiße Mehrheit ist — und oft fälschlicherweise denken, dass ihre Trans-Kinder "unverhohlen schwul" seien. Vielen Trans-Kindern, sogar einigen aus bürgerlichen Familien, wird einfach ein Flugschein oder eine Buskarten nach Los Angeles oder New York City gegeben, verbunden mit der Aufforderung "nie wieder nach Hause zu kommen."

Da diese Kinder nicht schwul sind, passen sie nicht in die Schwulengemeinschaft und sind dort auch nicht willkommen. Ohne Hoffnung auf geänderte Ausweise oder die Möglichkeit einer normalen Anstellung in ihrer gewünschten Geschlechtsidentität können sie weder Therapie noch ärztliche Grundversorgung bezahlen. Natürlich können sie niemal genügend Vermögen für eine komplette Geschlechtsangleichung ansparen. Die meisten können nur hoffen, etwas an emotionaler Entlastung und körperlicher Veränderung durch Östrogen zu erhalten (indem sie Hormone "von der Straße kaufen"), sozialen zu transitionieren und dann als so genannte "Trannies" oder "She-males" zu leben.

Viele dieser "Schiffbrüchigen" und ausgerissenen Kinder enden in einem Leben von Prostitution, sozialem Abstieg und den ständig gegenwärtigen Gefahren auf dem nächtlichen Straßenstrich — genauso wie es geächtete Frauen, die weder Familien, Geld noch Arbeit haben, in allen Epochen menschlicher Geschichte tun mussten. Die große Sichtbarkeit dieser TG/TS-Prostituierten auf den städtischen Straßen hat Anlass zu dem Mythos gegeben, dass alle Transgender-Frauen und Transsexuelle Prostituierte seien. Ihre Verwundbarkeit hat dazu geführt, dass sie oft die Opfer sexueller Übergriffe und Hassverbrechen sind.

Dass ein "Mann" Östrogen einnimmt, sich als Frau anzieht und als She-male-Prostituierte anschaffen geht, erscheint den meisten Leuten als Abstieg in die vollkommene Würdelosigkeit. Sogar viele TG-Frauen, die erwerbstätig und zufrieden sind, schauen von oben auf die Straßenmädchen hinab. Sie halten das, was jene Mädchen tun, für widerlich und denken, dass sie alle TG-Frauen in Verruf bringen. Wenn Sie sich jedoch bemühen, die Welt mit den Augen dieser jungen arbeitslosen TG/TS-Straßenfrauen wahrzunehmen, sehen Sie, dass diese ihre Existenz als She-male-Prostituierte keineswegs als entwürdigend wahrnehmen.

Viele junge TG/TS-Mädchen fühlen sich in ihrer Attraktivität und Weiblichkeit bestätigt und psychisch belohnt, wenn sie in der Lage sind, heterosexuelle Männer dazu zu bringen, sie zu begehren und für ihre sexuelle Gefälligkeit zu bezahlen. Mit dem Geld, das sie verdienen, können sie hübsche Kleidung kaufen oder weitere Hormone erwerben und auf diese Weise für Männer noch attraktiver werden. Es ist überhaupt nicht überraschend, dass viele Straßen-T-Girls, ohne gültige Papiere, außerstande, eine normale Arbeit zu finden, außerstande, eine anständige Unterkunft zu finden und außerstande, in die normale Hetero-Datingsszene zu gelangen, häufig in der Prostitution landen. Tiefere Einblicke in diese Situation erhalten Sie durch Kyle Scanlons Kolumne zu diesem Thema. Beachten Sie auch den aktuelle Artikel aus dem Boston Globe über die Transgender Prostitution in Boston, um etwas darüber zu lernen, warum diese jungen T-Girls der Prostitution nachgehen, und über die vielen gesundheitlichen Gefahren, denen sie dadurch ausgesetzt sind. Hier ein Auszug:
 
 "Viele [transgender] Menschen suchen Bestätigung durch einen Sexpartner. Wenn er der einzige ist, der sagt, 'ich sehe Dich, wie Du bist; Du bist ein Mädchen, Du bist eine Frau’ …ist das äußerst wichtig“ sagte Grace Sterling Stowell, selbst Transgender und Direktorin des Boston Alliance of Gay, Lesbian, Bisexual and Transgender Youth. Tinoya stimmte zu: "sie brachten uns dazu, uns genauso zu fühlen, wie wir uns fühlen wollten."

Nur wenn Sie begreifen, dass diese Mädchen verzweifelt jegliche Art von sozialer Bestätigung als Frauen ergreifen, die sie erhalten können, selbst wenn dies nur Sexarbeit ist, nur dann können Sie verstehen, wie sie sich fühlen, und warum sie tun, was sie tun. Denn sie betrachten sich nicht als "pervertierte Jungen", sondern als "arbeitende Mädchen," die versuchen auf die einzig möglichen Weise zu überleben, die ihnen zur Verfügung steht und so einen Halt in der Gesellschaft zu finden.

Einige der attraktiveren dieser "She-males" können sich weg von der Straße hocharbeiten und als gut bezahlte "Callgirls" anschaffen. Oftmals werben sie im Internet für ihren "Eskort-Service". Diese Frauen sind meist durch eine Hormontherapie gut feminisiert, haben eine TG-Transition vollzogen und leben in Vollzeit als Frauen. Viele haben auch kosmetische Engriffe wie eine Brustvergrösserung hinter sich und einige von ihnen dürften sogar eine operative Gesichtsfeminisierung (FFS (de)) vorgenommen haben. Weltweit gibt es eine riesige Präsenz derartiger T-Girls und "She-males" im Web. Die Kundschaft dieser Mädchen sind hauptsächlich heterosexuelle Männer, nicht Schwule.

Sie können sich einen Eindruck verschaffen, wie hübsch manche dieser Mädchen sind und auch etwas über ihre Lebenswelt erfahren, wenn Sie die Web-Sites einiger She-male und T-Girl "Eskort-Services" Sun Moon and Stars Transsexual Top 100 und Shemales Amateurs around the WWWorld machen. (Warnung: die Inhalte dieser Seiten sind oft pornographisch). Obwohl diese Frauen männliche Genitalien besitzen, gleichen ihre Körper denen auffallend schöner, sexy Frauen. Viele heterosexuelle Männer fühlen sich von hübschen She-males stark angezogen — solange diese Frauen jung sind, und bevor sich ihr Aussehen sich unter dem langfristigen Einfluss des Testosterons und der Alterung ändert.

Selbst wenn sie keinen gültigen Ausweis haben, keine regelmäßige Arbeit finden und deswegen keine Arbeitszeugnisse vorweisen können, verdienen einige der hübscheren transsexuellen She-males als Callgirls und Begleiterinnen genug, um die Behandlungs- und Chirurgiekosten einer vollständigen TS-Transition zu bezahlen. Es ist jedoch auch für sie ein verzweifelter Kampf gegen die Zeit und die hormonelle Vermännlichung, genügend Geld zu verdienen und ihr Geschlecht zu korrigieren, bevor sie ihr Aussehen und ihre sexuellen Reize verlieren.

Leider ist dies für diese Mädche eine gefährliche Welt. Manche schaffen es, viele aber scheitern wie im Fall von Amanda Mailand, eines ziemlich jungen Transgender-Callgirls, die auf den Straßen von New York City brutal zu Tode geprügelt wurde, während Zuschauer ihrem brutalen männlichen Angreifer zujubelten.
 
Das Bürgersteig-Denkmal für Amanda Milan
 

Die ständige Verschmelzung von TG/TS mit "schwul sein" hat die starke Verbreitung von "Straßentrannies" aus dem Radar der Gesellschaft herausgehalten. Schlimmer noch, seit AIDS innerhalb der Straßentrannieszene zu einer Epidemie herangewachsen ist, die unabhängig von der in der Schwulenszene ist, hat die soziale Verwirrung um die Straßentrannies dazu beigetragen, ein ernstes Problem der Volksgesundheit mit seinen unzähligen Tragödien zu verbergen (s. den aktuellen Artikel "A Plague Undetected" (eine unentdeckte Seuche) in Salon.com und auch den Artikel im Boston Globe zu diesem Problem).

In den Gesundheitsämtern wurde man schließlich auf diese Kids aufmerksam. Im Jahr 1999 veröffentlichte die American Public Health Association (APHA) eine Grundsatzerklärung, um die Probleme der jungen Transgender ins Bewußtsein der medizinischen Gemeinschaft zu rücken. Hintergrundinformationen zu dieser Situation finden Sie im IJT (1999), erschienenen Artikeln "HIV Risiko von MzF-Transgendern in einem gesundheitsamtlichen Schadensreduktions-Programm" und "HIV Verhütungs- und Grundversorgung im Gesundheitswesen der Transgender Gemeinschaft in San Francisco."

Als diese Probleme offenbar wurden, haben einige Städte wie San Francisco damit begonnen, jungen Straßentrannies eine kostenlose Hormontherapie, die Ausstellung neuer Ausweise mit geändertem Geschlecht, Arbeitsvermittlung sowie Beratung über HIV und über Safer Sex anzubieten. (Beachten Sie diesbezüglich beispielsweise die Website der Transgender Klinik des Gesundheitsamts von San Francisco.) So werden diese Kids hoffentlich dazu angeleitet, die Wiederverwendung von Spritzen und ungeschützten Geschlechtsverkehr zu vermeiden. Vielleicht kommt es ja auch zur einer Verringerung ihrer Abhängigkeit von der Prostitution. Mit dieser Art von Grundhilfe können diese Kinder in größerer Sicherheit leben, zu Arbeit kommen und schließlich solange sie noch jung sind eine erfolgreiche TG /TS-Transition vollziehen.

Die Schwierigkeiten der Straßentrannies werden von vielen jungen Transgendern gut verstanden. Um nicht auf die Straße hinausgeworfen zu werden, verbergen sie ihr Leiden vor ihren Familien. Allerdings leiden diese Kinder auch. Aus Furcht, hinausgeworfen zu werden, suchen sie keine Hilfe. Häufig vergehen viele Jahre, bis sie versuchen, zu transitionieren. Durch die Verzögerung bei der Hormontherapie leiden sie unter einer weitgehenden Virilisierung durch das Testosteron — Wirkungen, die sich später nur schwer und in vielen Fällen überhaupt nicht mehr umkehren lassen.

Hoffentlich gealngen mit zunehmendem gesellschaftlichen Verständnis dieser Leiden und der Möglichkeiten einer Linderung zunehmend mehr Kinder in die Lage, mit ihren Eltern über ihre Geschlechtsidentitätsstörung zu reden und Hilfe erlangen, solange sie noch jung sind.
 
 
Transgender im Kindesalter - Kinder, die Hilfe von ihrer Familien erfahren:

In manchen Fällen akzeptieren Familien ihr Kind oder ihren Teenager als Transgender und versuchen zu helfen. In dem Maß, in dem die Gesellschaft besser über Transgenderismus und Transsexualität informiert ist, erfahren mehr und mehr Familien von diesen Leiden und neigen nicht mehr so sehr dazu, TG/TS-Kinder zu verstoßen. Es wird auch für Familien zunehmend einfacher, Beratung und medizinische Hilfe für ihre Kinder zu finden, wenn sie den Wechsel benötigen. So ist es jetzt möglich, dass viele Transgender-Teenager, sogar aus Familien mit bescheidenem Vermögen, den Wechsel vollziehen können — sofern sie elterliche Hilfe erhalten. In Teil II werden wir sehen, daß es sehr von Vorteil ist, wenn transgender und transsexuelle Kinder den Wechsel frühzeitig vollziehen.

Es gibt ein wunderbares Buch für jugendliche MzF-TS und ihre Eltern, Mom, I Need to Be a Girl, das die Geschichte der Geschlechts-Transition eines Teenagers mit Hilfe ihrer Mutter erzählt. Es zeigt, wie Danielles Mutter ihr zur Seite stand, ihren Weg durch einen Irrgarten von Schwierigkeiten zu finden — besonders beim Umgang mit Schulen und Behörden — und so ihre Transition zu erleichtern. Obwohl dieses Büchlein mittlerweile vergriffen ist, kann man es auf Lynn Conway's Website über folgenden Link lesen:
 

 Mom, I Need to Be a Girl

Deutsch, English, Español, Français, Português

 

Danielle hatte das große Glück, aktive Hilfe ihrer Mutter zu erhalten, und zusätzlich auch die der Rektoren und Lehrer ihrer Schule. Hoffentlich werden Schulen und andere soziale Institutionen künftig zunehmend Mädchen wie Danielle während ihrer Transition Unterstützung gewähren und Diskriminierung und Belästigung durch andere verhindern. Danielles Geschichte zeigt, wie dies geschehen kann. Sie ist daher eine wichtige Lektüre für jugendliche Transgender und ihre Familien.

In Teil II: Transsexualismus  (de) werden wir sehen, dass viele andere junge TG/TS-Mädchen davon profitiert haben, mit der Hilfe ihrer Familien früh im Leben zu wechseln. Noch mehr Berichte über TS-Mädchen, denen durch einen frühen Wechsel geholfen wurde, sind unter den Berichten in Lynns Seite Erfolgreiche TransFrauen (TS-Successes) (de) zu finden. All diese Berichte sollen Transgender-Teenagern und ihren Familien Hoffnung geben.
 
 
Transgender im Kindesalter: Gefahren trotz Akzeptanz durch ihre Familien

Obwohl sich die Zeiten geändert haben und es viel mehr an Informationen und Hilfsangeboten für jugendliche Transgender und ihre Familien gibt, kann eine Transition ein sehr gefährliches Unterfangen sein. Das Teenager-Alter ist eine Zeit, in der viele junge Männer, voller Testosteron, stark zur Gewalttätigkeit neigen. Sie müssen mit den Herausforderungen zurechtkommen, "sich als Mann beweisen zu müssen." Paare und Banden von agressiven Jungmännern neigen besonders zu Gewalttätigkeiten gegenüber Transgender-Mädchen und -Frauen. Dies gilt besonders für die afro- und lateinamerikanischen Gesellschaftsschichten, wo Gewalt gegen "Schwule" durch junge Männer, die versuchen, ein "Macho" zu sein, besonders häufig ist.

Die schrecklichen Ergebnisse derartiger Gewalt erscheinen all zu oft in den Nachrichten, wie die Geschichte des Mords an Gwen Araujo. Gwen war ein 17 Jähriger lateinamerikanischer Teenager aus Newark, Kalifornien, und hoffte, eines Tages durch eine Geschlechtsangleichung zum Mädchen zu werden. Sie lebte bereits mehrere Jahre mit voller Akzeptanz ihrer Mutter als Mädchen und hätte ihren Traum sehr wahrscheinlich verwirklichen können. Als sie jedoch im Oktober 2002 eine Party besuchte, entdeckten mehrere brutale, gewaltbereite junge Männer ihren Transgende-Status. Sofort schlugen sie zu und strangulierten sie mit einem Seil zu Tod, während die anderen zusahen. Dieser tragische Mord entsetzte die liberale San Francisco Bay Area, und demonstrierte der Öffentlichkeit die Gefahren, denen jugendliche Transgender vielfach ausgesetzt sind  (Leider ignorierten und negierten die meisten Berichte ihre Trangender-Identität als Mädchen, und nannten Gwen fälschlicherweise "Eddie (Edward)" und "er" und "ihn.")

 

Gwen Araujo und ihre Nichte Arianna.

 

Unterm Strich können junge Teenager mit der Hilfe und Akzeptanz ihrer Eltern eine Transition meistern, allerdings müssen sie und ihre Familien sorgfältig darauf achten, mit wem sie es zu tun haben, mit wem sie sich anfreunden, mit wem sie gesellschaftlich verkehren und wen sie informieren. Sie müssen besonders Sorge tragen, riskante Begegnungen mit Paaren und Banden potentiell gewalttätiger und transphobischer Jungmänner zu vermeiden. Um einen besseren Eindruck von dem weit verbreiteten Problem von Gewalt und Hassverbrechen zu erhalten, sollten Sie Gwendolyn Anne Smiths Website "Remembering Our Dead" (Erinnerung an unsere Toten) ansehen.

 

Bemühungen zur Wahrung der vollen Menschenrechte für Transgender:

In den letzten Jahren wurden zunehmend mehr Städte in den Vereinigten Staaten der Diskriminierungs- und Hassverbrechen gegen TG/TS-Menschen gewahr. Die Öffentlichkeit ist dann überrascht, zu erkennen, dass die Antidiskriminierungsgesetze für Homosexuelle keinen gleichwertigen Schutz für Transgender gewährleisten.

Daraufhin haben eine Anzahl von Städten und zwei Staaten (Minnesota und Rhode Island) in den USA ihren Antidiskriminierungsschutz erweitert und schließen nun Transgender ein. Eine Landkarte und eine Liste der Körperschaften, die einen derartigen Schutz gewährleisten, befindet sich auf der Transgender Law and Policy Institute website.

Die bedeutendste Änderung im Rechtsschutz wurde am 30. April 2002 in New York City vorgenommen, als Bürgermeister Michael Bloomberg ein Gesetz unterschrieb, das den Menschenrechtsschutz von New York City auf alle Personen mit abweichender Geschlechtsidentität ausdehnte, einschließlich Crossdressern, Drag Queens, und Transsexuellen — Prä-OP sowie Post-OP. Der Leitartikel der New York Times vom 1. Mai 2002 sagte, "das neue Gesetz, das der Stadtrat mit 45 gegen 5 Stimmen verabschiedet hat, ist ein wichtiger Schritt vorwärts im Kampf gegen Vorurteile und zum Schutz der Rechte der verwundbarsten Bürger der Gesellschaft ." Weiteres Hintergrundmaterial zu dem neuen Gesetz können Sie dem Artikel "New York OKs transgender protections" in Planet Out entnehmen. Beachten Sie auch die Website der NYAGRA und die neue Pressemitteilung des Transgender Law & Policy Institute hinsichtlich Information darüber, wie Aktivisten auf die Verabschiedung dieser neuen Gesetzes hingearbeitet haben.

2002 wurde ein Schlüsseljahr für die Transgender-Rechte: nachdem New York City sein neues Gesetz verabschiedete, modifizierten auch die Städte Dallas, Philadelphia, Boston und Chicago ihre Codes, um ähnlichen Schutz für Transgender zu gewährleisten. Die von diesen größeren Städten gesetzten Präzedenzfälle werden in den kommenden Jahren Politiker in vielen anderen Städten aus den USA beeinflussen.
 

Unterschiedliche Situationen von Transgendern und Transsexuellen in verschiedenen Ländern der Welt

Lynns Webseiten sind aus der Perspektive einer TS-Frau aus den Vereinigten Staaten abgefaßt. Transsexualismus und Transgenderismus sind jedoch schon immer "international" gewesen: überall auf der Welt schauen Mädchen über die Grenzen ihres eigenen Landes, wenn sie versuchen, den Geschlechterfallen zu entkommen, in denen sie sich wiederfinden. Jedes Land hat eine andere Praxis darin, mit TG/TS-Personen umzugehen, und Wechsler können oftmals in jedem Land gegenüber ihrem jeweiligen Heimatland einzelne Vorteile in der medizinischen Vorsorge, den Beschäftigungsmöglichkeiten oder dem Staatsbürgerschaftsrecht finden. Lynn selbst musste 1968 ihre Ga-OP außerhalb der USA organisieren, da damals derartige Operationen hierzulande nur selten erlaubt wurden.

Jeder Aspekt des Lebens während und nach der Transition wird von der jeweiligen Staatsangehörigkeit und Kultur beeinflußt. Andere Länder haben andere Sitten, soziale Traditionen, kulturelle Tabus, rechtliche Regelungen und administrative Bestimmungen in bezug auf TG/TS-Leiden und die Transition. Die Staatsangehörigkeit einer Betroffenen hat daher einen immensen Einfluß darauf, wie schwierig es ist, einen TG- oder TS-Wechsel zu vollziehen, den Grad, nach dem Wechsel von der Gesellschaft akzeptiert werden und die Möglichkeiten für ein erfülltes Leben nach der Transition.

Wir können von Land zu Land gewaltige Unterschiede in den Lebensumständen der TG/TS erwarten, selbst in den grundlegendsten Bereiche, z.B. (i) wie der Zugang zur Behandlung geregelt ist, (ii) wer die Kosten trägt, (iii) der sozialen Reaktion auf den Wechsel, (iv) den Grad der Anerkennung als Frauen nach dem Wechsel, (v) den rechtlichen Status vor und nach dem Wechsel, (vi) Unterschieden in der Freiheit, "ein neues Leben zu beginnen," und (vii) den Chancen auf dem Arbeitsmarkt vor, während und nach dem Wechsel. Eine Zusammenfassung dieser Gegebenheiten finden Sie auf Lynns Seite über die TG/TS-Lebensverhältnisse in verschiedenen Ländern der Welt:
 
 
Einge Gegenüberstellung der Lebensbedingungen von TG/TS in unterschiedlichen Ländern der Erde findet sich auf Lynns Seite:
 

Die Bedingungen für Transgender und Transsexuelle
in unterschiedlichen Ländern der Erde
 (DE)

 

Überall auf der Welt sehen wir, dass ältere, traditionellere, postkoloniale, mittelalterliche Gesellschaften der dritten Welt die TG/TS-Frauen für gewöhnlich so behandeln, wie sie entrechtete Frauen schon immer behandelt haben. In traditionellen/mittelalterlichen Gesellschaften wird jede junge Frau (gleichgültig, ob TG, TS oder GG) ohne unterstützende Familie oder anderweitige finanzielle Unterstützung sozial vollständig zur Ausgestoßenen. Sie kann normalerweise nur eines tun um zu überleben: sie kann entweder zur Prostituierten werden, oder auf der niedrigsten Stufe arbeiten bzw. Bettlerin werden.

Wenn wir uns jedoch den fortschrittlicheren Ländern zuwenden, sehen wir zunehmend bessere Bedingungen für den Geschlechtswechsel, ohne dass die Frauen während dieses Prozesses ghettoisiert oder geächtet werden. In den fortschrittlichsten Ländern finden wir Möglichkeiten zur Arbeit und sogar, daß nach der Transition ein normales Leben geführt werden kann. Hoffentlich dienen die vielen Verbesserungen, die jetzt in den fortschrittlichen Ländern gemacht werden, als Modelle für rasche Verbesserungen in den weniger entwickelten Ländern, besonders als Folge des Einflusses der modernen Medien und Kommunikationsmöglichkeiten.

Sie können Einblicke in die großen Unterschiede im TG/TS-Leben von Land zu Land erhalten, wenn Sie die Geschichten auf Lynns Seite "Erfolgreiche TransFrauen" (de) vergleichen, die Frauen aus Ländern überall auf der Welt einschließt.
   

Die bedeutende Rolle des Internet für Transgender und Transsexuelle:

Überall auf der Welt spielt das Internet eine bedeutende Rolle im Leben von Transgendern. Crossdresser, Transgender und Transsexuelle aller Art, jeden Alters und jeder Staatsangehörigkeit sind in der Lage, über das Internet andere Gleichgesinnte ausfindig zu machen, miteinander zu kommunizieren und sich anzufreunden. Viele litten lange Zeit unter Isolierung und der Unkenntnis über ihre Möglichkeiten. Oft lebten sie in Scham und Verlegenheit. "Ich muss die einzige sein, die sich derart fühlt." Heutzutage eröffnet eine Anfrage in einer Suchmaschine zum Begriff "Transgender" oder "Transsexuell" ein gewaltiges Angebot an netzbasierter Information und Unterstützung. Im Verlauf dieses Prozesses hat sich im Internet eine ganze Welt der "virtuellen Gemeinschaften" für gegenseitige Unterstützung unter Transgendern gebildet.

Das Netz wird von Personen aus dem gesamten TG-Spektrum verwendet. Crossdresser verwenden es, um Kleidung einzukaufen, Klubs zu formen, soziale Ereignisse zu arrangieren und Photos ihrer Aktivitäten zu veröffentlichen. Das Netz wird auch intensiv von TG- und TS-Frauen zum Informationsaustausch über Optionen zum Lösen ihres Geschlechtsidentitätsleidens, darüber, wie man eine TG- oder TS-Transition vornehmen kann und über Einzelheiten der Methoden der Behandlung und der Chirurgie verwendet.

Das Internet öffnet Türen zu einer humaneren Periode in der Behandlung von Geschlechtsidentitätsproblemen, besonders weil jetzt mehr junge Leute früh im Leben damit beginnen können, ihre Situation zu verstehen und Hilfe zu suchen. Es gibt ein breites Angebot von Informationseiten, denen sich diese jungen Leute sich um Hilfe zuwenden können. Viele sind Schlüsselressourcen der TG/TS-Gemeinschaft. Beispiele wichtiger Informationsseiten finden Sie auf Lynns Seite Ressourcen für TransFrauen oder ihrer TG/TS/IS-Linkliste.

Viele TG/TS stellen ihre Geschichte und andere Informationen über sich ins Internet. Dies hat sich zu einem klassischen Weg entwickelt, ihre Geschichte mit anderen zu teilen und neuen TG/TS Freunden zu begegnen. Viele Transitionierende offenbaren sich inzwischen ihren Freunden und Familien, indem sie eine Website aufbauen. Sie können dort ihre Geschichte erzählen und Links zu Informationsmaterial bereitstellen, ohne jedem Freund oder Familienmitglied gegenüber in jedes Detail gehen zu müssen. Die meisten wagen im Web nur ein "virtuelles Coming Out" unter einem Pseudonym oder ihrem Vornamen. Auf diese Weise können sie ihre Privatsphäre wahren und trotzdem offen ihre Geschichte erzählen und sogar Bilder von sich veröffentlichen.

Es folgen einige Beispiele beliebter CD/TG/TS-Websites, die einen Einblick in diese Aktivitäten geben (s. die Icons weiter unten):
 
ABGender.com ist ein sehr beliebtes Verzeichnis von Ressourcen und Einkaufsmöglichkeiten für Crossdresser und Transgender. "Prettiest of the Pretty" ist eine Website, die viele Beispiele von Bildern von Crossdressern zeigt, zusammen mit zahlreichen Links zu den Seiten einiger TG/TS. Ausführliche Verzeichnisse wie Fiona's Fantasyland", Susana Marques TV/CD/TS/TG-Verzeichnis, oder das URNotAlone-Transgender-Verzeichnis enthalten Links zu Abertausenden von Websites von Crossdressern und TG/TS-Frauen überall auf der Welt. Obwohl diese Seiten in erster Linie Crossdresser aufführen, enthalten sie auch viele TG nach der Transition, She-males und auch eine kleine Zahl von Post-OP TS-Frauen. Sie öffnen ein wichtiges Fenster auf CD/TG/TS-Situation. Sie werden vielleicht bemerken, dass die Anzahl der Personen jeder Gruppe auf diesen Listen grob ihrer jeweiligen Prävalenz in der allgemeinen Bevölkerung entspricht (auf 100 TV/CD kommen über ein Dutzend TG-Frauen während oder nach der Transition und etwa 2 oder 3 post-OP TS-Frauen).

Lorna Lynns wunderbare Seite Midsummer Night's Dream enthält detailliertere Selbstdarstellungen und Bilder interessanter TG- und TS-Frauen. Außerdem gibt es zahlreiche Mailinglisten und Bulletinboards, die vielen Teilnehmern als informell organisierte Selbsthilfegruppen dienen. Ein gutes Beispiel hierzu ist BeginningLife zur Unterstützung von TG- und TS-Transitionen.

 

 

Einige beliebte Websites, die ein Blick auf der gewaltigen Welt

der CD/TG/TS Aktivität im Internet liefern:

 

Shopping for CD's and lots of TG links:  

Photos and links to many CD's and TG/TS women:

 

 
Links to thousands of CD's, TG's, and TS women all around the world:
 
 
Links to websites and personals for thousands of TG people:
 
Photos and detailed stories of many TG/TS people
 
 
Links to thousands of CD's, TG's, and TS women all around the world:
 
Website of internet message boards and forums for TG/TS transitioners:
 
 Transgender legal information and advocacy:
Read Trans World News to keep up to date!
Listen to GenderTalk Internet Radio
For Interviews, News, Views, Wit & Wisdom
 
Advocacy and lobbying group for transgender rights:
 
And to keep up your sense of humor about all this T-stuff,
be sure to read T-Gina's comics!

 

Washington, D.C. Political lobbying group for trans rights:

 

 

Als Folge all dieser Aktivitäten sehen wir ein rasches Anwachsen des Selbstbwußtseins der TG-Community. Die riesige Zahl von Websites ermutigt mehr und mehr T-Girls, sich nicht alleine zu fühlen und wegen ihrer Natur zu schämen. Das Netz eröffnet ihnen eine Möglichkeit, die Problematik ihrer Geschlechtsidentität zu erkunden, hilfreiche Information zu sammeln und Freunde zu finden, mit denen sie Erfahrungen austauschen können..

Durch durch das Internet hat die breit zerstreute TG-Gemeinschaft zunehmend Wege gefunden, zusammenzufinden. Als Lobbygruppe haben sie innerhalb den letzten Jahre dramatische Erfolge darin erzielt, viele größere Städte zu Gesetzesänderungen zum Schutz der Rechte der TG/TS-Personen zu bewegen.

Das Netz verhilft zu einer realistischeren Sicht auf die TG/TS-Leiden und dazu, den alten Stereotypen entgegenzutreten. TG- und TS-Personen beginnen inzwischen, etwas an Kontrolle über ihre Schicksale zu erlangen. Vielleicht am bedeutsamsten — wir "finden" unsere Stimme und sprechen für uns selbst. Wir erzählen in großer Zahl unsere Geschichten, anstatt sie vor anderen zu verstecken oder ständig jemand zu haben, der "für uns spricht". (Einige gute Beispiele des "sich aussprechens" und "sichtbar machens" sind die vielen erfolgreich transitionierten TS-Frauen auf Lynn's Seite "Erfolgreiche TransFrauen" (de)).
 
 
Hoffnungen für die Zukunft:

Die Geschlechtsidentität ist das wesentliche Merkmal jeder menschlichen Persönlichkeit. In enge Geschlechterrollen gezwungen und in zwanghafte Formen des Geschlechtsausdrucks gepreßt zu sein, verursacht bei den Transgendern großes Leiden. Gezwungen zu werden, in einem Körper mit falschem Geschlecht und in der falschen sozialen Rolle aufzuwachsen, ist eine entsetzliche Erfahrung für transsexuelle Kinder. Sie kann zu einer ausgeprägten andauernden Desorientierung und zu Angst führen, und die Betroffenen von den tiefsten Belohnungen des Lebens wie dem vollen sexuellen Genuss und dem Finden eines Liebespartners ausschließen. Glücklicherweise erleichtert es die Gesellschaft (zumindestens in der modernen westlichen Welt) Transgendern, breitere Möglichkeiten ihres Geschlechtsausdrucks zu erkunden. Viele soziale, medizinische und chirurgische Optionen sind inzwischen verfügbar, um TG- und TS-Leiden zu diagnostizieren, zu behandeln und zu korrigieren.

Allerdings liegen klinische Psychologie und medizinische Wissenschaft oft in Führung, während religiöse, politische, legale und soziale Institutionen zurückbleiben. Transgender-Kinder werden immer noch aus ihren Familien verstoßen. Transgender und Transsexuelle werden oft beschämt und beschimpft, wenn sie nur versuchen, ihre Leiden zu lindern; und unsere Gesellschaft tendiert dazu, solche Personen an den Rand zu drängen und zu stigmatisieren, sogar nachdem sie sozial gewechselt oder sogar eine vollständige Korrektur ihres physischen Geschlechts vollzogen haben.

Allmählich entwirrt die Wissenschaft die Ursachen für Transgenderismus und Transsexualität. Gegenwärtige Ergebnisse legen nahe, und weitere Forschungen werden diese wahrscheinlich bestätigen, dass die Geschlechtsidentität pränatal bestimmt ist. Verbesserungen der medizinischen Technik und der raschen Verbreitung des Wissens über Behandlungsoptionen durch das Internet ermöglichen mit der Zeit noch bessere Korrekturen von TG/TS-Leiden als bisher. Mit einem verbesserten Verständnis der Optionen für die Behandlung von TG/TS-Leiden, und mit zunehmender Verbesserung der Ergebnisse der medizinischen Technik wird es unvermeidlich, dass die Gesellschaft sich einer mitfühlenderen Behandlung der Transgender, besonders der jugendlichen Transsexuellen, öffnen muss. Eine weitergehende Diskussion der Angelegenheiten transsexueller Teenager finden Sie in dem Artikel "Transsexuelle Teenager: wann haben Kinder das Recht, über ihr Geschlecht zu entscheiden?" in salon.com vom 28. August 1999.

Frühe Diagnose und frühe Wechsel würden bei MzF-Transsexuellen und Transgendern zu viel besseren Geschlechtsanpassungen und -korrekturen führen, da bei den Kindern, die wechsln müssen, viele Wirkungen der Vermännlichung vermieden werden könnten. Es gäbe ihnen auch mehr Zeit für ein erfülltes Leben, ihre neue Körperlichkeit vollständig zu genießen und eine Chance zu haben, einen Liebespartner zu finden. Die Zeit wird hoffentlich kommen, daß transgender und transsexuelle Kinder die Chance erhalten, bereits früh im Leben etwas über die vielen sozialen und medizinischen Optionen zu erfahren und fähig zu werden, ohne Furcht vor elterlicher oder sozialer Vergeltung psychologische und medizinische Hilfe zu erlangen. Hoffentlich wird die Gerichtsbarkeit den Transgendern zunehmend die vollen Menschenrechte zusprechen, so dass diese wie jeder andere Bürger auch die Möglichkeit haben, Arbeit, Unterkunft und Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen zu finden.

 
 

 
 

 Nächster Abschnitt:

Teil II: Transsexualität (MzF) (de) 

 

V-12-05-05

 

[JT translation rec'd 11-30-05]

[LC posting of 2-26-06]

 

[Lynn's home page] (de)