Teil III.......Einfach "Ja" zu sagen
Ins Deutsche übersetzt von Amy
In den Jahren seit unserer Scheidung hatte ich dafür gesorgt, daß die Jungs mit dem mexikanischen Teil ihrer Familie in Kontakt blieben; ich für meinen Teil versuchte, der Kinder wegen mit deren Vater wenigstens gut auszukommen. Zu vielen Familienfesten fuhren die Kinder und ich sie besuchen und wurden immer als Teil der Familie aufgenommen. Daniel und seine mexikanische Großmutter hatten ein besonders enges Verhältnis und es brach ihr das Herz, als wir zurück nach Amerika zogen. Etliche Sommerferien verbrachte Daniel mit ihr in Mexiko.
Salvador heiratete später erneut, zog nach Kalifornien und hatte zwei weitere Kinder. Meine Jungs liebten ihre Halbgeschwister und Daniel war besonders froh, eine Halbschwester zu haben. Meine Kinder besuchten ihren Vater oft und paßten auch häufig auf seine Kinder auf. Die Stiefmutter hatte nichts gegen dieses Arrangement, und manchmal fuhren die Kinder auch mit ihrem Vater und seiner Familie nach Mexiko, um dort Verwandte zu besuchen.
Danielles Vater war streng katholisch, wenig gebildet und Menschen gegenüber, die er für "anders" hielt, nicht sehr aufgeschlossen. Während Daniel zu Danielle wurde, erzählte sie ihrem Vater von ihren Gefühlen und erklärte ihm, daß sie in Wirklichkeit ein Mädchen war. Mit Absicht trug sie bei dieser Begegnung Jungenkleidung. Als sie mir von dem Gespräch mit ihrem Vater erzählte, sagte sie, daß er verständnisvoll reagiert hätte, also hoffte ich das beste. Kurz darauf kam Danielle von einem Besuch bei ihren mexikanischen Verwandten spätabends mit dem Bus zurück. Ich bat Salvador, sie an der Grenze abzuholen, da er es nicht so weit hatte.
Bei dieser Gelegenheit sah er sie zum ersten Mal als Mädchen. Ich traf die beiden bei ihm zu Hause und sah zu, wie sich Danielle bei ihm bedankte und versuchte, ihn zum Abschied zu umarmen. Ihr Vater kehrte ihr zurückweisend den Rücken. Die wütenden Blicke, die er mir zuwarf, waren beredtes Zeugnis dafür, daß er dachte, ich hätte diese Situation bewußt provoziert. Sein oberflächliches Verständnis für ihren Wandel verpuffte, als er sie im wirklichen Leben als Mädchen sah.
Danach vermied ihr Vater die Begegnung, wenn sie sich beide zur gleichen Zeit in jener mexikanischen Kleinstadt aufhielten. Einmal verließ er sogar die katholische Kirche, als sie eintrat. Auch als sie während eines Essens bei Verwandten hereinkam, stand er unvermittelt auf und ging.
Oft sprach ich mit ihm über Danielle und wieviel es ihr bedeuten würde, wenn sie sich wieder begegnen könnten. Ich bat ihn, mit einem katholischen Pfarrer zu sprechen, von dem ich wußte, daß er Transsexuellen gegenüber aufgeschlossen war. Er antwortete nur: "Es ist doch letztlich Danielles Problem. Sie sollte mit dem Pfarrer sprechen".
Ihre älteren Brüder versuchten ebenfalls ergebnislos, mit ihrem Vater und seiner Frau zu sprechen. Nach einem guten Jahr begannen David und Ben, sich von ihrem Vater wegen der Zurückweisung ihrer Schwester zu distanzieren. Danielle rief immer noch bei ihm an, und am Telefon sprach er auch mit ihr, wollte sie aber nicht besuchen oder sich mit ihr treffen und weigerte sich auch, bei Feierlichkeiten, die Danielle angingen, anwesend zu sein. Obwohl ihr Herz am Zerbrechen war, rief sie ihn immer wieder an, in der Hoffnung, ihn zurückzugewinnen. Sie vermißte ihre kleinen Halbgeschwister sehr. Als die beiden noch ein Töchterchen bekamen, erlaubten sie Danielle nicht, es auch nur kennenzulernen.
Ihre mexikanische Großmutter versuchte die Angelegenheit zu ignorieren, bis Danielle bei ihr in einem Rüschenkleid, Hackenstiefeln und mit Handtasche auflief.
Die ersten Worte ihrer Großmutter waren: "Warum trägst du eine Handtasche?"
Während dieses Aufenthaltes lachten und weinten Danielle und ihre Großmutter zusammen und Großmutter sah ein, daß Danielle als Mädchen glücklicher war. Mit demselben Mut stellte sich Danielle auch dem Rest der Familie vor, und Tanten, Cousins und Cousinen begegneten ihr bald, als sei sie schon immer ein Mädchen gewesen.
Ein Cousin machte es sich zur Aufgabe, immer auf sie aufzupassen, wenn er mit ihr zu Tanzveranstaltungen und Rodeos ging. Sie besuchte alle Veranstaltungen in der kleinen Stadt, wo sie jeder noch als Junge kannte. Zunächst waren die Jungen sehr reserviert und forderten sie nicht zum Tanz auf, aber als ihre Cousins es taten, folgten sie bald ihrem Beispiel, freundeten sich mit ihr an und tanzten auch mit ihr. Weil sie mutig und stolz war, sahen sie andere nicht als Verstoßene und bald schon wurde sie behandelt wie eine Berühmtheit. Von ihren Besuchen kehrte sie immer glücklich zurück, aber verausgabt, weil sie das ständige Beobachtetwerden immer noch sehr anstrengte.
Ihr Vater und einer seiner Brüder stießen sie weiterhin zurück und besuchten keine Familienfeiern, sofern sie anwesend war. Ihr Vater schickte ihr Briefe, in denen er sie anhielt, in seiner Heimatstadt nicht tanzen zu gehen und mit seinen Kindern nicht zu sprechen, sofern sie ihnen begegnete. Danielle ignorierte sie einfach, jedoch war sie tief verletzt wegen des Familienzwistes und gab sich selbst die Schuld dafür.
Wieder und wieder sagte ich ihr: "Es ist nicht deine Schuld. Dein Vater ist der einzige, der in dieser Situation etwas tun kann, und das nur, wenn er seine Einstellung ändert".
Ihr Vater warf dem Rest der Familie ihre willige Akzeptanz von Danielle vor, da er bei sich dachte, daß sie von ihrem Geschlechtswechsel abgerückt wäre, hätte sie die ganze Familie nur von Anfang an einhellig zurückgewiesen.
Oft genug war ich dankbar, daß Daniels Geschlechtsidentitätsprobleme nicht während meines Zusammenlebens mit Salvador offenkundig geworden waren, da dies die Schwierigkeiten, die der transsexuelle Weg mit sich bringt, noch um ein Vielfaches verstärkt hätte. Einerseits Danielle zu beschützen und andererseits eine Ehe zu retten, hätte mich komplett zerrissen.
Manchmal bedaure ich ihren Vater, weil ihm so viel entgeht. In anderen Momenten fühle ich Haß auf ihn, weil er Danielle in seiner Ichbezogenheit und Selbstsüchtigkeit so verletzt hatte. Ich verstehe Eltern nicht, die ihre Kinder verstoßen, besonders nicht, wenn sie so schön, wohlanständig und glücklich wie Danielle sind. Wie kann sein Herz so Frieden finden?
Weil sie mutig und stolz war,
sahen sie andere nicht als Verstoßene.
Seit Jahren engagiere ich mich leidenschaftlich in Laientheatergruppen. Ich bin meist Inspizientin, erledige aber gerne auch andere Aufgaben hinter der Bühne und sorge dafür, daß die Aufführungen gut über die Bühne gehen, aber ich habe keine Ambitionen, selbst aktiv im Rampenlicht zu stehen.
Ich habe einige sehr gute, oft langjährige Freunde in Schauspielerkreisen. Manche von ihnen sind schwul oder lesbisch. Während der Proben zu "Ten Little Indians" mit meinem Lieblingsregisseur und etlichen Freunden erzählte mir Danielle von ihren Problemen. Ich versuchte, meine persönlichen Probleme von der Aufführung zu trennen, aber ab und zu brach ich ohne ersichtlichen Grund in Tränen aus. Endlich erzählte ich meinen Freunden in der Truppe von Danielle, da sie zu den Proben mitkommen wollte. Sie kannten alle meine Jungs von Kindesbeinen an und waren sehr interessiert und hilfsbereit, als ich ihnen von der jetzigen Lage erzählte.
Als Danielle eines Abends mit mir ins Theater kam, benahmen sich meine Freunde, als hätten sie sie nie anders gekannt -- als machte es keinen Unterschied. Sie vertaten sich nicht einmal mit ihrem Namen! Einer ihrer Lieblingsschauspieler umarmte sie und sagte ihr, sie sähe hübsch aus. Die Schauspieler, die sie nicht von früher kannten, hatten keinen Schimmer, daß sich gerade Großes ereignete.
Einige Male begannen Schauspieler, die neu bei der Truppe waren, mit Danielle zu flirten und sie näher kennenlernen zu wollen. Obwohl ich Danielle jegliches Leid vom Hals halten und Peinlichkeiten seitens der Schauspieler vermeiden wollte, konnte ich nicht recht viel tun. Der Regisseur aber warnte einmal einen Neuzugang, daß Danielle "eine Einladung ins Gefängnis" sei, da sie so viel älter als fünfzehn aussah. Ich war überrascht, daß meine Freunde, die von ihr wußten, dem Rest der Besetzung kein Wort sagten.
Danielle kam auch zu unserer jährlichen Preisverleihungsfeier mit, wo sie viele unserer Freunde sehr herzlich begrüßten und ihr Komplimente für ihr Aussehen machten. Ein Mann fragte sie, ob ihre gute Figur von den Hormonen herrührte. Ich dachte, daß sie ihm eine so direkte Frage übelnehmen würde, aber sie bejahte einfach und umarmte ihn.
Später sagte sie mir: "Er war der einzige, der mich überhaupt irgendwie direkt auf dieses Thema ansprach. Das hat mir richtig gutgetan. Alle anderen sagten mir einfach, ich sähe gut aus, aber übersahen das Eigentliche."
Ich glaubte fest, daß meine Freunde es verstehen würden, und ich wurde nicht enttäuscht.
Daniel hatte mit dreizehn begonnen, sich zu rasieren, da er einen recht starken Bartwuchs hatte -- im Gegensatz zu seinem Vater und seinen älteren Brüdern. Früher hatte ich ihm gesagt, daß manche Mädchen auf haarige Jungs stehen, ohne die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß ihm der Haarwuchs eine derartige seelische Bürde sein könnte. Und zu der Zeit, als wir uns mit Hormonen, Psychologen, einem Umzug und einer neuen Schule auseinandersetzen mußten, mußten wir uns auch darum kümmern, daß Daniels Bart mittels Epilation entfernt wurde.
Einer von unseren Transvestitenfreunden empfahl uns eine Kosmetikerin, und Danielle machte dort einen Termin aus. Zum ersten Termin ging sie mit mir zusammen. Die Kosmetikerin erklärte uns das Verfahren, konnte aber nicht alle meine Fragen beantworten: Wie lang würde sich die Behandlung hinziehen? Was würde es insgesamt kosten? Sie antwortete, daß das von vielen Faktoren abhinge, wie dem persönlichen Schmerzempfinden, der Hautbeschaffenheit und genetischen Faktoren.
Sie erklärte weiter, daß Danielle in Vorbereitung ihrer Operation eventuell auch im Intimbereich enthaart werden müsse und bat uns, eine Nacktaufnahme von Danielle machen zu dürfen. Danielle willigte ein, also wehrte ich mich nicht dagegen, obwohl ich seither erfahren habe, daß sie das von uns nicht verlangen hätte dürfen. Obwohl die Kosmetikerin und ich später Freundinnen wurden, redeten wir nicht über die Aufnahmen, die sie damals machte, und sahen sie uns nicht an.
So begann die langwierige Prozedur, die ich teuer bezahlen mußte. Epilation ist ein langsames und mühseliges Geschäft, und an manchen Tagen fragte ich mich, ob wir überhaupt irgendwelche Fortschritte machten. Man sagte uns, daß 300 Stunden nicht ungewöhnlich wären. Es gab Tage, wo Danielle sich bei der Schule krankmeldete, weil ihre Barthaare zu lang waren und sie sich vor einem Epilationstermin nicht rasieren durfte. Wir nannten das "bad hair days". Wenn ich außer Haus war, fuhr Danielle mit dem Bus oder auf ihren Rollerblades zu ihrem Epilationstermin.
Als ich mich näher mit der Prozedur auseinandersetzte, dachte ich mir, daß ich das auch könnte. Es würde mir eine Menge Geld sparen und vielleicht könnte ich mir damit auch noch einen Nebenverdienst schaffen. Um eine staatliche Zulassung zu bekommen, mußte man 600 Stunden Unterricht und eine Prüfung absolvieren, und die nächste Schule war 160 km entfernt. Ich begann die Ausbildung, als Danielle ein Jahr lang in Behandlung war. Ich genoß sie und freute mich, mit Danielle praktische Erfahrung sammeln zu können. Sie lehrte mich, sanft, geduldig und vorsichtig vorzugehen, und wir sprachen während dieser Stunden viel, was uns noch tiefer miteinander verband.
Epilation ist keine Wissenschaft. Epilation ist Kunst. Der Schmerz, das Geld und die Zeit, die Epilation kostet, trennt die Spreu vom Weizen: jene, für die dies nur eine fixe Idee ist von den anderen, die wirklich ihr Geschlecht wechseln möchten.
Danielle begleitete mich häufig zu den Epilationslehrgängen, wo die anderen Schülerinnen ob ihrem femininen Aussehen erstaunt waren. Oft übernachteten wir in einem Motel in der Nähe der Schule, um Anfahrtszeit zu sparen. Nebenher arbeitete ich an den Dingen, für die ich bezahlt wurde. Ich verschwende keine Zeit -- dies habe ich daraus gelernt, daß ich drei Kinder großzog.
Als ich meine Ausbildung beendet und die Zulassung erhalten hatte, mietete ich ein Studio an. Meine neue Nebenbeschäftigung wurde in der Transgenderszene durch Mundpropaganda schnell bekannt und ich bekam Zulauf. Die Transsexuellen schienen sich bei mir wohlzufühlen, da ich ihre Probleme aus erster Hand kannte. Mit der Zeit wurde mein Studio zu einer Art Oase für Transsexuelle, wo sie sich wohlfühlen konnten und gern gesehen waren. Manchmal kamen sie auch zwischen ihren Terminen vorbei, um sich mit anderen auszutauschen, was bald zu regelmäßigen Stammtischen führte. Meine Arbeit schien eine Art Teamgeist bei den Transsexuellen zu fördern, so daß sie begannen, sich gegenseitig mehr zu unterstützen.
Und die Früchte meines neuen Berufes waren nicht nur finanzieller Art. Manchmal sagt meine Schwester: "Da hast Du wirklich mal einen guten Riecher gehabt". Und Ben fügt immer hinzu: "Ein Spürhund könnte vor Neid erblassen".
Wir versuchten uns nie daran, Danielles Genitalbereich zu enthaaren, da uns Freundinnen versicherten, die die Operation ohne vorherige Epilation hatten machen lassen, daß es dennoch keine Komplikationen gegeben hatte. Ganz selten erzählte uns jemand, daß in der neuen Vagina einige Haare wuchsen, aber daß dies nicht ein erhöhtes Infektionsrisiko oder andere Komplikationen mit sich brächte. Auch besteht kein Konsens unter den Operateuren, welche Bereiche enthaart werden sollten. Zum jetzigen Zeitpunkt zumindest glaube ich, daß die Behandlung weit schlimmer ist als das Problem, das sie beheben soll.
Eine von Danielles Freundinnen lud sie ein, mit den Pfadfindern auf dem Colorado River einen Kanuausflug zu unternehmen. Sie sollte Essen, Wasser und alles, was sie für die vier Tage in einem kleinen Kanu brauchte, mitnehmen. Sie mußte Kanu fahren lernen und schwimmen können. Als ich sie zu dem Kanukurs an einem kleinen See brachte, lernte sie begierig und schnell.
Die Gruppe umfaßte Jungen und Mädchen, und Danielle sollte sich mit anderen Mädchen ein Zelt teilen. Auch kamen mehrere Erwachsene mit, die einen sehr freundlichen Eindruck machten. Ich hielt es für gut, wenigstens einen der Erwachsenen über Danielles Situation aufzuklären, doch Danielle wollte das nicht. Nach längerer Diskussion kamen wir überein, daß ich, sofern es Probleme geben sollte, in drei Stunden bei ihr sein könnte, um sie abzuholen.
Sie besuchte einen Kurs in Überlebenstraining und mußte ein paar Schwimmprüfungen bestehen, zur Sicherheit, falls das Kanu kentern sollte. Jeder der Pfadfinder mußte in voller Montur über Badekleidung ins Wasser springen, seine Kleidung ausziehen und eine Bahn schwimmen. Vor Jeans oder Pullovern rieten die Trainer ab, da sie zu schwer seien. Zur Prüfung trug Danielle ein paar Nylon-Jogginghosen mit Gummibündchen. Ich sah von der Tribüne aus interessiert zu, aber war nicht nervös, da ich wußte, daß Danielle eine ausgezeichnete Schwimmerin war. Sie sprang und begann fast sofort danach zu strampeln. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Als sie eintauchte, füllten sich die Trainingshosen sofort mit Wasser. Der Nylonstoff und die Bündchen verhinderten, daß das Wasser aus den Hosen ablief und sie wurde nach unten gezogen. Bevor ich noch aufspringen konnte, schrie sie nach dem Bademeister um Hilfe. Er sprang sofort und brachte sie zum Ufer. Ich war entsetzt, wie schnell selbst gute Schwimmer im Wasser in Schwierigkeiten kommen konnten.
Da sie alle anderen Schwimmprüfungen mit Bravour bestand, ließen die Testleiter sie diese Prüfung nicht wiederholen, aber wiesen sie darauf hin, diese Hosen nicht bei dem Ausflug zu tragen. Nachdem sich ihr Zittern gelegt hatte und sie wieder ruhiger war, fuhren wir heim.
Sie fragte mich: "Hast du gesehen, was das für ein schnuckeliger Bademeister war? Ich frage mich, ob er gemerkt hat, daß ich Pads trage, als er seinen Arm um meine Brust geschlungen hatte".
Wir kauften all die nötigen Utensilien inklusive eines sehr konservativen Badeanzugs -- eines Einteilers, hochgeschlossen, damit sie ihren BH tragen konnte, und mit Hosenbeinen. Die meiste Zeit trug sie sehr enge kurze Hosen und band ihr Hemd vorne zusammen. Egal was sie trug, sie sah sexy aus, selbst wenn sie nicht mehr Haut als ein kleines Stückchen Bauch zeigte. Wir nähten einen kleinen Beutel, in dem sie ihre nassen Pads über Nacht zum Trocknen aufhängen konnte. Sie reiste ab und ich tat alles mögliche, um mich zu beschäftigen, damit ich keine Gelegenheit hätte, mir Sorgen zu machen.
Sie schlief in einem Zelt mit vier anderen Mädchen und einer weiblichen Aufsichtsperson. Wenn sie austreten mußten, gingen sie zu zweit ins Gebüsch und Danielle paßte auf, daß sie sich gut versteckte. Nach einer Übernachtung bestand die Möglichkeit, eine Dusche zu benützen. Danielle behielt während des Duschens ihre Unterwäsche an, da der Duschvorhang doch sehr durchsichtig war.
Der Ausflug machte ihr Spaß und es traten keine unangenehmen Zwischenfälle auf, aber die langen Bootsfahrten auf dem Fluß fand sie doch recht langweilig. Es war aber gut für sie, bei einem Pfadfinderausflug dabeigewesen zu sein, weil junge Mädchen das einfach einmal gemacht haben sollten. Ich war sehr in Versuchung, den Pfadfindermädchen zu erzählen, daß sie auf diesem Ausflug eine Transsexuelle mitgenommen hatten und daß dadurch kein Schaden entstanden war, aber ich verkniff es mir. Als ich später einmal zu einer Ansprache eingeladen wurde, erzählte ich dem Publikum von diesem Ruderausflug. Danach kam ein Pfadfinderleiter auf mich zu und sagte mir, daß er, wenn er dies gewußt hätte, Danielle in einem Einzelzelt hätte unterbringen müssen, obwohl er sich sehr verständnisvoll zeigte und mir anvertraute, daß er selbst transvestitische Neigungen hätte.
Danielle hörte irgendwann von der Theatergruppe "New Images", die von Planned Parenthood (einer internationalen Vereinigung mit dem Ziel, Sexualaufklärung zu betreiben, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, Anm. d. Übers.) finanziert wird. Sie bestand aus Jugendlichen, die Sketche und Bühnenstücke aufführten, die sich mit den Freuden und Nöten des Heranwachsens beschäftigten. Sie ging zum Vorspiel, um sich für die Aufnahme zu bewerben. Falls sie angenommen würde, hieße dies, daß sie ein Stipendium von 200 Dollar im Monat bekäme. Obwohl ich fürchtete, daß sie sehr niedergeschlagen sein würde, sollte sie nicht aufgenommen werden, war sie überzeugt, es schaffen zu können, ein Mitglied der Gruppe zu werden.
Den Bewerbern wurde aufgegeben, zum Vorspiel ein Tier darzustellen, und Danielle wählte eine Katze. Alle brachen in helles Lachen aus, weil ihre Darbietung klang, als hätte eine Katze einen Orgasmus. Sie war etwas verlegen. Es gab auch noch andere Prüfungsaufgaben, unter anderem Gesang und Tanz. Ich war sehr stolz auf sie, als sie für die Gruppe ausgewählt wurde.
Die Mitglieder der Theatergruppe waren in ethnischer und in sexueller Beziehung völlig gemischt. Sie schrieben und produzierten ihre Sketche selbst und forderten von sich selbst ein hohes Leistungsniveau. Danielle befaßte sich mit Kindesmißbrauch, Vergewaltigung, Verhütungsmitteln, der menschlichen Anatomie, psychologischer Beratung und lernte, die ganze Bandbreite des menschlichen Lebens zu akzeptieren. Bei einem Gruppentreffen kam das Gespräch auf Transsexualität, und die Gruppenleiterin erzählte, was sie darüber wußte. Danielle fügte hinzu, daß sie eine Freundin hätte, die transsexuell sei. Die Gruppenmitglieder gingen zusammen zelten, machten Ausflüge und wuchsen immer mehr zusammen. Ich wollte die Leiterin über Danielle aufklären, weil ich dachte, daß diese Gruppe Jugendlicher aufgeschlossen und verständnisvoll genug war, aber Danielle wollte dies noch nicht. Sie schien sich wohler unter Leuten zu fühlen, die nichts von ihrer Vergangenheit wußten.
Nach vielen Vorstellungen, als die Gruppe fast ein Jahr beisammen war, hatten sie ein Engagement auswärts und blieben über Nacht. Nach der Darbietung waren die Mitwirkenden emotional sehr aufgewühlt und saßen hinterher noch lange zusammen. Und wie so oft in derartigen Situationen kamen wohlbehütete Geheimnisse ans Licht. Die Gruppenleiterin versuchte, die Gruppe in mehrere Untergruppen aufzuteilen, die je in einer Ecke des einen großen leeren Raumes schlafen sollten, der ihnen für die Nacht zur Verfügung stand. Sie alle hatten ihren eigenen Schlafsack dabei und niemand hatte in der Gruppe ein Verhältnis mit irgendjemand anderem; trotzdem schickte sie die Jungs in die eine Ecke des Raumes und die Mädchen in die andere. Eines der Mädchen entgegnete jedoch, daß, wenn es der Gruppenleiterin darum ging, Sex zu verhindern, dies nicht funktionieren würde, da wenigstens eines der Mädchen lesbisch und wenigstens einer der Jungs schwul war. Die Leiterin versuchte dann, die Hetero- und Homosexuellen zu trennen. An dem Punkt rückte dann Danielle mit ihrem Geheimnis heraus. Die Leiterin sagte mir später, daß sie an dem Zeitpunkt aufgab und die Jugendlichen zusammen in der Mitte des Raumes schlafen ließ. Sie brachte es einfach nicht übers Herz, Danielle nach einem so emotionalen Bekenntnis alleine schlafen zu lassen. Ich war ihr für ihr Verständnis sehr dankbar. Die anderen Gruppenmitglieder waren verblüfft, als sie von Danielles Schicksal hörten. Sie umarmten sie und weinten mit ihr. Danielle war glücklich, daß sie ihre Freunde an ihrer Vergangenheit teilhaben lassen konnte und daß sie ihr soviel Unterstützung gaben.
Als Danielles Jahr bei "New Images" vorüber war, wirkte sie im nächsten Jahrgang bei der Stunde über Transsexualität mit. Das Jahr bei der Theatergruppe hatte ihrem Selbstbewußtsein sehr gut getan und ich war dankbar, daß sie sich sehr gründlich mit so vielen kontroversen Themen auseinandergesetzt hatte.
Einmal ging Danielle mit einigen ihrer Freunde zu einer Party, aber der Junge, der das Auto fuhr, betrank sich derart, daß Danielle anderweitig nach Hause kommen mußte. Ein anderes Mal stand sie Ängste aus, weil der Fahrer so raste. Ungeduldig wartete ich darauf, daß Danielle alt genug war, um selbst ihren Führerschein zu machen und kaufte ihr einen gebrauchten Pick-up, sobald sie alt genug war, damit solche unangenehmen und gefährlichen Episoden sich nicht wiederholten. Wenn sie selbst mobil war, konnte sie gehen, sobald sie sich unangenehm fühlte oder in einer peinlichen Situation steckte. Sie war wesentlich vernünftiger, verantwortungsvoller und erwachsener als andere Jugendliche, die ich kennengelernt hatte.
In unserem Staat war gerade ein neues Gesetz in Kraft getreten, demnach beim Antrag auf Erteilung einer Fahrerlaubnis die Geburtsurkunde vorzulegen sei. Dies sollte der besseren Kontrolle des Alters und der Staatsangehörigkeit dienen, nicht der des Geschlechts. Ich bemühte mich, den Staat aus dem geschlechtlichen Seitenwechsel meines Kindes herauszuhalten, also dachten wir über Möglichkeiten nach, dieses Problem zu umgehen. Der offizielle Weg, den Namen und das Geschlecht auf einem existierenden Führerschein zu ändern, war, sich vom Endokrinologen auf einem Formular des Kraftfahrtamtes bestätigen zu lassen, daß man ununterbrochen als Frau lebt und vorhat, sich der geschlechtsanpassenden Operation zu unterziehen (in den Vereinigten Staaten ist dies wichtig, weil der Führerschein dort als Ausweispapier dient, ähnlich dem Personalausweis in Europa, Anm. d. Übers.). Man hatte mir erzählt, daß solche medizinischen Informationen vertraulich seien, aber daß geänderte Namen in den Datenbanken erhalten blieben und bei Suchen wieder aufschienen. Man mußte dann wahrlich kein Hellseher sein, um aus einem Namenswechsel von Joe zu Jane darauf zu schließen, daß die betreffende Person vermutlich transsexuell ist. Ich sah Big Brother förmlich vor mir, mit einer Schublade, auf der die Aufschrift "Vertrauliche Namensänderungen (Transsexuelle)" prangte.
Nun hatten wir verschiedene Möglichkeiten. Einmal konnten wir eine gefälschte Geburtsurkunde kaufen. Wir konnten auch nach einer alten Schreibmaschine mit derselben Type wie auf dem Original der Geburtsurkunde suchen und die Daten ändern. Wir versuchten auch, mit dem Computer eine Urkunde auszudrucken, die der ähnlich sieht, die heute von Standesämtern verwandt wird. Aber nichts davon funktionierte. Danielle fand schließlich die Lösung. Sie nahm mein Vergrößerungsglas und ergänzte mit einem Bleistift die zwei zusätzlichen Buchstaben zu ihrem männlichen Vornamen. Dann setzte sie "fe" vor "male" als Geschlechtsbezeichnung (female: weiblich, male: männlich, Anm. d. Übers.), paßte die Schattierung der Buchstaben genau an die übrigen an und fertig war die perfekte Urkundenfälschung. Manche werden unsere Methoden verwerflich finden, aber wenigstens entsprach die Geburtsurkunde jetzt der Wahrheit. Bei ihrer Geburt wußten wir einfach noch nicht alles.
Auf dem Weg zum Kraftfahrtamt sagte sie: "Ich komme mir vor wie in 'Thelma und Louise'".
Ich antwortete: "Sag' zu der Geburtsurkunde einfach gar nichts und lächle".
Es gab keine Probleme. Die Beamten warfen einen Blick auf das Geburtsdatum und machten keine Kopien. Das Amt hatte also keine Beweise, daß wir die Geburtsurkunde gefälscht hatten, und Danielle war im Besitz eines Führerscheins mit dem Namen und der Geschlechtszugehörigkeit, die sie sich wünschte.
Als sie ihren Führerschein später in Arizona umschreiben ließ, verlangte die Behörde ihre Sozialversicherungsnummer als Absicherung. Eine geänderte Versichertenkarte hatten wir jedoch nicht. Mit ein paar Standardformularen hätten wir das einfach erledigen können, aber wir wollten wieder dem Amtsschimmel aus dem Weg gehen.
Danielle zeigte dem Beamten ihre Karte, worauf dieser nachfragte: "Ist das eine Alternativschreibweise Ihres Namens?"
Sie bejahte und ließ es dabei.
Ein anderes Mal mußte sie ihre Versichertenkarte vorlegen, als sie sich um einen Nebenjob in einem Fast Food-Imbiß bewarb. Ich riet ihr: "Mach' einfach kein Aufhebens darum. Zeige ihnen die Karte, als ob es das Gewöhnlichste auf der Welt wäre".
Als Danielle heimkam, fragte ich: "Na, wie ist es gelaufen mit der Versicherungskarte?"
"Och, die sprachen nicht mal Englisch", antwortete sie.
Menschen aus anderen Ländern wissen nicht immer, welche englischen Namen männlich und welche weiblich sind, also existierte das Problem für sie überhaupt nicht.
"Normal" ist ein Wort, das ich mittlerweile vermeide. Einmal traf Danielle einen Jungen, der wegen seiner Drogenprobleme zu einer Selbsthilfegruppe ging. Einmal ging sie mit, um zu sehen, was dort gemacht würde. Auf dem Heimweg versuchte er, mit ihren Gefühlen zu spielen:
"Du hast ein normales Leben. Du weißt nicht, wie schwierig es ist, mit den Drogen aufzuhören".
In ihrer Antwort schwang alles andere als Mitleid: "Ich war von vornherein gescheit genug, damit erst gar nicht anzufangen".
Und so gliederte sich dieser Junge in die lange Reihe derer ein, denen sie begegnet war, mit denen sie aber nichts mehr zu tun haben wollte.
Ich war mir bewußt, was sie durchgemacht hatte, aber sie sah aus wie jedes andere junge Mädchen. Für mich war das eine unglaubliche Leistung.
"Normal". So heißt doch ein Knopf an meiner Waschmaschine.
Einmal verteidigte Danielle am Telefon unsere unorthodoxen Eßgewohnheiten. Sie erklärte einem Freund: "MEINE Mutter geht arbeiten, und wir sind selten zur selben Zeit zu Hause. Wir essen einfach, was und wann wir wollen, und wenn wir beide zufällig zur gleichen Zeit zu Hause und hungrig sind, dann essen wir gemeinsam".
Als die Kinder klein waren und das Geld knapp, aßen wir oft zusammen Tortillas mit Bohnen. Als es uns später besser ging, erweiterte sich auch der Speisezettel, aber was die Kinder essen wollten und wann deckte sich oft genug nicht mit meinen Vorstellungen. Aufläufe mochten sie nicht; wenn ich also einen machte, mußte ich mich darauf einstellen, tagelang daran zu essen. Jeden zweiten Tag Hot Dogs oder Mortadellabrötchen, das war jedoch nicht mein Fall. Manchmal, wenn wir alle zur selben Zeit zu Hause waren, machten wir etwas, was wir alle mochten, wie Spaghetti oder Tacos, und nahmen uns Zeit und aßen zusammen. Danielle hatte dann ihre vegetarische Phase, ihre "Ich bin zu dick"-Phase und ernährte sich aufs Ganze gesehen gesünder als ich, da ich oft beruflich auswärts war und auf Raststätten angewiesen.
Als Danielle schließlich auflegte, bemerkte ich: "Sehr überzeugt klang dein Freund aber nicht".
Danielle antwortete: "Seine Mutter kocht jeden Abend Essen, und die ganze Familie ißt dann zusammen. Er ist außerdem schwul, erzählt aber seinen Eltern nicht davon, da er weiß, daß sie ihn nicht verstehen würden".
Soviel zum Beitrag von Familienmahlzeiten zu einem harmonischen und verständnisvollen Familienleben.
Danielle lebte schon einige Monate als Mädchen, als mich ein guter Freund besuchte. Danielle stürmte in ihrer mädchenhaften Art ins Wohnzimmer.
Als sie wieder ging, fragte ich meinen Freund: "Ist sie nicht niedlich?"
Seine Antwort bekam ich noch tagelang nicht aus dem Kopf. "Vor meinem geistigen Auge", sagte er, "sehe ich immer noch den Jungen, den ich schon immer kannte".
Immer und immer wieder kreisten diese Worte in meinem Kopf herum. Mein geistiges Auge hatte sich angepaßt, und ich sah nur noch das Mädchen, aber ich konnte seine Reaktion verstehen. Am Anfang spuckte mein langsames Gehirn männliche Pronomina aus, obwohl ich mit meinen Augen ein Mädchen sah. Danach verstand ich besser, warum es manchen Eltern schwerfällt, ihre Kinder erwachsen werden und für sich selbst entscheiden zu lassen. Sie sehen immer noch das niedliche Baby, den unschuldigen Sieben- oder Achtjährigen oder den rebellierenden Jugendlichen vor sich. Es braucht Zeit, bis das geistige Auge das Bild des Jugendlichen mit dem des Erwachsenen ersetzt. Genau das erklärt vermutlich auch, warum Ehemännern nicht auffällt, wenn ihre Frau mit einer neuen Frisur nach Hause kommt, oder warum die Familie Omas Falten nicht sieht. Noch schwerer ist es, das alte Bild mit einem neuen im anderen Geschlecht zu ersetzen.
Weil ich Danielle täglich sah, veränderte sich das Bild vor meinem geistigen Auge, bis ich den Jungen nicht mehr sah, sondern nur noch eine liebenswerte junge Frau. Für Danielles Verwandte war die Gewöhnung schwieriger, wenn sie sie selten oder nur auf Photos sahen. Obwohl wir beide dieselbe Person gesehen hatten, nahm mein Freund immer noch den Jungen wahr, den es einmal gab, während ich nur eine überschäumend fröhliche Tochter sah.
KreuzeWir alle haben Geheimnisse Meine besondere Tochter war einmal ein Sohn. Legt keine Maßstäbe an des Gewohnten, bitte, Genießt die Schönheit, genießt die Ironie. Schwer ist es sicher, ihr nachzufühlen, |
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