Ich muß dir was sagen, Mutti...

 

 

TEIL I:  SEELENQUALEN

Ins Deutsche übersetzt von Amy und Sarah

 

"Ich muß mit Dir sprechen, Mutti. Ich muß Dir was sagen, aber ich habe Angst, daß Du mich dann nicht mehr liebhast". Mein fünfzehnjähriger Sohn schlüpfte zu mir ins Bett, wie er es bei Besprechungen im Familienkreis immer tat. Die Kinder wußten, daß ich im Bett von nichts abgelenkt wurde.

Ich versicherte ihm, daß ich ihn immer noch lieben würde, egal was er mir erzählte. Er redete um den heißen Brei herum und ich vermutete, daß er mir erzählen würde, daß er schwul sei. Das hatte ich schon jahrelang vermutet und hatte gehofft, daß er endlich damit herausrückte. Die Selbsthilfeadressen in der örtlichen Schwulenszene hatte ich bereits parat gelegt. Aber was ihn bedrückte, war etwas völlig anderes.

Er sagte: "Ich möchte ein Mädchen sein. Innerlich bin ich eins. Ich mag Jungs, aber ich begehre sie als Frau, nicht, wie es die Schwulen tun. Seit Jahren fühle ich mich so, und wie feminin ich bin, weißt Du ja."

Das war es also, worunter er die letzten Monate litt. Zuerst wußte ich nicht, was ich sagen sollte. Ich gab ihm eine dicke Umarmung und dachte mir: "Ein Fall für Oprah Winfrey!" Ich sah kaum fern, am allerwenigsten die Nachmittagstalkshows, und das mag der Grund gewesen sein, weswegen mir dieses Thema fremd war. Die Zeit stand still; ich fühlte, wie mein Leben sich völlig neu orientierte und wußte, ich war ein anderer Mensch geworden.

Nach einer langen Pause fragte er mich: "Und was machen wir dagegen?"

"Keine Ahnung, aber ich werde versuchen, etwas rauszufinden", war die einzige Antwort, die ich ihm geben konnte.

Daraufhin lachten wir, weinten wir und endlich fragte ich ihn: "Hast Du jemals meine Klamotten getragen?"

Seine Antwort war, "Den alten Ramsch zieh' ich doch nicht an", und das war glaubhaft. Ich war nicht nur dicker als er; ich wußte genau, wie peinlich er meine Modeignoranz fand. Dauernd nörgelte er an meiner Kleidung, meinem nichtvorhandenen Make-Up und meiner immergleichen Frisur herum. Er sagte "Du bist doch eine Frau. Du könntest das alles haben, aber Dir ist es egal. Wie schade!"

Wir sprachen über seine Kindheit. Schließlich gab er zu, daß er einmal die Anziehsachen seiner Cousine ausprobiert hatte. Er war überglücklich, wenn ihn jemand wegen seiner weiblichen Ausstrahlung für ein Mädchen hielt, auch wenn ich ihm tausendmal sagte, daß er wie ein Junge aussähe. Immer wenn ich erwähnte, daß ich auf meine drei Jungs stolz wäre, war er tief gekränkt. Oft genug habe ich gesagt: "Bin ich froh, daß ich keine Mädels habe, das würde noch mehr Arbeit machen". Und manchmal fügte ich hinzu: "Wenn ich ein Mädchen aufziehen würde, wäre das eins, für das die Welt noch nicht bereit wäre", denn ich hätte einem Mädchen Mut gemacht, sich den Pfadfindern anzuschließen, Kampfflugzeugpilotin bei der Luftwaffe zu werden, oder gar amerikanische Präsidentin. Ich wußte nicht, daß sich meine Worte als Prophetie herausstellen würden, denn jetzt erziehe ich wirklich ein Mädchen, das die Welt noch nicht gesehen hat. Ich hatte meinen Kindern immer erzählt, daß sie ihren Lieblingsberuf ergreifen könnten, wenn sie erwachsen würden, aber daß einer meiner Jungs eine Frau werden wollte, wäre mir nicht im Traum eingefallen.

"Ich möchte nur normal sein, und für mich ist normal sein ein Mädchen sein. Ich habe es satt, als jemand anders zu leben; ich kann die Verwirrung nicht mehr ausstehen. Ich möchte nur ein Mädchen sein. Als Mann hätte ich eh keine Zukunft. Einmal wollte ich weglaufen, um dort, wo mich niemand kennt, als Mädchen weiterzuleben, aber das hätte Dir so weh getan". Ich fragte ihn, ob er die Schule wechseln wollte und das nächste Schuljahr als Mädchen beginnen. "Die High School halte ich als Junge noch durch", antwortete er, "ich denke nicht, daß Dein Vorschlag die Lösung ist, denn dann würde ich mich genauso verstecken müssen und ein Schauspiel aufziehen, nur andersrum". Er wollte Mädchen sein und sich nicht nur so anziehen.

Endlich schlief er neben mir ein. Mein Kopf lief auf Hochtouren und spuckte Dutzende Fragen aus. Was passiert mit solchen Kindern? Ist das nur eine Phase? Ist das, wie Schwule erwachsen werden? Wenn ich es nur lange genug links liegen lasse, geht das Problem dann weg? Wie heißt dieser Zustand? Passiert das jungen Leuten häufiger, und kann sich das noch ändern? Wird mein Kind noch ein erfolgreiches Leben führen können? Ich wollte Informationen, jetzt und hier, mitten in der Nacht!

Was macht eine Mutter in so einer Situation? Wenn meine Jungs zu mir kamen, weil sie sich an irgendwas geschnitten hatten, drückte ich ihnen ein Pflaster auf die Wunde und einen Kuß auf die Wange. Aber für dieses Problem gab es kein Pflaster. Ich stellte mir sein künftiges Leben schwierig und traurig vor. Was konnte ich als Mutter tun, und wäre Mutterliebe überhaupt genug? War ich überhaupt stark genug für die Dinge, die da kommen würden? Ich dachte, daß ich meine Jungs recht gut kannte, aber daß Daniels Leben derart kompliziert war, hätte ich nie vermutet.

* . * . * . * . *

Und das war nur der Anfang eines neuen Kapitels in meinem sowieso schon seltsamen Leben. Meine Kindheit verbrachte ich in Afrika, wo meine Eltern als Missionare arbeiteten, und so lernte ich Reisen, Abenteuer und Weltveränderungsgedanken schon früh kennen. Ich war ein unkonventioneller Ökotyp und ging ohne Abschluß vom College ab, um meine Zeit und mein Wissen einer kleinen mexikanischen Dorfschule zur Verfügung zu stellen. Dort dann traf ich Salvador, einen Mann mit schönen südländischen Augen, einen Mann, der nie etwas anderes als sein winziges Dorf gesehen hatte, das sich auf eine einzige geteerte Straße beschränkte. Seine Einfachheit und Selbstgenügsamkeit zogen mich an. Wir bauten unser Essen selber an, hatten eine Kuh, und ich nähte unsere Klamotten.

Wir lebten in einem alten Lehmbau ohne Wasser oder Strom. Nach der Geburt unseres ersten Sohnes David zogen wir nach Kalifornien, was der erste von etlichen Umzügen zwischen Mexiko und den USA sein sollte. Benjamin und Daniel kamen in Kalifornien zur Welt und wir zogen zurück nach Mexiko in ein neues, modernes Haus, mit dessen Bau wir jahrelang beschäftigt gewesen waren. Ein paar Monate später gab es wegen der heftigen Regenfälle im Frühjahr eine Überschwemmung. Stundenlang saßen die Kinder und ich in einem Bett auf dem Dachboden fest, während wir den Möbeln beim Wegschwimmen zusahen. Gott sei Dank wurden wir gerettet, bevor sich das Haus von den Fundamenten losriß.

Zehn Jahre lang versuchte ich, die Ehe am Leben zu erhalten, aber als Salvador versuchte, uns sogar vor seiner eigenen Familie zu isolieren war das Maß voll. Ich zog mitsamt der Jungen ab, die damals drei, fünf und neun Jahre alt waren.

Ihr Vater sagte: "Wenn Du schon wegläufst und die Kinder mitnimmst, kannst Du sie auch gefälligst selber durchfüttern. Wenn Du Hilfe brauchst, komm zurück und wir beginnen von vorne". Salvador hielt Wort und unterstützte uns nicht mit einem Pfennig, und ich fragte ihn nie darum und kam auch nicht zurück.

Das Leben als alleinerziehende Mutter ohne jegliche Unterstützung war nicht einfach. Ich hatte dauernd Geldsorgen und hoffte beständig, daß das Monat vor dem Geld zu Ende ging. Manchmal lebten wir in der Stadt, machmal auf dem Land mit ein paar Tieren -- einem alleszernagenden Hund, einem Vogel, Fischen und einem Pferd. Es gab Schnitzeljagden, Musikstunden und in den Sommerferien zelteten wir.

Nach vier Jahren Sozialhilfe bekam ich eine Vollzeitstelle als Bürogehilfin in einem Krankenhaus und Daniel kam in die Schule.

Mit einem Nebenjob konnte ich uns ein Dach über dem Kopf und genug Essen auf dem Tisch ermöglichen. Aber das kostete Zeit, die ich nicht mit den Kindern verbringen konnte. Sie lernten schnell, auf sich selbst aufzupassen. Zwar fürchtete ich immer, daß das Jugendamt oder irgendeine andere Behörde dahinterkommen könnte, daß die Jungs alleine zuhause waren, und mir das Sorgerecht aberkannt würde. Einmal passierte das fast, als ein Mädchen aus der Nachbarschaft aus Jux und Dollerei die Polizeinotrufnummer von unserem Telefon aus anwählte. Die Polizisten fanden daraufhin den zwölfjährigen Ben und Daniel, der zwei Jahre jünger war, allein zu Haus. Zwar durfte rechtlich gesehen ein Zwölfjähriger alleine zu Hause sein, aber nicht, um auf ein jüngeres Kind aufzupassen. Ben und Daniel boten den Beamten Erdnußbutterbrötchen an und baten sie, ihnen bei ihrem Computerspiel zu helfen. Daraus schloß die Polizei, daß die beiden nicht verwahrlost seien; ihr guter Ernährungszustand tat das übrige. Mit der Ermahnung, daß ich einen Babysitter besorgen sollte, wenn sowohl ich als auch David nicht da wären, zogen sie ab.

Auf David verließ ich mich als Universalgehilfen und Babysitter -- er machte sogar beim Roten Kreuz einen Kurs in Kinderpflege. So kamen meine Jungs mit sich selbst zurecht, lernten Einkaufen, Essen zu kochen, Kleidung zu waschen und mit Geld umzugehen. Wenn ich für Lebensmittel nur zwanzig Dollar bis zum Wochenende budgetieren konnte, entschieden sie, was zu kaufen war. Ben konnte während der Einkäufe die Gesamtsumme pfenniggenau ausrechnen, was Blamagen an der Kasse vorbeugte. Die Kinder füllten meine Schecks aus und gaben auf mein Bankkonto acht. Sie wußten genau, daß sie mir helfen mußten, nicht in der Schuldenfalle zu versacken. Ich wollte nicht, daß sie sich Sorgen machten, aber ich brauchte diese Hilfe und mußte mich wohl oder übel der Realität stellen.

Wir zogen oft um, manchmal wegen eines neuen Jobs, andere Male, weil wir Ärger mit Nachbarn oder der örtlichen Schule hatten, oder weil eine Mieterhöhung anstand. Einmal zogen wir sogar zeitweise an die Ostküste. Hin und her kamen wir per Greyhound-Bus. Wir arbeiteten alle zusammen, und so halfen mir meine Kinder bei den Umzugsentscheidungen. Feste Verhaltensregeln konnte ich nicht aufstellen, da ich ohnehin nicht zu Hause war, um ihre Einhaltung zu überwachen. Ich erwartete von meinen Kindern, daß sie sich anständig verhielten, und das taten sie auch. Sie lernten aus ihren Fehlern. Wenn sie abends zu lange wachblieben, war es schwerer, morgens aufzustehen, um rechtzeitig zur Arbeit oder zur Schule zu kommen. Sie stellten ihre eigenen Wecker, da ich häufig schon bei der Arbeit war, wenn sie aufstehen mußten.  

Ich erzog meine Kinder ohne Gott und Religion, was für mich Neuland war, da ich aus einer konservativ-christlichen Familie stammte, in der Sünde, Bestrafung und Schuldgefühle an der Tagesordnung waren. Ich glaube fest, daß ich für mein Tun selbst verantwortlich bin. Wenn es einen Gott gibt, braucht er meine Anbetung und mein Geld nicht. Ich glaube nicht, daß er sich in die tagtäglichen Erlebnisse aller Menschen einmischen würde. Ich fühlte mich wohler mit dem Gedanken, daß es irgendwo da oben eine starke weibliche Kraft gibt, die auf meine Kinder achtgab, wenn ich es nicht konnte. Eine himmlische Oma sozusagen.

Davids Verantwortungsgefühl und sein feiner Sinn für Humor halfen mir, die Dinge klar zu sehen. Mit sechzehn machte er seinen Führerschein und meine Mutter schenkte ihm ein altes Auto. Wir setzten uns zusammen und ich begann: "Jetzt, wo Dir Oma Clela ein Auto geschenkt hat, sollten wir ein paar Regeln übers Fahren aufstellen."

Er fragte: "Warum?"

Trotz längerem Nachdenken fand ich keinen sinnvollen Grund dafür, da er für sein Alter sehr reif und gefestigt war. Also kamen wir überein, daß keine Regeln nötig seien, solange er sich verantwortungsbewußt verhielt und keinen Unsinn anstellte. Und das tat er auch nicht. Manchmal kam er von einer Verabredung oder einer Schulveranstaltung zurück, weckte mich auf, setzte sich an meinen Bettrand und erzählte mir von seinem Abend. Ich war froh, daß er mit mir sprechen wollte, auch wenn ich sehr müde war, da ich gern über sein Leben Bescheid wissen wollte.

Ben, der vier Jahre jünger als David war, war hochintelligent und langweilte sich in der Schule, sogar in den vertiefenden Kursen. Er war sehr an Geld und Finanzen interessiert und ließ bald erstaunlichen Unternehmergeist erkennen. Manchmal bot er sich an, das Kupfergeld aus meiner Geldtasche auszusortieren, oder Rabattmarken auszuschneiden und zu sammeln, und ich war froh, ihm unser Sparkonto übertragen zu können. Wenn wir auf dem Flohmarkt etwas verkauften, war Ben für die Auspreisung der Waren und die Kasse zuständig. In der dritten Klasse begann er, fürs Schulorchester Baritonhorn zu lernen. Das Horn war fast so groß wie er selber, und jeden Tag zog er es auf einem Rollwägelchen hinter sich zur Schule. Er beherrschte dieses Rieseninstrument sehr schnell, spielte es auch seine ganze Highschoolzeit über und erlernte auch andere Blechblasinstrumente. Auch den Umgang mit dem Computer begriff er schnell und war ein guter Sportler, der sich in jeder Disziplin hervortat, für die er sich interessierte. Er war das mittlere Kind, zwei Jahre älter als Daniel, und ich mag ihn etwas vernachlässigt haben, aber er kam sehr gut zurecht. 

Dann gab es noch Daniel. Er war ein liebenswertes und verschmustes Kind, aber schwierig! Auf den Unsinn, den Kinder mit zwei Jahren machen, kam er erst mit fünf, dann hielt diese Phase aber an. Er versuchte immer, meine Grenzen auszukundschaften. Wenn ich ihm verbot, eine Sache vom Regal zu nehmen, versuchte er es mit allem anderen, was auf dem Regal stand, auch, um zu sehen, ob ich auch "Nein" sagen würde.

Mit drei Jahren war es Daniels Lieblingsbeschäftigung, meine langen lockigen Haare zu kämmen. Schon in frühester Jugend lernte er, für besondere Anlässe mein dickes Haar zu eindrucksvollen Frisuren aufzutürmen. Er war sehr modebewußt und kannte sich in allem aus, was gerade angesagt war. Meistens trug er Unisex-Klamotten in leuchtenden Farben und wusch sie mit der Hand, damit die Farben nicht verblichen. Wenn wir Kleidung für mich einkaufen gingen, kam er immer mit, um mich bei der Auswahl zu beraten. Im Nachhinein glaube ich, daß er sich so indirekt auslebte, da er selbst keine Frauenkleidung anziehen konnte.

Ben und David versuchten, Daniel für ihre Jungenspiele zu interessieren, aber scheiterten. Was Daniel aber lernte, war sich zu verteidigen, wenn seine Brüder ihn hänselten oder auslachten. Einmal kam ich nach Hause und fand die zwei älteren Jungs in einer Ecke, wo sie Daniel mit einem Besenstiel in Schach hielt, mit dem er sehr geschickt alle Ausbruchsversuche verhinderte.

Sport interessierte Daniel kaum, aber er liebte es, Rollschuh zu fahren und lernte Steptanz und Gymnastik. Weil er in der Schule nicht herausragend war, ermutigte ich ihn, diesen Interessen nachzugehen, um sein Selbstwertgefühl zu heben. In Gymnastik war er sehr talentiert und seine Brüder bewunderten seine Handstände, einhändigen Purzelbäume und andere Tricks, die sie selbst nicht fertigbrachten.

Daniel spielte schon immer lieber mit Mädchen als mit Jungen. Aus der Spielekiste bei Oma Clela zog er immer eine alte Puppe. Daniel nähte gern, kochte und putzte. Da ich diese althergebrachten weiblichen Aufgaben eher mit der linken Hand erledigte, konnte er das nicht von mir haben. Er rückte Möbel, bis ihm die Anordnung gefiel und besorgte Bilder und anderes Dekorationsmaterial, um die Wände zu schmücken.  

Nach schwierigen Vorbereitungsarbeiten machte ich mich schließlich selbständig. Ich stellte Statistiken über Krebsfälle auf. Meiner Persönlichkeit kam dieser Schritt sehr entgegen, da ich gerne die Verantwortung für mein eigenes Leben übernehme. Die flexiblen Arbeitszeiten waren ein weiterer Bonus. Das Unternehmen warf genügend Gewinn ab, so daß wir nicht mehr jeden Pfennig zweimal umdrehen mußten und es gelang uns, unsere Schulden loszuwerden. Ich war stolz, endlich die Brötchenverdienerin sein zu können; ich versorgte meine Familie, sogar besser als viele Familien mit zwei Elternteilen. In unserer Gesellschaft haben wenige Frauen diese Möglichkeit. Viele alleinstehende Mütter in meinem Bekanntenkreis spielten eine Opferrolle, abhängig von der Laune des Kindesvaters, Alimente zu zahlen oder nicht. Ich träumte viele Jahre von jemandem, mit dem ich die Verantwortung und die Freude, meine Kinder großzuziehen, teilen könnte. Aber die meisten Männer, mit denen ich eine Beziehung aufzubauen versuchte, waren nur eine weitere Verantwortung und hatten für die Jungs weit weniger übrig als ich erhofft hatte. Allein zu sein war mir auch nur recht, denn so konnte ich den Jungen meine Aufmerksamkeit voll widmen.

Als Daniel die achte Klasse abschloß, merkte ich, daß er immer angespannter wurde. Zwar hatte er Spaß an der Schule und dem Zusammensein mit anderen Schülern, aber es war klar, daß ihn irgendetwas quälte. Er konnte nachts schlecht einschlafen, und wenn er endlich schlief, schlief er schlecht. Er wußte daß er schlafen mußte, um am nächsten Tag ausgeruht genug zu sein, in die Schule zu gehen, also probierten wir es mit warmer Milch, langweiligen Fernsehsendungen, Schlafliedern, Geschichtenerzählen und der autosuggestiven Methode, sich vorzustellen, durch einen dunklen, freundlichen Wald zu gehen und müde zu werden. Unsere Gespräche erstreckten sich über weite Themenfelder.

Einmal sagte er: "Ich weiß nicht, wer ich bin".

Ich antwortete: "Den meisten Teenagern geht es so. Den meisten Deiner Mitschüler wird es ähnlich gehen".

"Wenn ich erwachsen bin, wird es anders sein?" fragte er.

"Ja, klar. Du mußt nur diese Jahre überstehen". Doch ich ahnte nicht, wie schwierig diese nächsten Jahre für ihn sein würden.

 

Ich weiß nicht, wer ich bin.

 

 

* . * . * . * . *

Während Bens zweitem Jahr an der High School zog er zu seinem Bruder David, der in Phoenix das College besuchte. Ben gehen zu lassen fiel mir schwer, zumal er noch so jung war, aber es löste mehrere Probleme. Daniel, Ben und ich lebten auf dem Lande; die Busfahrt zur nächsten High School dauerte eine volle Stunde. Und wegen meiner Arbeitszeiten konnte ich ihn nicht hinbringen und wieder abholen, weswegen er sich sehr isoliert fühlte. Er war unglücklich, weil er wegen des Entfernung nicht an der Schulband oder Sportveranstaltungen teilnehmen konnte. David hatte eine eigene Wohnung, aber konnte keine geeigneten Untermieter finden. Also schlug David vor, daß Ben bei ihm einziehen und eine nahegelegene High School besuchen könne.

Ich war traurig darüber, daß Ben wegging und etwas nervös wegen des ganzen Arrangements, aber die beiden wollten es ausprobieren. Und er könnte immer wieder nach Hause zurückkommen, falls es schiefginge. Ich zahlte Bens Mietanteil, aber anderweitig standen die beiden weitgehend auf eigenen Füßen. David und Ben hatten eine Kreditkarte für mein Konto, die sie verwenden konnten, wenn sie im Ernstfall Geld brauchten. Sie verwandten sie nie, ohne es mir zu sagen, und niemals verantwortungslos. Ich war stolz auf sie, da sie ordentlich zur Schule gingen, arbeiteten, ihre Rechnungen zahlten und aufeinander aufpaßten.

Wenn immer es möglich war, habe ich meinen Kindern ermöglicht, ihr Leben selbst zu bestimmen und versucht, ihren hochfliegenden Vorhaben nicht mit meiner Nervosität im Wege zu stehen. Meine Freundinnen wunderten sich über diese Methoden. Viele Eltern kommen noch nicht einmal mit ihren heranwachsenden Kindern zu Hause zurecht, geschweige denn könnten sie zwei Brüdern vertrauen, ihr eigenes Leben 700 Kilometer weit weg von der Familie zu leben.

Ich glaubte nun, daß die Phase des Großziehens meiner Kinder fast vorüber sei und vermutete Licht am Ende des Tunnels. Die Länge dieses Tunnels aber unterschätzte ich gravierend.

* . * . * . * . *

Nachdem Daniel sich mir offenbart hatte, war er ruhig und gelassen. Ich jedoch war völlig geplättet. Zwar versuchte ich, nach außen hin gefaßt zu wirken, aber mein Geist machte durch den Streß und die Schlaflosigkeit nicht mehr mit.

Am nächsten Morgen verbrachte Daniel Stunden vor dem Spiegel in meinem Zimmer. Er frisierte sein Haar, legte Make-Up auf, rasierte seine Beine und schnitt die Beine einer langen Hose ab, um sich Hotpants anzufertigen. Als er ein T-Shirt über seinen Hüften zusammenknotete, sah er wirklich wie ein Mädchen aus. Diese Verwandlung zu beobachten war verblüffend. In Gesellschaft jedoch trug er immer noch seine Unisex-Klamotten und er wollte noch nicht, daß ich seine Brüder informierte.

Als wir später einkaufen gingen, meinte Daniel, daß er Unterwäsche brauchte, und ich fragte mich, ob er Damenunterwäsche damit meinte. Ich sprach die Frage nicht aus, sondern ging der Diskussion aus dem Wege und sagte ihm, er solle besorgen, was er brauchte. Er kam mit seinen üblichen Boxershorts zurück und ich holte tief Luft, weil mir ein Stein vom Herzen gefallen war. Ich hielt dauernd nach irgendwelchen Anzeichen Ausschau -- Anzeichen für was auch immer.

Ich hatte einen meiner Freunde gebeten, mich im Einkaufszentrum zu treffen, denn ich mußte dringend mit jemandem sprechen. Er rätselte herum, was der Grund meines Dilemmas sein könnte, aber ich wußte, daß er nie darauf käme. Nachdem ich meinem Freund die Ursache des Problems erläutert hatte, gab er auch zu, daß er diesen Gedanken nie gefaßt hätte. Er glaubte, daß sich das Syndrom "Geschlechtsidentitätsstörung" oder "Transsexualität" nannte und gab mir den Rat, in der medizinischen Bibliothek des nahegelegenen Universitätsklinikums nach Informationen zu dem Thema zu suchen.

Ein anderer Freund, der meine Kinder gut kannte, sicherte auch seine Unterstützung zu, aber wußte auch nicht viel über Probleme im Zusammenhang mit Geschlechtsidentität. Ein paar Tage später rief er aber an, um mir etwas Verstörendes mitzuteilen: Ein Freund von ihm, der schwul war, hatte ihm gesagt, daß Transsexuelle ein noch schwereres Leben hätten als Schwule, da sie, was Akzeptanz in der Szene anging, ganz am Ende stünden. Er sprach sein Mitgefühl aus, weil er wußte, daß ein schweres Stück Weg vor uns lag und empfahl mir, weiterführende Informationen beim Schwulen- und Lesbenzentrum zu erfragen.

Nachdem die Ferien begonnen hatten, fuhr Daniel seine Brüder besuchen. Zurück kam er mit Ben, der zur Feier des 4. Juli (amerikanischer Nationalfeiertag, Anm. d. Übers.) aus Arizona zu Besuch kam. Ich war den ganzen Tag über den Tränen nahe. Entgegen Daniels Wünschen erklärte ich Ben, was der Grund für meinen Schmerz war, da ich einfach darüber reden mußte. Ben sagte: "Das hat nichts zu bedeuten. Daniel braucht vermutlich nur mehr Aufmerksamkeit". Als Ben die Koffer für die Rückfahrt packte, wollte Daniel mit ihm gehen. Er wollte als Mädchen einkaufen gehen können, ohne seinen Freunden begegnen zu müssen. David und Ben stimmten dem Plan zu, da sie sich erhofften, daß er für sie kochen und aufräumen würde, während sie arbeiteten oder die Schule besuchten. Daniel hatte mit verschiedenen Frauennamen herumgespielt, unter anderem Jasmine oder Danny, aber die Wahl schien auf Danielle hinauszulaufen.

Ich hatte ein unbestimmtes Gefühl, daß während Danielles zweiter Reise nach Arizona folgenschwere Dinge geschehen würden, deshalb rief ich fast täglich bei ihnen an, um daran teilhaben zu können.

Danielle erzählte mir von Denise, die eine gute Freundin und Nachbarin von Ben und David war. Denise kannte eine Transsexuelle, und fand dieselben Anzeichen bei Danielle wieder, also nahm sie sie unter ihre Fittiche. Während die älteren Jungen weg waren, experimentierten Danielle und sie mit Frisuren und Make-Up und taten all die Dinge, die Freundinnen üblicherweise zusammen tun -- die Dinge, die Danielle schon immer tun wollte. Danielle gab zu, daß sie sich aus meiner Kosmetikasammlung bedient hatte -- genau die Dinge, die sie mir vor einem Jahr zu kaufen aufgeredet hatte, weil sie sie in der Fernsehwerbung gesehen hatte. Ich machte mir nichts daraus, weil ich mich ohnehin selten schminke. Danielle hielt Kontakt zu mir und berichtete mir von all den neuen Dingen, die sie tat und erzählte mir von jeder Kleinigkeit, die sie sich auf ihren Shopping-Ausflügen mit Denise gekauft hatte. David gab ihr mittels meiner Kreditkarte ein Deputat und sie erzählte mir haarklein, für was sie wieviel ausgegeben hatte, da sie sich Sorgen machte, daß ich mich für sie in Unkosten stürzte.

Denise klärte schließlich auch David über Transsexualität auf und darüber, was in Danielle vorging. Als David mir sagte, daß er es erfahren hätte, empfand ich tiefe Dankbarkeit für Denise. Gott segne sie -- ich wollte sie einfach nur umarmen. David machte sich über diese Wendung der Dinge ernsthafte Sorgen. Er versuchte, seine Gefühle vor Danielle zu verbergen und verbrachte viel Zeit im Fitnesstudio. Ben blieb bei seiner Meinung, daß Danielle einfach nur mehr Zuwendung bräuchte. Er kaufte ihr ein Computerzeichenprogramm und versuchte, es ihr beizubringen -- ein schlauer Zug von Ben, ihr einerseits mehr Aufmerksamkeit zu schenken, ohne seine Faszination von Computern dabei zu kurz kommen zu lassen.

Danielle erzählte mir, daß ihre Brüder sie gut behandelten und daß sie froh seien, daß sie nicht schwul sei. Sie erzählte auch von einer achtzehnjährigen Transsexellen, die sie im Fernsehen gesehen hätte und sagte: "Ich glaube, ich hätte besser sagen können, wie sich sowas anfühlt".

Denise glaubte, daß Danielle als Mädchen nicht weiter auffiel -- selbst die Jungs warfen ihr beim Einkaufen schon Blicke zu. Denise mußte Danielle erklären, daß sie sich nicht kratzen durfte, wo ihre neuen BHs sie juckten. Als Leute für Danielle anzurufen begannen, bekam es David mit der Angst, daß ihm falsche Pronomen unterliefen, also versuchte er diese komplett zu umgehen. "Schwimmen gegangen", sagte er, oder "Beim Einkaufen", oder einfach "Grad nicht zu Hause".

Danielle erzählte mir von einem Einundzwanzigjährigen, ein Nachbar in ihrer Wohnsiedlung, der sie begleitete, als sie Haarspray kaufen ging. "Ich sagte ihm, daß ich zwei große Brüder hätte, die auf mich aufpaßten, also sollten wir uns lieber zurückhalten", erzählte sie. "Er ist nett, aber irgendwie verkopft. Einen guten Freund gibt er ab, aber nicht mehr".

Ich war mir sicher, daß meine neue Tochter über kurz oder lang enttäuscht werden würde, aber Danielle liebte es, sich mit Jungs zu treffen, die sie für ein Mädchen hielten. Eines Abends als ich anrief, ging Danielle gerade mit dem Nachbarjungen aus. Als er sie abholte, schrieb sie seine Adresse und Telefonnummer auf. Die Jungs machten sich Sorgen um sie, und Ben blieb auf, bis sie zurück war. David entschied für sich, daß er sich in Zukunft von Mädchen, die er attraktiv fand, ein Photo als nacktes Baby zeigen lassen würde. Er war nicht darauf aus, mit Transsexuellen auszugehen.

David und Ben zerbrachen sich den Kopf, wie sie es ihrem Vater beibringen sollten. Um den Schock abzumildern, kamen sie darauf, daß sie ihm erzählen würden, daß David schwul sei, Ben ein Transvestit und Daniel transsexuell. Wenn er dann die Wahrheit erführe, würde er froh sein, daß nur einer von ihnen ein Problem hätte. Sie lachten darüber und spekulierten auf die Reaktion ihres Vaters. Sie machten diesen Plan zwar nie wahr, aber ich war dennoch froh, daß sie diese seltsame Situation mit Humor und gesundem Menschenverstand angingen.

Nachdem Danielle zwei Wochen in Arizona war, rief David an und sagte mir, daß die Situation etwas angespannt wäre und er es lieber sähe, Danielle führe nach Hause zurück. Trauer schwingt immer mit, wenn sich ein Kind als homosexuell oder transsexuell outet, und David drückte genau dieses Gefühl aus, als er sagte "Ich fühle mich, als sei mein Bruder gestorben und ich kenne diese neue Person noch nicht mal". David schob auch teilweise die Schuld auf sich und bildete sich ein, er hätte während der Jahre mit seinem Bruder etwas falsch gemacht.

Manchmal dachte ich: "Ich hätte nur gerne meinen Daniel zurück". Insgeheim hoffte ich, daß Danielle anrufen würde und mir sagte, daß sie sich umentschieden hätte und wieder mein kleiner Junge wäre. Ich wollte vor all diesen neuen Problemen fliehen und weiterleben wie zuvor. Aber die Ereignisse holten uns ein und ich hatte für Trauer keine Zeit.

Meine größte Sorge waren die Schwierigkeiten, die meiner neuen Tochter bevorstanden. Daß es langwierig sein würde, war mir klar, aber uns fehlte auch ein Hinweis auf die Richtung, in die wir gehen sollten. Ich fragte mich, ob ich all dem gewachsen wäre. Immer wieder stellte ich mir die Frage, ob Mutterliebe überhaupt ausreichte.

 

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Während alle meine Kinder in Phoenix waren, sammelte ich eifrig Informationen und fing damit beim Schwulen- und Lesbenzentrum an. Bis Daniel mir sagte, daß er ein Mädchen sei, hatte ich mich damit abgefunden, daß er schwul wäre und somit war ich darauf vorbereitet, über kurz oder lang dort aufzuscheinen.

 

 

 

„Reicht Mutterliebe überhaupt aus?“

 

 

Seit meiner Jugend hatte ich nur gute Erfahrungen mit Schwulen gemacht. "Onkel Bob" war ein enger Freund der Familie und der Vater eines meiner besten Freunde. Wir wußten, daß er schwul war, aber genauso, daß er ein guter Mensch war, auf den man sich verlassen konnte, und als Erwachsener ein wichtiges Vorbild für uns.

Ein Freund und seine Zwillingsschwester waren in der High School meine besten Freunde. Phil erklärte mir Jahre später, daß er aus der Kirche ausgetreten sei, da die Christen ihn wegen seines Schwulseins nicht gern gesehen hätten. Als ich ihn in San Francisco besuchte, lebte er mit zwei Freunden in einer WG, die sie nett hergerichtet hatten. Ich schätzte die friedliche, offene und ruhige Atmosphäre ihres Heims, die sich so sehr von den aufgewühlten, verbitterten und unterdrückenden Beziehungen unterschied, die ich bei vielen Heterosexuellen antraf. Ein Lehrer an meiner kirchlichen High School, den ich sehr bewunderte, war schwul, nur wußten wir es zu diesem Zeitpunkt nicht. Er unterrichtete Englisch und verstand, das Fach interessant und herausfordernd zu gestalten. Er war verheiratet und seine Kinder gehörten zu unserem Freundeskreis. Ich besuchte ihn Jahre später, als ich erfuhr, daß er lebensbedrohlich an AIDS erkrankt war, und fand einen Menschen vor, der immer noch Gefallen an neuen Ideen und Projekten hatte. Mit ihm teilte ich meine Sorgen um meinen jüngsten Sohn.

Diese drei Männer und all die anderen Schwulen und Lesben, die ich kannte, schienen mir vorbildliche Menschen zu sein. Als ich noch glaubte, daß Daniel schwul sei, hoffte ich, daß er sich genauso entwickeln würde. Ich machte mir keine Vorwürfe, da ich alle drei Jungen gleich erzogen hatte. Als Daniel fünf Jahre alt war, fiel mir seine Weiblichkeit auf und wie er sich von anderen Jungen unterschied. Ich wußte jedoch, daß er dies nicht absichtlich tat. Ich glaube fest, daß manche Leute schwul geboren werden, genauso, wie ich mit lockigen Haaren und schlechten Augen auf die Welt kam. Ich war mir sicher, daß niemand Daniel dahingehend beeinflußt hatte und glaubte auch nicht, daß er eine Sünde beging.

Glücklicherweise hatte ich einmal gelesen, daß das Geschlecht des Ungeborenen von seiner hormonellen Umgebung während der Schwangerschaft determiniert wird. Alle Babys fangen als Mädchen an. Ein winziges bißchen männlicher Geschlechtshormone zur rechten Zeit reicht aus, um normale männliche Geschlechtsorgane und ein männlich denkendes Gehirn zu bewirken. Aber manchmal geht das schief. Die männlichen Hormone mögen ausreichen, um männliche Geschlechtsorgane auszubilden, aber nicht, um auch das Gehirn zu vermännlichen. Obwohl mich Daniels Coming-Out überraschte und auch etwas schockierte, war es dennoch einfach für mich, dies zu akzeptieren, da ich wußte, daß dies ihm angeboren war.

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Als ich beim Schwulen- und Lesbenzentrum ankam, war ich den Tränen nahe und sehr dankbar, daß ich einer freundlichen und aufgeschlossenen Praktikantin begegnete. Als ich mein Anliegen vortrug, Beratung zu bekommen, einem Jungen zu helfen, der ein Mädchen sein wollte, war sie mit ihrem Latein am Ende und gab zu, von derlei Dingen so gut wie keine Ahnung zu haben. Sie fand es sehr löblich, daß eine wunderbare Mutter ihrem Kind helfen wollte und gab mir einen Termin bei einem angeschlossenen Psychologen, der mit Transsexualität Erfahrung hatte. Auch gab sie mir die Telefonnummer einer Selbsthilfegruppe für Transsexuelle und Transvestiten, die sich "Neutral Corner" nannte.

Als nächstes durchsuchte ich die Bibliothek der Universitätsklinik und fand Artikel zur Hormontherapie und was bei einer Geschlechtsanpassungsoperation genau gemacht würde. Eine Studie warf die These auf, daß Transsexuelle mehr Brüder als Schwestern hätten und eher zu den Letztgeborenen gehörten. Ein anderer Artikel beleuchtete jene Vorkommnisse während der Schwangerschaft, die zur Folge haben konnten, daß das Kind transsexuell würde. Wieder ein anderer untersuchte eine Gruppe Transsexueller während ihrer seelischen, körperlichen und geistigen Transformation und der zugehörigen "Initiationsriten". Über das Schicksal Transsexueller nach der Operation gab es wenig Informationen, da sich viele einfach wieder in die Gesellschaft einklinkten und ihr Leben lebten -- selten wollten sie Forschern auch weiterhin Rede und Antwort stehen. Ein paar veraltete psychologische Studien über einige wenige Kinder mit Geschlechtsidentitätsproblemen lagen ebenfalls vor. Praktische Ratschläge jedoch waren sehr dünn gesät. Ich hätte ein Buch gebraucht, das mir Schritt für Schritt erklärt hätte, wie man die perfekte Transsexuelle erzieht, etwa nach dem Schema "Wenn Dein Kind Dir erzählt, daß es transsexuell ist, mußt Du dies, das und jenes in die Wege leiten".

 

 

Wie erziehe ich die perfekte Transsexuelle?

 

In der Universitätsklinik erklärte man mir, daß Spezialärzte 100 Dollar die Stunde verlangten und etwa zwei Stunden bräuchten, um eine Diagnose zu erstellen. Vom Kinderkrankenhaus bekam ich im Kern dieselbe Information und im staatlichen Nervenkrankenhaus gab es dafür überhaupt keine Spezialisten. Ich begriff schnell, daß die finanziellen Forderungen sehr ernstzunehmen waren, da ich in all diesen Institutionen zunächst danach gefragt wurde, wie ich versichert sei. Ich fühlte mich alleingelassen. Keiner hatte eine wirkliche Ahnung, aber alle wollten sich gegen fürstliche Entlohnung an dem Problem versuchen.

Damals bekam ich auch gerade einen Internetzugang, aber selbst wenn ich das Web durchsucht hätte, wären dort nur sehr spärliche Informationen über transsexuelle Jugendliche zu finden gewesen. Obwohl meine Freunde und Verwandten auch nicht mehr Ahnung hatten als ich, war es beruhigend, mit ihnen zu sprechen. Meine Mutter und meine ältere Schwester unterstützten und bestärkten mich. Als ich es meiner Mutter erzählte, rief sie nur: "Aha! Na klar! Das erklärt einiges".

Meine mexikanische Freundin Chula, die auch Daniels Patin war, war von der Entwicklung wenig überrascht, da sie schon bemerkt hatte, daß Daniel wie ein Mädchen ginge, als er erst zwei Jahre alt war. Sie hatte kein Problem, sich in die Situation einzufühlen und die Dinge zu akzeptieren und hatte in mexikanischen Zeitschriften bereits von Transsexuellen gelesen. Sie erwartete, daß es mit Daniels Vater wegen seines tiefsitzenden Machismo Krach gäbe. "Für die Kinder hat er eh noch keinen Finger krumm gemacht", sagte sie, "also sollte er jetzt besser nett sein oder das Ganze wenigstens hinnehmen".

Mein Beratungsgespräch im Schwulen- und Lesbenzentrum führte zu einem ersten Durchbruch. Deren erfahrener Berater sah aus wie ein Hippie mit seinem Ohrring, seinem Bart, einer Pfeife in der Brusttasche seines Hawaiihemdes und seinen Sandalen, und er kannte nur wenige transsexuelle Jugendliche und noch weniger, die auch die Geschlechtsanpassungsoperation schon hinter sich hatten, aber er konnte viele meiner Fragen beantworten: er hegte seine Zweifel, daß dies nur eine Phase sei, die Daniel eben durchmachte; es würde kein Leichtes sein, einen Frauenarzt oder Endokrinologen zu überzeugen, einem Minderjährigen Hormone zu verschreiben; Hormone auf dem Schwarzmarkt seien gefährlich, obwohl sie manche nähmen, um Geld zu sparen; Hormone würden einiges an Haarwuchs unterbinden, wogegen auch Epilation helfen würde; die meisten Wirkungen der Hormoneinnahme würden sich zurückbilden, wenn man sie absetzte. Da der Erfolg, den Transsexuelle in ihrem Leben haben, zumindest teilweise davon abhängig sei, wie gut sie es schaffen, als Frau durchzugehen, ließ er sich ein Bild von Daniel zeigen und glaubte, dies danach beurteilen zu können. Er fragte nach Daniels Statur und der Körpergröße seines Vaters. Ich hatte aber in dieser Beziehung überhaupt keine Bedenken, denn ich hatte Daniel schon als Mädchen gesehen und wußte, wie feminin er aussah.  

Der Berater informierte mich, daß mehrere Krankenhäuser in den USA qualitativ hochwertige Geschlechtsanpassungsoperationen durchführten, daß dies etwa 10.000 Dollar kostete und daß die Kosten für die Hormontherapie sich auf ca. 100 Dollar im Monat beliefen. Mir war diese Auskunft wichtig, da ich mich ja darum kümmern mußte, daß das Ganze irgendwie finanziert würde.

Die hormonelle und chirurgische Behandlung transsexueller Menschen ist sehr genau in Richtlinien festgelegt, die von einer Gruppe von Psychiatern, Ärzten und anderen Mitarbeitern des Gesundheitswesens 1979 aufgestellt worden waren. Diese Behandlungsstandards, wie sie von der Harry Benjamin International Gender Dysphoria Association (HBIGDA) herausgegeben wurden, schreiben vor, daß ein zugelassener klinischer Verhaltenswisseschaftler (ein Psychologe, Therapeut, Psychiater oder klinischer Sozialarbeiter) mit nachweisbaren Erfahrungen auf diesem Gebiet konsultiert werden muß, bevor die Operation stattfinden darf. Diese Richtlinien sind zwar kein Gesetz; da sich jedoch die allermeisten Operateure daran halten, haben sie de facto diesen Status.

Der erste Schritt besteht darin, daß ein Mitglied der oben genannten Berufsgruppen die transsexuelle Person über einen Zeitraum von drei Monaten untersucht, bevor eine Überweisung zur Hormontherapie ausgestellt werden kann. Weiterhin ist vorgeschrieben, daß die fragliche Person ein Jahr lang komplett in der neuen Geschlechtsrolle lebt, arbeitet und zur Schule geht, bevor eine Entscheidung über die Operation getroffen wird. Während dieses Jahres sollte der Kontakt zum Therapeuten aufrechterhalten bleiben, denn es sind von zwei Therapeuten Gutachten notwendig, bevor man die Operation ins Auge fassen kann.

Ich konnte noch nicht über die Operation nachdenken. Mir waren andere Dinge wichtiger, nämlich wie ich meinem Kind jetzt am besten helfen könnte. Dieser erste Berater schien ein liebevoller Mensch zu sein, bei dem ich mich wohlfühlte. Er sagte, daß er gerne mit Daniel sprechen würde, daß er aber nicht sofort eine Operationsindikation ausstellen würde. Seine Dienste würden zwar durch das Schwulen- und Lesbenzentrum finanziert, Spenden seien jedoch gern gesehen. 

Ein Mann aus der Selbsthilfegruppe "Neutral Corner" erwiderte meinen Anruf. Die Gruppe hatte keine Informationen für Jugendliche vorliegen, und der Mann wußte auch von keinem Transsexuellen, der so jung wie mein Kind war. Er lud mich aber zu den Gruppentreffen ein und bot mir an, die Büchersammlung der Gruppe zu durchforsten. Auch rief mich die Frau eines Transvestiten an. Ein Jahr nach ihrer Eheschließung fand sie heraus, daß ihr Ehemann gerne Damenkleidung trug, aber mit viel Liebe und Gesprächen konnten sie beide mit der Situation fertigwerden. Sogar ihre beiden Kinder wußten dies von ihrem Vater und schienen es gut verdaut zu haben. Ein Pfarrer hatte ihr gesagt, daß Transvestitismus keine Sünde sei, solange niemand dadurch in Mitleidenschaft gezogen würde. Sie war sehr hilfsbereit und machte mir Mut, und obwohl unsere Umstände völlig unterschiedliche waren, fühlte es sich gut an, mit einem Menschen zu sprechen, der unsere Probleme verstehen konnte. Es war tröstlich, daß auch andere Leute ähnliche Kämpfe auszufechten hatten, aber dennoch ein erfülltes Leben führen konnten.

Die meisten Informationen, zu denen ich Zugang hatte, bezogen sich auf Erwachsene, so daß ich das Gefühl hatte, das Rad neu erfinden zu müssen. Eltern, die in derselben Situation steckten, wären eine große Hilfe gewesen. Hatten sie einen Weg gefunden, der funktionierte? Welche Fehler hatten sie gemacht? Wie hielten sie es mit der Schule? Wie können Eltern überhaupt helfen?

Ich wußte, daß ich dieses Kind als Tochter akzeptieren mußte, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie man ein Mädchen erzieht, noch weniger ein transsexuelles, aber ich würde mein Bestes versuchen, ihr ein gutes Leben zu ermöglichen. Ich würde für meine heranwachsende Tochter mein ganzes Denken und meinen Sprachgebrauch umkrempeln müssen. Ich schwor mir, daß ich, bis Danielle aus Arizona wiederkam, mich an ihren neuen Namen und weibliche Pronomina gewöhnt hätte. Zur Übung sagte ich mir immer wieder vor: "Ich habe eine neue Tochter. Sie heißt Danielle. Sie ist richtig süß. Ich liebe sie". Am wenigsten wurde ich mit dem Wort "Tochter" warm, da ich immer männliche Ausdrücke gebraucht hatte, wenn ich mit und von meinen Kindern sprach: "Laßt uns gehen, Jungs. Meine Jungen. Kleiner Mann, so geht's aber nicht!" Ich versuchte nun, eher "Kinder" als "Jungs" zu sagen. Während ich mit diesen Dingen kämpfte, war es beruhigend für mich, mir mein Kind als Engel vorzustellen -- rein, unschuldig und verirrt, weder männlich noch weiblich. Ich fragte mich sogar, ob ein tieferer Sinn dahintersteckte, daß gerade ich ein solches Kind bekommen hätte. Die Frage "Warum ich?" stellte sich mir zwar, aber auch die Antwort: "Weil du es kannst!"

Ich war entschlossen, Danielle die Weichen für ihre Zukunft selbst stellen zu lassen -- ich würde sie weder anschieben noch bremsen wollen. Meine Verantwortung wäre, ihr so viele Informationen wie möglich zugänglich zu machen, Entscheidungen mit ihr zu besprechen und die Kosten für die Behandlung zu bezahlen. Ich versprach mir auch, daß unser Heim, wo auch immer es wäre, ihr vor der Welt Schutz bieten solle; daß es ein Ort wäre, wo sie in Sicherheit sein könnte, und daß ich ihr nicht mit Unwillen oder Mißbilligung begegnen würde. Wenn ich irgendwohin ginge, sollte sie immer eingeladen sein, mitzukommen; genauso, wie ich es schon immer gehalten hatte. Ich würde sie nicht verstecken oder mich ihrer schämen.

Während Danielle in Phoenix mit ihrer neuen Rolle experimentierte, war ich zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Der Jubilar wußte von den neuesten Entwicklungen bezüglich Danielle, aber der Rest der Gruppe nicht. Wenn die anderen Gäste sich erkundigten, wie es meinen Jungs ginge, fiel es mir schwer, überhaupt zu antworten. Ich mußte oft ins Badezimmer, um mir die Tränen abzutupfen.

Es waren auch viele kleine Kinder anwesend und ich hörte, wie sich die Mütter über ihre kleinen Jungs unterhielten. Ich wollte schon sagen: "Ihr denkt vielleicht, daß es wirklich Jungen sind". Ein Junge mit einem feingeschnittenen Gesicht fiel mir auf und ich fragte mich, was seine wahre Identität sei. Meine ganze Weltsicht war gekippt. Meine Schwester macht pränatale Ultraschalluntersuchungen und verrät den Eltern oft das Geschlecht ihrer künftigen Kinder anhand der Genitalien im Ultraschallbild. Ich dachte mir: "Eigentlich sollte man den Eltern nur sagen, daß das Kind männliche Genitalien hätte, aber daß sie das wirkliche Geschlecht vielleicht erst in vielen Jahren erfahren".

Neutral Corner bot monatliche Treffen an, bei denen sich Betroffene über ihre Probleme austauschen konnten. Als ich zum ersten Mal hinging, blieb ich erst mal auf dem Parkplatz im Auto sitzen, um genügend Mut zu sammeln, hineinzugehen. Ich fragte mich, welchen Menschen ich begegnen würde. Schließlich ging ich los, angetrieben von der Hoffnung, daß meine Fragen beantwortet würden. Ich gebe zu, daß ich auch neugierig war zu wissen, wie Transsexuelle eigentlich aussähen.

Ich wußte zunächst nicht, wer nun genau Transvestit oder transsexuell war, oder ob männlich wirkende Menschen auch wirklich Männer waren. Es war für mich schwierig, mich zu unterhalten, da mir klar wurde, daß ich gewöhnlich Menschen geschlechtsspezifisch ansprach. Wenn ich in der Vergangenheit Männern begegnete, versuchte ich zuerst herauszufinden, ob sie alleinstehend waren oder vergeben, und sprach dann mit ihnen über ihre Arbeit, über Sport, Autos oder Computer. Mit Frauen sprach ich über Kleidung, Kinder, Arbeit oder eben über Männer. Wenn ich aber über das Geschlecht nichts wußte, hatte ich zu kämpfen. Alles, was ich über Geschlechtsrollen wußte, was ich als gegeben betrachtete, relativierte sich.  

Nach einigen Minuten stellte sich mir ein Mensch vor, der männlich wirkte, sagte mir, daß er Transvestit sei, heute abend jedoch Männerkleidung trug und fragte mich, warum ich hier sei. Ihm wurde bald klar, daß ich kaum sprechen konnte, ohne zu weinen, also wechselte er das Thema und sprach mit mir über Politik, das Gesundheitswesen und andere geschlechtsneutrale Themen. Er war ein guter Gesprächspartner, intelligent und in jeder Hinsicht ein sehr netter Mensch. Er wirkte nicht seltsam oder verschroben oder anderweitig abstoßend, wie ich es vor dem Treffen befürchtet hatte.

Dann erzählte mir ein Paar, daß sie eine Mann-zu-Frau-Transsexuelle (MzF) sei, und er Frau-zu-Mann-transsexuell (FzM). Sie hätten kürzlich zusammen ihren Geschlechtswechsel durchlebt. Sie kannten aber keine jungen Transsexuellen und hatten auch mit dem Schulsystem keine Erfahrungen, gaben mir aber etliche Adressen von Therapeuten und Endokrinologen und gaben mir Kraft, meiner neuen Tochter zu helfen. Ich war glücklich, daß alle Anwesenden nette Menschen waren, die sich über Computer, Familien, Mode und alle möglichen Dinge unterhielten. An diesem Abend legte ich den Grundstein für Freundschaften, die mir auf meiner Fahrt durch unbekannte Gewässer noch sehr nützlich sein sollten.

Im Verlauf des Abends wurde ich allen vorgestellt und erfuhr, daß viele der Anwesenden erfolgreiche Menschen mit verständnisvollen Partnern waren. Manche waren Transvestiten in Frauenklamotten, andere wieder trugen Herrenkleidung. Ich lernte sie von den Transsexuellen zu unterscheiden. Von denen gab es zwei Varianten: MzF und FzM, aber zu meiner Überraschung und Freude waren die meisten glücklich und kamen gut zurecht. Manche der Frauen trugen sehr modische Kleidung, während ich in meinem üblichen Aufzug ohne Ohrringe, Nagellack und Hackenschuhe dasaß. Sie nahmen mich freundlich in ihre Gemeinschaft auf und gaben mir mehrere Bücher aus ihrer Sammlung zum Lesen mit. Es war sehr interessant, Bücher über alte griechische Sagengestalten zu finden, die transsexuell waren und die man nicht behandelte, als seien sie geisteskrank. Auch die Indianer kannten Transsexualität und die Stämme behandelten ihre Transsexuellen mit Respekt und gestanden ihnen Führer- und Lehrerrollen zu, da sie die Welt von der weiblichen und der männlichen Seite betrachten konnten. Die traditionelle indianische Gesellschaftsform war auch sehr offen für Kinder, die sich entscheiden mußten, welches Geschlecht oder welche Geschlechterrolle sie nun annähmen. Obwohl die Bücher sich vorwiegend auf Erwachsene bezogen, las ich sie dennoch. Ich wollte soviel wie möglich darüber lernen. Die Erfahrung bei Neutral Corner gab mir den ersten Hoffnungsschimmer, daß Danielles Zukunft doch glücklich und erfolgreich sein könnte.

* . * . * . * . *

Auf dem Weg zum Flughafen, wo ich meine Tochter nach ihrer Rückkunft aus Phoenix abholte, fragte ich mich, ob ich sie wiedererkennen würde. Würde sie wirklich ein nettes junges Mädchen sein? Ich hätte mir keine Sorgen machen brauchen, denn sie sah einfach umwerfend aus -- vielleicht ein bißchen zu grell, was Kleidung und Make-Up anging, aber sicherlich eine attraktive junge Frau. Sie hatte Bedenken, wie ich sie aufnehmen würde. Als wir uns umarmten und ich ihr sagte, daß ich sie liebhätte, war das erste, was sie zu mir sagte: "Ich kann nicht als Junge in die Schule zurück. Ich bin als Mädchen viel zu glücklich, um jemals umzukehren". Den gleichen Eindruck hatte ich auch. Sie dankte mir überschwenglich dafür, daß ich sie Mädchen sein lassen wollte, und sagte mir, daß sie sehr froh über ihre Brüder und Denise war, daß sie sie so großzügig unterstützten.

Nach ein paar Wochen wurde allen klar, die Danielle kannten, daß dieser Wechsel für sie eine wunderbare und glückliche Wendung war. Sie schäumte über vor Glück und war sehr optimistisch, was ihr neues Leben anging, und ein neuer Mensch, der in ihr verborgen gewesen war, begann sich herauszuschälen. Sie begann, die männliche Rolle mehr und mehr abzulegen; die Rolle, die sie jahrelang versucht hatte, aufrechtzuerhalten. Zwar waren ihre Ängste noch nicht ganz gewichen und noch nicht alles Männliche verschwunden, aber ein sehr großer Schritt war getan. Je mehr sie an Selbstsicherheit gewann, daß andere sie als Mädchen sahen, desto mehr blühte ihre Persönlichkeit auf und desto mehr Ausstrahlung gewann sie. Es war eine Feier des Lebens!

 


 

 

 INTRO

 TEIL II

 TEIL III

 TEIL IV

 TEIL V

 

 


DE version of 2-12-06 by Amy

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